10.01.2013 Aufrufe

SDF_Buch_German_Teil1.pdf

SDF_Buch_German_Teil1.pdf

SDF_Buch_German_Teil1.pdf

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Naturentwicklung und Umwelt 190<br />

Polderbau wurde durch andere Maßnahmen erreicht. Der ökologische Ü berfl utungsraum<br />

kann von den Kommunen für ihre landespflegerischen Ausgleichsmaßnahmen genutzt<br />

werden (z.B. im Rahmen ihrer eigenen Bauleitplanung) in Form einer Beteiligung an den von<br />

der SGD Süd investierten Mitteln.<br />

Abschließend kann anhand des Projektes der Emscher-Umgestaltung noch ein weiteres<br />

Beispiel zu Vereinbarungen über ein „Öko-Konto“ aufgeführt werden. Im Grundsatz sind alle<br />

Maßnahmen zur ökologischen Verbesserung des Gewässersystems (mit über 340 km<br />

Gewässerlänge und 400 km Abwasserkanälen) geeignet, um die baulichen Eingriffe zu<br />

kompensieren. Im Genehmigungsprozess für die Hochwasserrückhaltebecken sind die<br />

Behörden von dieser allgemeinen Linie etwas abgewichen. Der Bau der Becken führt zu<br />

größeren Eingriffen als in anderen Teilen des Emschergebietes, da die Umwelt hier über mehr<br />

natürliche Ressourcen verfügt als in den dichter besiedelten Bereichen unterstrom. Die<br />

wesentlichste Veränderung ist die Absenkung des Grundwasserspiegels. In Summe werden<br />

fast 8 Hektar Wald abgeholzt oder drohen trocken zu fallen. Entsprechend ist die Durchführung<br />

eines „Waldzustandsgutachtens“ erforderlich, in dem an rund 300 markierten<br />

Bäumen für 10 Jahre ein Monitoring stattfi ndet. In unmittelbarer Nachbarschaft beider<br />

Becken fi nden sich zudem Feuchtbiotope mit z.T. bedrohten Arten. Durch den sich<br />

verändernden Grundwasserspiegel drohen diese Gebiete auszutrocknen.<br />

Daher wurde eine Vereinbarung mit den Genehmigungsbehörden getroffen, einen zeitlich<br />

befristeten Damm zwischen den Rückhaltebecken und den Biotopen anzulegen und den<br />

lokalen Wasserspiegel während der Bauzeit künstlich zu erhalten. Die Feuchtbiotope sollen<br />

damit als Artenpool genutzt werden, um die benachbarten neuen Hochwasserrückhaltebecken<br />

zu „impfen“. Wenn die Arten sich nach Baufertigstellung ausgebreitet oder<br />

umgesiedelt haben, kann die künstliche Wasserversorgung der alten Feuchtgebiete sukzessive<br />

reduziert werden, so dass sie langsam trockenfallen. Anschließend wird der Damm<br />

rückgebaut und die Flächen werden in die Hochwasserrückhaltebecken integriert.<br />

In den Niederlanden ist sehr wenig über die deutschen Erfahrungen mit Ökokontokonzepten<br />

bekannt. Die Niederlande haben aber Erfahrungen mit dem sog. Rot-für-Grün- und dem<br />

Rot-für-Blau-Prinzip. Im Kern sind „Rot für Grün“ und „Rot für Blau“ eine spezielle Form<br />

privat-öffentlicher Partnerschaften zur Finanzierung von „grünen“ oder „blauen“ Gebieten<br />

durch die Kopplung von Plänen und Kosten an „rote“ Funktionen. Dabei wird beispielsweise<br />

beim Bau von Wohnvierteln ein Teil der Erträge aus dem Verkauf der Häuser für die<br />

Einrichtung und Pfl ege von Grüngebieten im weiteren Bereich der Siedlungen verwendet. Es<br />

können auch Vereinbarungen über eine fi nanzielle Kompensation der Schäden an der Natur,<br />

die bei Infrastrukturprojekten (Straßenbau, Gewerbegebiete usw.) entstehen, abgeschlossen<br />

werden.<br />

Bei den privaten Partnern kann es sich um Bauträger, Landwirte, nichtagrarische Unternehmen,<br />

Landeigentümer oder Naturverwaltungen handeln. Die öffentlichen Partner sind<br />

normalerweise Provinzen oder Kommunen. Die Partnerschaften zwischen öffentlichen und<br />

privaten Parteien bieten Vorteile. Die Zusammenarbeit ermöglicht staatlichen oder<br />

halbstaatlichen Körperschaften die Umsetzung politischer Ziele, die sonst nicht zu erreichen<br />

wären bzw. deren Verwirklichung viel länger dauern würde. Die Einbeziehung privater<br />

Parteien in die Zusammenarbeit verbessert überdies die Unterstützung politischer Ziele durch<br />

die Öffentlichkeit.<br />

Für die privaten Parteien des „roten“ Sektors (etwa Bauträger) ist eine Partnerschaft<br />

interessant, weil sie es ihnen ermöglicht, neue Projekte in Angriff zu nehmen, die sonst<br />

zunächst auf Widerstand aus dem „grünen“ Sektor stoßen würden. Gleichzeitig wird<br />

damit ein neues Marktsegment erschlossen, das „grüne Wohnen“. Damit haben sich die<br />

„grünen“ Partner zusätzlich zu den eher herkömmlichen Subventionen eine völlig neue<br />

Finanzierungsquelle für ihre Aktivitäten gesichert. Projekte nach dem Rot-für-Grün-Prinzip<br />

sind grundsätzlich anspruchsvoll und zeitraubend. Zur Überbrückung der Interessenkonflikte<br />

und widerstreitenden Wünsche sind viele Gespräche erforderlich. Zunächst muss es<br />

jemanden geben, der die Initiative ergreift und Begeisterung für eine Idee erzeugt. Nachdem

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!