SDF_Buch_German_Teil1.pdf
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2.1.5 Durchsickerung und landseitige Entwässerung<br />
Als Durchsickerung bezeichnet man die langsame Durchdringung eines Deichs oder Bauwerks<br />
mit Wasser (Sickerwasser). Sie ist eines der kritischen Probleme beim Bau von Rückhalteräumen,<br />
das häufi g zu Widerstand in der lokalen Bevölkerung führt. Durchsickerung kann:<br />
• gefährliche Auswirkungen auf Fundamente haben;<br />
• Anwohnerproteste gegen Polderprojekte schüren, da Hausbesitzer im Hinterland die<br />
Auswirkungen steigender Grundwasserpegel fürchten.<br />
Ob an einem Bauwerk Durchsickerung auftritt, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z. B.<br />
von der Durchlässigkeit des Bodens und vom Druckgradienten. Die Durchlässigkeit kann - je<br />
nach Bodenbeschaffenheit und -zusammensetzung - stark variieren. Ist die<br />
Sickergeschwindigkeit groß genug, kann es zu Erosionsbildung kommen.<br />
Im Rahmen des <strong>SDF</strong>-Projekts wurden drei alternative Methoden zur Lösung des<br />
Durchsickerungsproblems umgesetzt:<br />
a) die Einrichtung von Brunnen und Schöpfwerken beim Bau von Rückhalteräumen, um<br />
so den Grundwasserpegel zu senken und den Austritt von Sickerwasser zu verhindern.<br />
b) das Anlegen von Gräben und Schöpfwerken zur Ableitung von Druckwasser aus<br />
bestimmten Gebieten.<br />
c) statt präventiver Maßnahmen die Einrichtung eines Monitoringsystems, einschließlich<br />
der Vereinbarung, im Problemfall Lösungen herbeizuführen.<br />
Natürlich sind auch Kombinationen der Ansätze a, b und c möglich.<br />
Im Polder Lohrwardt hat das Druckwasserproblem historische Gründe. Daher wurde hier mit<br />
den Stakeholdern vereinbart, ein Monitoringsystem zu implementieren. Darüber hinaus<br />
vereinbarte man, beim Auftreten eventueller negativer Auswirkungen<br />
Konstruktionsverbesserungen vorzunehmen. Ein Grundwassermodell wurde nicht erstellt. Das<br />
reichte, um eine Einigung mit den Stakeholdern herbeizuführen.<br />
In Kirschgartshausen hat das Problem des Druckwassers die Planungsphase entscheidend<br />
beeinflusst. Es wurde ein Grundwassermodell erstellt, um Schätzungen zu ermöglichen. Das<br />
hat zu Anpassungen in der Konstruktion und Baufl ucht des neuen Deiches geführt (der nun in<br />
größerer Entfernung zur Bebauung angelegt wurde).<br />
Auch in Ingelheim ist die Entstehung von Druckwasser ein wichtiger Aspekt. Auch hier wurde<br />
ein Grundwassermodell erstellt. Es war äußerst wichtig, allen Projektbeteiligten und<br />
-betroffenen in Präsentationen zu verdeutlichen, wie dieses Modell funktioniert und mit<br />
welchen Auswirkungen zu rechnen ist. In den Niederlanden gilt es vor allem, die<br />
Landentwässerung zu berücksichtigen. In trockengelegten Poldern, die unterhalb des<br />
Meeresspiegels liegen, muss das Wasser in Kanäle gepumpt und schließlich ins Meer abgeleitet<br />
werden. In diesen Gebieten stehen Schöpfwerke. Im Pilotprojekt Hondsbroeksche Pleij wird ein<br />
Entwässerungssystem installiert. Zudem verpflichten die Projektträger sich zum Schadenersatz<br />
im Falle von Druckwasserschäden. Im Projektgebiet Fortmond wurde ein hydrologisches<br />
Modell erstellt, das die Auswirkungen der Nebenrinne hinter den Deichen demonstrierte. Das<br />
Besondere an diesem Ansatz besteht darin, dass das Schadenspotenzial für die Bauphase und<br />
für den Hochwasserfall berechnet wurde (Schäden an Landwirtschaftsfl ächen und Gebäuden).<br />
Es wurde vereinbart, einen Ausgleichsfonds für erlittene Schäden einzurichten.<br />
Die folgenden Abschnitte beschreiben die Situationen und entwickelten Lösungen in den<br />
Projektgebieten Kirschgartshausen, Ingelheim, Hondsbroeksche Pleij und Heesseltsche<br />
Uiterwaarden.<br />
Druck- und Grundwasser in Kirschgartshausen<br />
Durch die Deichrückverlegung rückt der Rhein bei Hochwasser sehr dicht an einige<br />
Bauernhöfe und Wohnsiedlungen heran. Vor dem Projekt gab es weniger Probleme mit<br />
Hochwasserschutzmaßnahmen 111<br />
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