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BDIZ EDI konkret 01.2008<br />
Der Gesundheitsfonds, die GKV und die Politik<br />
Das ungeliebte Kind<br />
Der monatelange Streit zwischen CDU/CSU und SPD<br />
über Kopfpauschale und Bürgerversicherung ist nicht<br />
vergessen. Insbesondere der Kompromiss der großen<br />
Koalition liegt den GKV-Versicherten, Kassen und den<br />
sog. Leistungserbringern gleichermaßen schwer im<br />
Magen. Im Gesundheitsfonds vereinigen sich die<br />
schlechten Eigenschaften beider Theorien.<br />
Der Gesundheitsfonds soll die unterschiedliche<br />
Finanzkraft der Kassen<br />
ausgleichen. Ab 2009 gehen<br />
die Beiträge von Versicherten und<br />
Arbeitgebern sowie die wachsenden<br />
Steuermittel für die Krankenversicherung<br />
der Kinder an den sog.<br />
„Nationalen Gesundheitsfonds“.<br />
Dieser teilt einheitliche Pauschalen<br />
von 150 bis 170 Euro pro Versichertem<br />
modifiziert nach Alter,<br />
Geschlecht und bestimmten Krankheitsfaktoren<br />
zu. Kommt eine Krankenkasse<br />
mit den Mitteln aus dem<br />
Gesundheitsfonds nicht aus, muss<br />
sie von ihren Mitgliedern eine eigene<br />
„Zusatzprämie“ erheben. Das<br />
will natürlich jede Krankenkasse<br />
BDIZ EDI Aktuell<br />
vermeiden, da sie sonst Mitglieder<br />
an günstigere Kassen verlieren<br />
könnte. Je höher also der erste einheitliche<br />
Beitragssatz für den<br />
Fonds 2008 ist, desto besser sind<br />
die Chancen für alle Kassen, keine<br />
Zusatzprämie erheben zu müssen.<br />
Beitragssatz ab<br />
November einheitlich<br />
Zuschläge für überdurchschnittlich<br />
viele alte und kranke Versicherte<br />
sollen die unterschiedlichen<br />
Risikostrukturen der Kassen<br />
ausgleichen. Der Bund hat festgelegt,<br />
den Beitragssatz für alle Kassen<br />
z<strong>um</strong> 1. November erstmals einheitlich<br />
festzulegen. Ab 1. Januar<br />
2009 rechnen Experten mit einem<br />
Beitragssatz von 15,5 Proz<strong>ent</strong>.<br />
Kürzlich meldete sich die Initiative<br />
„Neue Soziale Marktwirtschaft“,<br />
eine überparteiliche Reformbewegung<br />
von Bürgern, Wissenschaft-<br />
lern, Unternehmern und Verbänden<br />
zu Wort, die sich einsetzt für<br />
mehr Wettbewerb und Arbeitsplätze<br />
unter dem Gesichtspunkt<br />
der Sozialen Marktwirtschaft. Das<br />
in München ansässige Institut für<br />
Gesundheitsökonomie (IfG) hat<br />
für die Initiative eine Studie z<strong>um</strong><br />
Gesundheitsfonds erstellt.Laut IfG<br />
ist der Großteil der GKV-Mitglieder<br />
(44 Millionen) negativ betroffen.<br />
Sie müssten mit zusätzlichen Beitragszahlungen<br />
von bis zu 712 Euro<br />
im Jahr rechnen. Lediglich bei 5,5<br />
Millionen würde der Beitrag <strong>um</strong> bis<br />
zu 259 Euro im Jahr sinken, weil sie<br />
derzeit höhere Sätze als die 15,5 Proz<strong>ent</strong><br />
zahlen.IfG-Direktor Prof.Günter<br />
Neubauer spricht von falschen Anreizen<br />
durch den Gesundheitsfonds.<br />
„Die Kassen hätten ein Interesse<br />
daran, ihre Ausgaben nach oben zu<br />
treiben. Je größer die Ausgaben in<br />
diesem Jahr, <strong>um</strong>so höher ist der Beitragssatz<br />
2009“, wird er im „Handelsblatt“<br />
zitiert.