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86<br />
BDIZ EDI konkret 01.2008<br />
Dr. Dr .Dr. Christian Foitzik<br />
Fortbildung<br />
Evidenzbasierte Therapie der Periimplantitis<br />
und klinische Erfahrungen<br />
Abb. 1<br />
Histologisches<br />
Bild eines natürlichen<br />
Zahnes und<br />
eines Implantates<br />
nach mehreren<br />
Jahren funktioneller<br />
Belastung<br />
Osseodesintegrationsarten<br />
Der natürliche Zahn und das enossale<br />
Implantat stimmen in den meisten<br />
klinischen Kriterien überein, so<br />
dass auch deren <strong>ent</strong>zündliche<br />
Komplikationen vergleichbar sind.<br />
Auch wenn der Zahn über das Parodont<br />
im Knochen verankert und<br />
das Implantat ankylosiert ist, sind<br />
die Reaktionen auf äußere Reize im<br />
klinischen Erscheinungsbild nahezu<br />
gleich und die therapeutischen<br />
Ansätze analog.<br />
Die Periimplantitis ist eine <strong>ent</strong>zündliche<br />
Osseodesintegration des Implantates,<br />
die verschiedene Ursachen<br />
haben kann.<br />
Wegen der Analogie zwischen Zahn<br />
und Implantat werden die Behandlungskonzepte<br />
der Parodontitis auf<br />
die Therapie der Periimplantitis<br />
übertragen.<br />
a. spontane <strong>ent</strong>zündungsfreie<br />
(involutive – natürlicher <strong>ent</strong>zündungsfreier marginaler<br />
Knochenverlust)<br />
b. toxische<br />
(Spaltkorrosion, toxische Metalle, Lötstellen)<br />
c. funktionell bedingte<br />
(hohe Scherkräfte, ungünstige statische Verhältnisse des<br />
Zahnersatzes)<br />
d. <strong>ent</strong>zündliche (Periimplantitis)<br />
(ungünstige Hygieneverhältnisse des Zahnersatzes, unzureichende<br />
Mundhygiene, Raucher, Stoffwechselerkrankungen,<br />
Chemotherapie, Radiatio u.a.)<br />
e. Mischformen<br />
Abb. 2 Mögliche Ursachen für einen marginalen<br />
Knochenverlust am Implantat<br />
Das von Lang et al. 2004 <strong>ent</strong>wickelte<br />
Konzept wird heute als<br />
Grundlage für die Behandlung der<br />
Periimplantitis herangezogen.<br />
Eine zuverlässige Kenntnis der an<br />
der Infektion beteiligten Keime in<br />
der Zahntasche am Implantat impliziert<br />
eine Keimbestimmung und<br />
gegebenenfalls den gezielten Einsatz<br />
von Lokalantibiotika.<br />
Auch wenn wir heute wissen, dass<br />
Antibiotika keinen unmittelbaren<br />
Einfluss auf eine Regeneration des<br />
periimplantären knöchernen Defektes<br />
haben, ist deren lokale und/oder<br />
systemische Anwendung vielfach<br />
medizinisch sinnvoll, <strong>um</strong> eine Ausbreitung<br />
der Infektion zu unterbinden.Eine<br />
antibiotische Behandlung<br />
sollte immer mit einer mechanischen<br />
Depuration der Implantatoberfläche<br />
kombiniert werden.<br />
Unterstützend für eine desinfizierende<br />
Maßnahme und eine zuverlässige<br />
Zerstörung des Biofilms<br />
sowohl bei der Parodontitis als<br />
auch bei der Periimplantitis setzt<br />
sich wegen der günstigen klinischen<br />
Ergebnisse die antimikrobielle<br />
photodynamische Therapie<br />
(aPDT) zunehmend durch.<br />
Wie bei der Parodontitis ist auch<br />
bei der Periimplantitis die Gefahr<br />
einer Beeinträchtigung der allgemeinen<br />
Gesundheit gegeben, mit<br />
<strong>ent</strong>sprechender Erhöhung des CRP<br />
(C-reaktives Protein) und einer gesteigertenFibrinogenkonz<strong>ent</strong>ration<br />
mit der Folge einer Erhöhung<br />
eines Thromboserisikos. Ein gesteigertes<br />
Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko<br />
gilt heute als gesichert.<br />
Auch eine Stoffwechselbelastung<br />
bis z<strong>um</strong> manifesten Ausbruch eines<br />
Diabetes mellitus sowie die Gefahr<br />
des Aborts bei Schwangeren wurde<br />
in Fachpublikationen berichtet.<br />
Der Einsatz von bioaktiven Substanzen<br />
wie Schmelzmatrixproteine<br />
hat sich im Rahmen der Behandlung<br />
von Parodontitiden bereits<br />
bewährt, so dass ein Einsatz<br />
in der Therapie der Periimplantitis<br />
gerechtfertigt ist, auch wenn heute<br />
noch keine zuverlässigen klinischen<br />
Empfehlungen vorliegen.<br />
Zusammenfassend kann festgehalten<br />
werden, dass die Behandlung<br />
der Periimplantitis eine außerord<strong>ent</strong>lich<br />
schwierige und komplizierte<br />
Maßnahme darstellt. Dabei<br />
ist die rückstandslose Säuberung<br />
der infizierten Implantatoberfläche<br />
für den Langzeiterfolg von<br />
besonderer Bedeutung.<br />
Die Regeneration eines periimplantitischen<br />
Knochendefektes gelingt<br />
selten,eine reizlose Abheilung ist<br />
in der Regel das Ziel der Behandlung.<br />
Die Erfahrungen zeigen,dass in den<br />
meisten Fällen nach einer Behandlung<br />
eine Verbesserung der Infektion<br />
erreicht und das betroffene Implantatin<br />
Funktion gehalten werden kann.<br />
Die beste Therapie ist auch hier die<br />
Prophylaxe durch regelmäßiges<br />
Recall und Remotivation und Reinstruktion<br />
des Pati<strong>ent</strong>en in der erforderlichen<br />
Mundhygiene. ■<br />
Kontakt<br />
Dr. Dr .Dr. Christian Foitzik<br />
OPI – Operations- und<br />
Implantatz<strong>ent</strong>r<strong>um</strong><br />
Darmstadt