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2014-01

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wenn wir nicht fragen, ob wir eine Seele haben, sondern,<br />

ob wir eine Seele sind. In literarischer Anlehnung an Erich<br />

Fromm und Shakespeare wäre daher zu fragen: Haben oder<br />

Sein, das ist hier die Frage. Ich denke, wenn wir erkennen,<br />

dass jeder Mensch, in seinem tiefsten Wesen und Wert, eine<br />

Seele ist, anstatt dass er eine Seele hat, verändert sich unsere<br />

Einstellung zu unseren Mitmenschen, zum Wert des Lebens<br />

und zu uns selbst. Sie bewirkt einen grundsätzlichen Wandel<br />

in unseren Herzen und damit unseren Mitmenschen gegenüber.<br />

Der Wert eines Menschen wird dann nicht mehr an<br />

dem gemessen, was er an materiellen Gütern besitzt (Geld,<br />

Haus,Auto), zu welch körperlicher Leistung er fähig ist (Marathonlauf)<br />

und über welch ein geistiges Wissen er verfügt<br />

(Intelligenzquotient), mit anderen Worten, welchen Stellenwert<br />

er in der Gesellschaft hat, sondern einzig und allein<br />

daran, was für „eine Seele von Mensch“ er ist. Es findet ein<br />

Wertewandel statt, vom HABEN zum SEIN, denn was im<br />

Zusammenleben, im gemeinsamen Miteinander dann zählt<br />

ist das (wie) ich bin und nicht mehr (was) ich habe.<br />

Ein Wandel der inneren Einstellung, der Mut, Kraft und<br />

Ausdauer verlangt, damit er sich langsam vollziehen kann.<br />

(Jesus, der Mann aus Nazareth, war für mich ein Mensch,<br />

der diesen Wandel in sich vollzogen und mit allen Konsequenzen<br />

gelebt hat.) An dieser Stelle sei auch bemerkt, dass<br />

es einen engen Zusammenhang zwischen Seele und Würde<br />

des Menschen gibt. Durch den Paragraphen 1 des Grundgesetzes:<br />

„Die Würde des Menschen ist unantastbar“ wird<br />

sichtbar, dass jeder Mensch immer schon, quasi von Natur<br />

aus, eine Seele ist. Nur eine Seele zu sein, verleiht dem<br />

Menschen Würde. Denn, so wäre zu fragen, was am oder<br />

im Menschen soll denn bitteschön unantastbar sein, sein<br />

Körper, sein Geist, seine Psyche, sein ICH (Ego)? Deshalb:<br />

Ohne Seele (zu sein) keine Würde.<br />

Lebensaufgabe ist nicht Lebenssinn<br />

Bei der Suche nach der Seele stellt sich fast zwangsläufig<br />

auch die Frage nach dem Sinn des Lebens. Warum? Die<br />

meisten Menschen sehen in der Bewältigung und Erfüllung<br />

ihrer Aufgaben und Pflichten, die sie in den verschiedenen<br />

Rollen ihres Lebens übernommen haben, ob privat oder<br />

beruflich, auch den Sinn ihres Lebens. Lebensaufgabe =<br />

Lebenssinn heißt die Maxime. Dagegen ist grundsätzlich<br />

nichts einzuwenden. Zu bedenken ist nur, was geschieht,<br />

wenn die körperlichen Fähigkeiten und geistigen Leistungen<br />

durch Krankheit oder Alter nachlassen und schwinden und<br />

nicht mehr ausreichend sind, die sinngebendenAufgaben zu<br />

meistern. Verliert dann das Leben auch seinen Sinn? Ist ein<br />

Leben ohne Aufgabe sinnlos? Hängt, von diesem Blickwinkel<br />

aus betrachtet, der Sinn des Lebens ausschließlich an der<br />

Nützlichkeit (Utilitarismus) des Menschen? Insbesondere<br />

heute, in einer überwiegend auf maximale Leistung ausgerichteten<br />

Konsumgesellschaft, in der sich der Mensch fast<br />

ausschließlich nur noch aus Körper und Geist bestehend definiert.<br />

Körper und Geist sollen bis ins hohe Alter leistungsfähig<br />

ihren Dienst tun. Frauen sollen dabei begehrenswert,<br />

schlank und faltenfrei (Botox lässt grüßen), Männer attraktiv,<br />

muskulös und potent bleiben. Auch dagegen ist &<br />

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