Editorial - Hochschule Hannover
Editorial - Hochschule Hannover
Editorial - Hochschule Hannover
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Mit Selbstvertrauen selbstständig werden: Warum Studierende<br />
keine Angst vor der Existenzgründung zu haben brauchen<br />
Könnten Sie mit der ständigen Angst im Nacken<br />
leben, dass Ihr Geld nicht reicht? Wären Sie bereit,<br />
wöchentlich 70 Stunden und mehr zu arbeiten?<br />
Macht es Ihnen nichts aus, ganz auf sich allein<br />
gestellt zu sein? Verzweifeln Sie an der in Deutschland<br />
immer noch überall grassierenden Bürokratie<br />
oder nehmen Sie den Kampf dagegen mutig auf?<br />
Würden Sie im Falle eines Scheiterns noch genügend<br />
Mut und Energie für einen Neuanfang aufbringen?<br />
Wenn Sie diese Fragen mit „Ja“ beantworten können,<br />
haben Sie eine Chance. Die Chance, nach dem<br />
Examen oder mit einem Diplom in der Tasche nicht<br />
unzählige Bewerbungen schreiben oder zig Assessment<br />
Center absolvieren zu müssen. Sie haben die<br />
Chance, sich selbstständig zu machen. Sie können<br />
eine Existenz gründen oder gar endlich wirklich<br />
etwas unternehmen, was über die Planungen für die<br />
Wochenenden hinausreicht – nämlich im besten<br />
Sinne eine Unternehmerin oder ein Unternehmer<br />
werden.<br />
Egal, ob Sie eine Haustierpension eröffnen oder professionell<br />
Hemden bügeln wollen: Noch immer zeigt<br />
sich, dass man Geld hierzulande auch anders als in<br />
abhängiger Beschäftigung verdienen kann – nämlich<br />
in selbstständiger. Sofort schwingen Sie sich zu<br />
einem der am meisten umgarnten Lieblingskinder<br />
spectrum 2/2003 • blickpunkt s. 44<br />
deutscher Politik auf. Wenn Bundesfinanzminister<br />
Hans Eichel alljährlich den nun bald wieder einsetzenden<br />
Wirtschaftsaufschwung prognostiziert, dann<br />
baut er seinen Optimismus nicht zuletzt auf den Mittelstand:<br />
Einzelunternehmer und Firmen mit einem<br />
oder wenigen Angestellten. Die Bundesregierung<br />
leistet Schützenhilfe, indem sie richtigerweise den<br />
Ich-AGs zukünftig erlauben will, Angestellte zu<br />
beschäftigen, also zu Wir-AGs zu werden.<br />
Der wahre Grund jedoch, warum man den Schritt in<br />
die Selbstständigkeit durchaus wagen sollte – wenn<br />
man ihn tatsächlich ins Kalkül zieht – ist, dass dieses<br />
Gefühl der Gestaltungsfreiheit nirgends so groß ist<br />
wie in der eigenen Firma. Die Kenntnisse in Unternehmensplanung<br />
und Controlling aus dem BWL-<br />
Hauptstudium sind für die dunklen dreiteiligen<br />
Anzüge der großen Unternehmensberatungen nicht<br />
vielmehr als notwendiges Handwerkszeug, als<br />
Selbstständiger jedoch berühren sie einen höchstpersönlich.<br />
Und das kann sich – zunächst sogar<br />
unabhängig vom Betriebsergebnis – sehr gut<br />
anfühlen. Fachhochschulen und Universitäten haben<br />
diesen Trend längst erkannt und gründen seit Mitte<br />
der Neunzigerjahre fleißig Transferstellen, Kreativ-<br />
Seminare oder Ideen-Werkstätten, um Existenzgründungen<br />
zu begleiten oder deren Qualität zu verbessern<br />
– selbst in diesen ökonomisch schwierigen Zeiten<br />
mit zunehmendem Erfolg.<br />
Als Student in Hamburg und Bonn gründete ich<br />
1997 zusammen mit einem Partner eine Agentur für<br />
Politikberatung – „POLIS Public Relations“. Unsere<br />
Pläne stießen insbesondere in den Medien auf<br />
großes Interesse, sogar bei Politikern. Leider waren<br />
in Deutschland zu jener Zeit Begriffe wie „Public<br />
Affairs“ und „Spin Doctoring“ noch völlig unbekannt<br />
– insbesondere den Banken, bei denen wir um<br />
Finanzhilfe für erste Investitionen warben. So waren<br />
wir gezwungen, schon nach zwei Jahren im Zuge<br />
eines bescheidenen „Management-buy-out“ unsere