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2014-01

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Stickerei, Borten,<br />

Federn,<br />

Nähen etc. Sie<br />

machen es erst<br />

möglich, aus<br />

der Vision des<br />

Couturiers ein<br />

Kleidungsstück<br />

zu realisieren.<br />

Die<br />

Modebranche<br />

war immer<br />

ein großer Arbeitgeber<br />

in<br />

Europa. Heute<br />

werden die<br />

Näharbeiten<br />

auch von bekannten<br />

Marken<br />

in der<br />

Heinz Oestergaard<br />

Regel in Billiglohnländer<br />

– zum Teil mit fatalen Folgen – ausgelagert.<br />

Kopiert wurde schon immer, was im Smartphone-Zeitalter<br />

natürlich noch schneller geht. Heute auf dem Laufsteg –<br />

vor allem die Pret-à-porter-Kollektionen („Mode von der<br />

Stange“ im Gegensatz zur Haute Couture) – werden als<br />

Kopie in den Shops der bekannten Modeketten vermarktet<br />

wie frische Brezeln.<br />

Endlich weiblich:<br />

In Deutschland wurde Heinz Oestergaard (geboren<br />

1916 in Berlin) der Designer der Nachkriegszeit. Für<br />

die Trümmerfrauen, die man noch mit Kittelschürzen,<br />

geknoteten Tüchern auf dem Kopf und in den grauen<br />

Mänteln der Männer vor Augen hat, wollte er „etwas<br />

Schönes“ machen aus Gardinen, Fahnen und Wehrmachtsuniformen,<br />

was es eben so gab. Frauen sollten<br />

wieder attraktiver werden. Später designte er Kleider für<br />

die gehobene und prominente Gesellschaft, für Schauspielerinnen<br />

wie Hildegard Knef, Romy Schneider oder<br />

Maria Schell. Bis er dann auch sehr erfolgreich Alltagsmode<br />

für das Versandhaus „Quelle“ entwarf. Neben<br />

Foto: reinhard@melz.eu<br />

Oestergaard sorgte Aenne Burda mit ihrer Zeitschrift<br />

„Burda Moden“, die seit 1952 auch Schnittmuster-Bögen<br />

enthielt, für frischen Wind für Selbstgeschneidertes. Ein<br />

Erfolg bis heute, denn kreatives Selbstgenähtes liegt immer<br />

wieder voll im Trend.<br />

Schon nach dem Krieg wurde die Hamburgerin Karla<br />

Eckert zur Stimme in Sachen Mode bei der Deutschen<br />

Presse-Agentur dpa. Im Medium Fernsehen wurde später<br />

jahrelang Antonia Hilke zur Fachfrau in Sachen DOB, also<br />

Damenoberbekleidung, die aus Paris berichtete. Heute<br />

haben im Internet Bloggerinnen dieses Feld für sich entdeckt.<br />

Und diverse TV-Shows, in denen nach Top-Models,<br />

Designern oder nach der „Shopping Queen“ gesucht wird,<br />

heizen den Markt an. Natürlich gibt es auch noch immer<br />

Modezeitschriften, die den Leserinnen zeigen, wie der<br />

Zeitgeist optisch modern verpackt wird. Denn Mode, so<br />

wird es bei Wikipedia erklärt, bezeichnet eine bestimmte<br />

Art Dinge zu tun – hier sich zu kleiden –, die von einer<br />

bestimmten Gruppe von Menschen als zeitgemäß gilt. So<br />

ist die Mode ein ständiger Prozess und im Wandel. Hält<br />

eine Art sich zu kleiden über mehrere Saisons, kann man<br />

von klassischer, also nachhaltiger Mode sprechen. Aber<br />

der schnelle Euro wird mit modischer Kleidung gemacht,<br />

deren Verfallsdatum schon vorprogrammiert ist. Mode ist<br />

keine Unterhaltung, sondern ein Business, ein Riesengeschäft.<br />

Manch junge Frau schreit vor Glück, wenn der<br />

Paketdienst neue Schuhe liefert. Der Unternehmer auch.<br />

Übrigens wurde der Internet-Schuh-Lieferant auch großzügig<br />

mit Steuermitteln beim Start-up unterstützt.<br />

Es muss nicht immer das Victoria und Albert Museum<br />

in London sein, mit der größten Textil- und Modesammlung<br />

in Europa, um die Kleider unserer Mütter und<br />

Großmütter zu sehen. Passend widmet sich ab Januar bis<br />

zum Sommer <strong>2<strong>01</strong>4</strong> die Ausstellung „störig! Kleidung und<br />

Mode im Sauerland 1870 bis 1970“ im Kultur-Bahnhof<br />

Lennestadt-Grevenbrück dem Thema. Hier steht natürlich<br />

die regionale, ländliche Kleidung im Mittelpunkt und<br />

spiegelt den Alltag, die Festtage und die Gesellschaft.<br />

Tessie Reeh<br />

Zum Thema: Faz.net/designer-abc; Guido Maria Kretschmer „Anziehungskraft<br />

- Stil kennt keine Größe“, Hamburg 2<strong>01</strong>3“; Barbara Vinken „Angezogen, Das<br />

Geheimnis der Mode“, Stuttgart 2<strong>01</strong>3<br />

44 durchblick 1/<strong>2<strong>01</strong>4</strong>

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