Editorial - Hochschule Hannover
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Privilegierte Kunst:<br />
Barkenhoff-Stiftung ermöglicht fruchtbare Kommunikation<br />
Ein international ausgeschriebenes<br />
Stipendium wahrnehmen zu<br />
dürfen, wird gemeinhin als Privileg<br />
verstanden – sowohl seitens<br />
der Stipendiatinnen und Stipendiaten<br />
als auch der informierten<br />
Öffentlichkeit. Es kann an einen<br />
Aufenthalt vor Ort – Artists in<br />
Residence – geknüpft sein, so<br />
dass eine künstlerische Position<br />
ihr Betätigungsfeld für den<br />
gewählten Zeitraum der Förderung<br />
von sechs, neun oder zwölf<br />
Monaten in die ländliche Idylle<br />
des Teufelsmoors – namentlich in<br />
das Künstlerdorf Worpswede –<br />
verlagert.<br />
spectrum 2/2003 • fachbereiche s. 48<br />
Mit dem Wissen um die<br />
(kunst)historisch belegten Zeugnisse<br />
der Worpsweder Maler –<br />
Rainer Maria Rilkes Portrait der<br />
Künstlergruppe um Fritz Mackensen,<br />
Otto Modersohn, Heinrich<br />
Vogeler u. a. sei hier als Lektüre<br />
empfohlen – habe ich Anfang<br />
Januar 2003 das mir zur Verfügung<br />
gestellte Atelier III, das am<br />
westlichen Ortsrand direkt an die<br />
Feuchtwiesen des Moores grenzt,<br />
bezogen. Der Blick aus meinem<br />
Fenster traf am fernen Horizont<br />
eine Baumreihe, darüber ein weiter<br />
Himmel. Auf der Wiese eine<br />
Pferdeherde, die ganzjährig im<br />
Freien verbleibt.<br />
Ich trat meinen auf sechs Monate<br />
angelegten Aufenthalt zusammen<br />
mit sechs weiteren Künstlerinnen<br />
und Künstlern an. Andere Kolleginnen<br />
und Kollegen hatten sich<br />
schon im Vorjahr eingerichtet, so<br />
dass sich insgesamt zehn bildende<br />
Künstler die Ateliers des architektonisch<br />
reizvollen Ensembles am<br />
„Barkenhoff“ und die sachlichmodernen<br />
Studios „Vor den Pferdeweiden“<br />
teilten.<br />
Es mag an der Zusammenstellung<br />
der diesjährigen Stipendiatinnen<br />
und Stipendiaten, ihren künstlerischen<br />
Ansätzen, die von Malerei<br />
und Zeichnung über Installation<br />
bis Video und Skulptur reichten,<br />
aber sicherlich auch an der Struktur<br />
der beiden Wirkungsstätten<br />
gelegen haben, dass neben dem<br />
Voranbringen der eigenen Arbeit<br />
eine intensive und fruchtbare<br />
Kommunikation untereinander<br />
stattgefunden hat.<br />
Ergebnis dessen waren zwei<br />
gemeinsame Ausstellungsprojekte,<br />
die in ihrer Entwicklung den<br />
Konsens der Gruppe benötigten<br />
und erreichten ohne jedoch eine<br />
Reminiszenz an (bekannte) Künstlergruppen<br />
zu bemühen.<br />
So kann das eingangs erwähnte<br />
Privileg auf die Situation angewendet<br />
werden, konzentriert die<br />
eigene Arbeit weiter zu verfolgen,<br />
gleichzeitig aber die Möglichkeit<br />
zu haben, diesen Prozess mit Kolleginnen<br />
und Kollegen zu kommunizieren<br />
– und dabei eine produktive<br />
„Künstlergemeinschaft“<br />
(auf Zeit) zu bilden.<br />
Alexander Steig