ent um - BdiZ
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65 Jahren für gültig erklärt. Voraussetzung<br />
sei allerdings, dass<br />
diese Maßnahme angemessen<br />
und erforderlich für das jeweilige<br />
arbeitsmarktpolitische Ziel sei.<br />
Entscheidung des<br />
Bundessozialgerichts<br />
Unter Bezugnahme auf dieses<br />
EuGH-Urteil vom 16.10.2007 hat<br />
nun auch das Bundessozialgericht<br />
in Deutschland <strong>ent</strong>schieden, dass<br />
die Regelung,die den (Zahn)Ärzten<br />
über das 68. Lebensjahr hinaus<br />
die Teilnahme an der ambulanten<br />
Versorgung von gesetzlich versicherten<br />
Pati<strong>ent</strong>en grundsätzlich<br />
untersagt, mit folgenden Arg<strong>um</strong><strong>ent</strong>en<br />
gerechtfertigt sei: Schutz<br />
der Gesundheit der gesetzlich Versicherten,<br />
Chancenwahrung für<br />
jüngere Ärzte sowie öff<strong>ent</strong>liches<br />
Interesse daran, dass durch jüngere<br />
(Zahn)Ärzte auch neuere medizinische<br />
Erkenntnisse in die<br />
gesetzliche Gesundheitsversorgung<br />
eingebracht werden.<br />
Gesundheitliche<br />
Eignungsprüfungen?<br />
Ob diese Arg<strong>um</strong><strong>ent</strong>e vor dem<br />
EuGH Bestand hätten, ist zweifelhaft.<br />
Der Schutz der Gesundheit<br />
der gesetzlich Versicherten<br />
ist sicherlich ein erstrebenswertes<br />
Ziel, aber die Maßnahme dazu<br />
unverhältnismäßig. Wie wird<br />
denn die Gesundheit der gesetz-<br />
BDIZ EDI konkret 01.2008 57<br />
lich Versicherten vor unter 68jährigen<br />
(Zahn)Ärzten geschützt,<br />
die z.B.aus gesundheitlichen Gründen<br />
nicht mehr voll<strong>um</strong>fänglich in<br />
der Lage sind, ihren Beruf auszuüben?<br />
In der Regel gar nicht, nur<br />
dann, wenn schon mal etwas<br />
schief gelaufen ist. Statt Zwangsversetzung<br />
in den Ruhestand<br />
könnte die Geeignetheit des<br />
(Zahn)Arztes für die (zahn)ärztliche<br />
Versorgung ab einem bestimmten<br />
Alter regelmäßig überprüft<br />
werden – so wie Piloten ihre<br />
gesundheitliche Geeignetheit regelmäßig<br />
nachweisen müssen.<br />
Die Einbringung neuerer medizinischer<br />
Erkenntnisse in die gesetzliche<br />
Gesundheitsversorgung<br />
ist vermutlich auch mit höheren<br />
Kosten verbunden, die vom dauerhaft<br />
unterfinanzierten GKV-<br />
System schlechterdings nicht erwünscht<br />
sein können. Darüber<br />
hinaus besteht für (Zahn)Ärzte die<br />
mit Sanktionen belegte Pflicht<br />
zur Fortbildung, so dass schon<br />
über diesen Weg neuere medizinische<br />
Erkenntnisse Eingang in<br />
die gesetzliche Gesundheitsversorgung<br />
finden. Das dritte Arg<strong>um</strong><strong>ent</strong><br />
des BSG basiert darauf, dass<br />
es ausreichend jüngere (Zahn)-<br />
Ärzte gibt, die die ambulante Versorgung<br />
von gesetzlich versicherten<br />
Pati<strong>ent</strong>en übernehmen wollen.<br />
Schon jetzt ist aber in einigen<br />
Facharztgruppen – insbesondere<br />
bei den Hausärzten, und zwar<br />
nicht nur in ostdeutschen Bundesländern<br />
– deutlich feststellbar,<br />
dass der medizinische Nachwuchs<br />
fehlt. Dann aber ist kein<br />
Ra<strong>um</strong> für eine arbeitsmarktpolitische<br />
Regelung,die (Zahn)Ärzte mit<br />
68 Jahren zwangsweise in den<br />
Ruhestand versetzt. ■<br />
Dr. Berit Jaeger<br />
Rechtsanwältin<br />
Kanzlei Ratajczak & Partner<br />
Berlin · Essen · Freiburg ·<br />
München · Köln · Sindelfingen<br />
Posener Str. 1, 71065 Sindelfingen<br />
Deutschland