Photovoltaik Physik und Technologie der Solarzellen - IPHT Jena
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4 Halbleiter I: Gleichgewicht<br />
Die für <strong>Solarzellen</strong> wichtigen photovoltaisch aktiven Materialien sind Halbleiter. Mit Ausnahme<br />
des amorphen Siliciums werden sie in kristalliner Form eingesetzt, <strong>und</strong> zwar einkristallin<br />
o<strong>der</strong> polykristallin. In diesem <strong>und</strong> dem nächsten Kapitel werde ich daher die wichtigsten<br />
Ergebnisse aus <strong>der</strong> Halbleiterphysik zusammenstellen, ohne sie im einzelnen zu begründen.<br />
Dies gehört in eine Vorlesung über Festkörperphysik.<br />
4.1 Kristallstruktur<br />
Die chemische Bindung in Halbleitern ist überwiegend homöopolar, bei den Verbindungshalbleitern<br />
mit einem ionischen Anteil. Die Elementhalbleiter Silicium <strong>und</strong> Germanium<br />
gehören <strong>der</strong> 4. Hauptgruppe des Periodensystems an <strong>und</strong> besitzen demnach 4 Valenzelektronen.<br />
Diese sind im Festkörper sp 3 -hybridisiert, ihre Orbitale sind tetraedrisch ausgerichtet. Dementsprechend<br />
sind die Atome tetraedrisch angeordnet <strong>und</strong> bilden ein kubisch- flächenzentriertes<br />
Diamantgitter (Abb. 4.1) mit einer Koordinationszahl, <strong>der</strong> Zahl nächster Nachbarn, von nur 4.<br />
Im flüssigen Zustand sind beide Elemente metallisch <strong>und</strong> weisen eine höhere mittlere Koordinationszahl<br />
<strong>und</strong> eine höhere Dichte auf.<br />
Die Verbindungshalbleiter haben ebenfalls eine mittlere Zahl von 4 Valenzelektronen je Atom<br />
<strong>und</strong> ähnliche Bindungsverhältnisse. Bei den IV-IV-Verbindungen SiC <strong>und</strong> SiGe ist das offensichtlich.<br />
Die an<strong>der</strong>en AB-Verbindungen wie GaAs o<strong>der</strong> CdTe sind III-V bzw. II-VI-<br />
Verbindungen. Ihre Kristallstruktur baut auf dem Diamantgitter auf, wobei die beiden Partner<br />
auf den Plätzen des Diamantgitters abwechseln. Das ist auf mehrere Weisen möglich. Die<br />
beiden einfachsten sind im kubischen Zinkblendegitter <strong>und</strong> im hexagonalen Wurtzitgitter<br />
realisiert (Abb. 4.1). Beide Gittertypen kommen in Halbleitern vor. In GaAs <strong>und</strong> CdTe ist das<br />
Zinkblendegitter die stabilere Struktur.<br />
Im amorphen Silicium (a-Si) sind die Atome zwar noch nahgeordet wie im kristallinen<br />
Silicium, es existiert aber keine Fernordnung mehr. Auch hier ist die Koordination noch überwiegend<br />
tetraedrisch wie im Kristall. Die Bindungswinkel sind aber nicht mehr genau <strong>der</strong><br />
Tetrae<strong>der</strong>winkel von 109°, son<strong>der</strong>n um diesen Mittelwert mit einer rms-Streuung von ca. 7°<br />
verteilt. Die Verteilung <strong>der</strong> Bindungslänge ist mit 1% Breite viel schmaler. Es kommen nicht<br />
nur 6-Ringe vor wie im Diamantgitter (Abb. 4.1), son<strong>der</strong>n auch eine gewisse Anzahl von 5- <strong>und</strong><br />
7-Ringen. Nicht alle Bindungen sind abgesättigt, es gibt "dangling bonds" <strong>und</strong> daher ungepaarte<br />
Spins, die mittels ESR (electron spin resonance) nachgewiesen <strong>und</strong> in ihrer Dichte bestimmt<br />
werden können. Die Spindichte wird im a-Si meist schlicht "Defektdichte" genannt. Die<br />
Spindichte wird kleiner, wenn die dangling bonds durch Wasserstoff abgesättigt sind. Bei<br />
manchen Herstellungsverfahren wird <strong>der</strong> dazu nötige Wasserstoff gleich mitgeliefert, bei<br />
an<strong>der</strong>en nicht. Für photovoltaische Anwendungen ist ein Wasserstoffgehalt von einigen at% für<br />
die erfor<strong>der</strong>liche elektronische Qualität notwendig.<br />
In den kristallinen Halbleitern existiert eine diskrete Translationssymmetrie mit den primitiven<br />
Gittervektoren als kleinste Translationseinheiten, die das Gitter in sich selbst überführen. Die<br />
Translationssymmetrie führt bei <strong>der</strong> quantenmechanischen Behandlung zu erheblichen Vereinfachungen,<br />
auf denen wesentliche Modelle <strong>und</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> Festkörperphysik beruhen <strong>und</strong><br />
die im folgenden genutzt werden. Beim a-Si entfallen diese Annehmlichkeiten.<br />
4 Halbleiter I: Gleichgewicht F. Falk, <strong>Photovoltaik</strong> WS 2010/11