Editorial - Hochschule Hannover
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Unternehmensgründungen im internationalen Vergleich<br />
und in der Region<br />
Deutschland liegt eher im unteren Mittelfeld was die<br />
Gründungsintensität im Vergleich der 37 wichtigsten<br />
Industrie- und Schwellenländer betrifft. Arbeiten<br />
müssen wir vor allem an mentalen Einstellungen,<br />
aber auch am Grundwissen der Bevölkerung über<br />
fundamentale wirtschaftliche Zusammenhänge<br />
unserer Gesellschaft. Das sind die wichtigsten<br />
Erkenntnisse des letztjährigen Global Entrepreneurship<br />
Monitor (GEM 2002), der allein in Deutschland<br />
auf 15.000 Interviews beruht. Ein Kernsatz aus der<br />
Zusammenfassung: „Die größten Defizite bestehen<br />
bei der Vermittlung gründungsbezogener Kenntnisse<br />
durch Schulen und <strong>Hochschule</strong>n sowie bei Regulierungen<br />
und Steuern“ (GEM 2002, S.7). Für <strong>Hannover</strong><br />
ist Erfreuliches zu berichten.<br />
Der Befund der Zahlen zeigt, was die volkswirtschaftliche<br />
Theorie seit spätestens Anfang des letzten<br />
Jahrhunderts weiss: Wirtschaftliche Entwicklung<br />
und damit das Bereitstellen von Arbeitsplätzen vollzieht<br />
sich vor allem durch Innovationen, die durch<br />
Unternehmer in den Märkten durchgesetzt werden.<br />
Die Fakten der GEM belegen zusätzlich, dass Länder<br />
mit hohen Gründungsquoten in der Vergangenheit<br />
weniger krisenanfällig sind als die Länder mit geringer<br />
Gründungsaktivität.<br />
Deutschland ist also im (unteren) Mittelfeld – auf<br />
Platz 24 von 37 Ländern. Hinzu kommt, dass Notgründungen<br />
mangels anderer Erwerbsalternativen<br />
hierzulande relativ eine größere Rolle spielen als in<br />
wichtigen Vergleichsländern, wo das Gründen zur<br />
Umsetzung von Geschäftsideen wichtiger sind.<br />
Laut GEM 2002 sind Einstellungen und Motive als<br />
bedeutende Erklärungen dieses Verhaltens heranzuziehen:<br />
– Deutsche sind pessimistischer in Bezug auf Gründungschancen<br />
als Bewohner wichtiger Vergleichsländer.<br />
– Deutsche schätzen ihre Gründungsfähigkeiten<br />
schlechter ein als andere.<br />
spectrum 2/2003 • blickpunkt s. 26<br />
Total Entrepreneurial Activity 2000-2002 in ausgewählten<br />
größeren Raumordnungsregionen.<br />
– Deutsche sind ängstlicher zu scheitern<br />
(49% gegenüber durchschnittlich ca. 33%).<br />
– Bei all diesen Aspekten sind Frauen noch pessimistischer<br />
als Männer.<br />
Der bessere Teil der GEM-Botschaft: Die Infrastruktur<br />
wie das Beratungsnetzwerk sowie öffentliche Finanzierungsangebote<br />
sind in Deutschland flächendeckend<br />
und überdurchschnittlich vorhanden. Die<br />
Gründungseinstellungen verbessern sich.<br />
Die Region <strong>Hannover</strong> schneidet im Übrigen innerhalb<br />
Deutschlands in Bezug auf die Gründungsaktivität<br />
in der Spitzengruppe ab – mit Platz 6 unter 97<br />
Raumordnungsregionen. Ein wenig publiziertes, für<br />
die Zukunft jedoch positiv stimmendes Signal.