Editorial - Hochschule Hannover
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Opulentes Schau-Spiel im Design Center<br />
Zum zehnjährigen Geburtstag der<br />
Studienrichtung Kostüm-Design<br />
der Fachhochschule <strong>Hannover</strong><br />
(FHH) trafen sich eine Menge<br />
Besucher und Gäste. Ich bin froh,<br />
dass ich mit von der Partie war:<br />
Dieses Geburtstagsfest setzte<br />
Maßstäbe.<br />
Ohne Vorhang, ohne Bühnenraum,<br />
ohne aufwändige Bühnentechnik<br />
– aber mit Liebe, mit Leidenschaft,<br />
mit Engagement und<br />
mit absoluter Professionalität. In<br />
der funktionalen Architektur des<br />
Design Center entstand Theaterzauber.<br />
Und wir alle wurden Teil<br />
der Inszenierung. Man konnte<br />
sich fast vorkommen, wie in Peter<br />
Brooks „Der leere Raum“, der<br />
doch so voller Geheimnisse<br />
steckt, wenn man sie denn zu<br />
finden weiß. Das ansonsten akustisch<br />
wenig freundliche Atrium<br />
wurde bespielt und besungen,<br />
betanzt und beschritten, die<br />
geschickte Inszenierung von Werner<br />
Eggenhofer bot darstellerische<br />
Spielräume und musikalische<br />
Formationen auf, man hatte über<br />
weite Strecken den Eindruck, als<br />
umgarnten einen kunstvolle<br />
Figuren und skurril gewandete<br />
Geschöpfe schier endlos.<br />
Der gesamte sichtbare Raum<br />
wurde von oben bis unten und<br />
von allen Seiten bespielt. Zum<br />
Beispiel: Wir Zuschauerinnen und<br />
Zuschauer wurden mit einem<br />
Walzer Schostakowitschs von<br />
unseren Plätzen vertanzt und<br />
gewannen neue Blickwinkel.<br />
Oder: Zwei winzige Trolle in Rokokoperücken<br />
provozierten mit<br />
ihrem Gang über die Seitentreppen<br />
das heroische Erscheinen von<br />
Brunhild und Medea. Und, an<br />
anderer Stelle: Die Sängerdarstellerin<br />
des sehnsuchtsvollen Cherubino<br />
in Hosenrolle kehrte durch<br />
einen meterhohen Wasservorhang<br />
mit der Todesarie der Dido<br />
in roter Robe, geschützt durch<br />
einen Regenschirm, zurück. Dies<br />
als einige, wenige Beispiele von<br />
den vielen bezaubernden Überraschungen<br />
des Abends. Das<br />
augenscheinlich Wirksame der<br />
Kostüme, der minimale Einsatz<br />
optischer Effekte und die enorme<br />
Spielfreude der jungen Darsteller<br />
schuf in meinen Augen ein Ereignis<br />
ganz besonderer Art.<br />
Es scheint, als hätte Professorin<br />
Maren Christensen-Gantenberg in<br />
<strong>Hannover</strong> eine fruchtbare Familie<br />
von Kostüm-Designerinnen und<br />
-Designern begründet, auf deren<br />
künftige Präsentationen wir uns<br />
schon heute freuen dürfen.<br />
Iris Maria vom Hof<br />
spectrum 2/2003 • fachbereiche s. 63