SDF_Buch_German_Teil1.pdf
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1.3.3 Nationale Vorschriften und Programme<br />
In Deutschland ist es Aufgabe des Bundesministeriums für Umwelt, den gesetzlichen<br />
Rahmen für die Wasserbewirtschaftung zu schaffen (Wasserhaushaltsgesetz) und - falls auf<br />
nationaler Ebene relevant - dessen Implementierung zu koordinieren. Die Bundesregierung<br />
erlässt aber nicht nur gesetzliche Vorschriften, sondern beschließt auch Programme und<br />
Rahmengesetze. Die Bundesländer sind für die Spezifizierung und Durchsetzung des<br />
Wasserhaushaltsgesetzes auf Länderebene sowie für die Implementierung sämtlicher<br />
Wasserhaushaltsfragen zuständig. Die Koordinierung zwischen Bund und Ländern hat die<br />
Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) übernommen, an der auch Vertreter des<br />
Bundesministeriums teilnehmen.<br />
Eine ähnliche Verteilung der Zuständigkeiten zwischen Bund und Ländern gilt für die<br />
Raumplanung. Hier tritt die Ministerkonferenz für Raumplanung (MKRO) als<br />
koordinierendes Organ auf. Die Ministerkonferenz hat 2000 Leitlinien für einen nachhaltigen<br />
Hochwasserschutz beschlossen. Diese Leitlinien sind im Rahmen von<br />
Raumplanungsmaßnahmen im Sinne der Hochwasserschutzkonzepte der jeweiligen<br />
Bundesländer umzusetzen.<br />
In Bezug auf das <strong>SDF</strong>-Projekt ist darauf hinzuweisen, dass die Einrichtung und nachhaltige<br />
Entwicklung von Überfl utungsräumen alleinige Aufgabe der Bundesländer ist. Das<br />
Bundesministerium stellt in Sonderfällen jedoch Fördermittel für die Implementierung solcher<br />
Maßnahmen bereit, beispielsweise wenn internationale Verpflichtungen eingegangen<br />
werden (wie am Oberrhein).<br />
Nähere Informationen über den Hochwasserschutz in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz<br />
und Nordrhein-Westfalen sind Anhang 1 zu entnehmen.<br />
In den Niederlanden wird Wasserpolitik auf Ebene sowohl des Rijk, der Provinzen und der<br />
Wasserwirtschaftsverbände ( Waterschappen) entwickelt und umgesetzt. Historisch bedingt<br />
sind die Provinzen, Waterschappen und Kommunen in ihren Befugnissen recht autonom. In<br />
der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts jedoch wurde diese Autonomie durch eine enge<br />
Zusammenarbeit mit den zentralen Behörden zunehmend begrenzt. Der Staat ergreift dabei<br />
die Initiative zur Festlegung politischer Leitlinien, während die dezentralen Behörden im<br />
Rahmen dieser nationalen Rahmenvorgaben eigene Programme entwerfen und umsetzen.<br />
1995 wurde ein integraler Plan zur Verknüpfung von Wasserbewirtschaftung und<br />
Flächennutzungsplanung verabschiedet. Ausgangspunkt dieses Plans war die Tatsache, dass<br />
entlang den Flüssen mehr Raum benötigt wird, um die Hochwasserprobleme in den<br />
Flussauengebieten zu bewältigen und den Auswirkungen des Klimawandels vorzubeugen.<br />
Bei Konflikten mit anderen Raumnutzungsfunktionen sollten das Wasser und seine natürliche<br />
Dynamik zum entscheidenden Faktor bei der Flächennutzungsplanung werden. Dieser<br />
Paradigmenwandel im Hochwasserschutz hat zugleich ein Umdenken hin zur ökologischen<br />
Gewässerrenaturierung bewirkt. Statt baulichem Hochwasserschutz wurden nun natürliche<br />
Lösungen bevorzugt. 1998 bildete dieser neue Ansatz die Grundlage für das Vierte<br />
Leitprogramm zum Wasserhaushalt . Zentrale Themen dieses Leitprogramms sind der<br />
Klimawandel und die Wiederherstellung der natürlichen Gewässerdynamik. Eine<br />
bemerkenswerte Entwicklung in dieser Phase war der Wandel weg von einem staatlich<br />
zentralisierten hin zu einem komplexeren, dezentralisierten System. Dies ist darauf<br />
zurückzuführen, dass die Politik Anfang der 90er Jahre begann, die Bewirtschaftung der<br />
Wasserressourcen in einen engeren Zusammenhang mit der Flächennutzung zu stellen. So<br />
entstand zusätzlicher Integrationsbedarf, um die Kluft zwischen Wasserbewirtschaftung und<br />
Raumplanung zu überwinden.<br />
Auf nationaler Ebene wird die Wasserpolitik vom Ministerium für Verkehr, Öffentliche<br />
Arbeiten und Wasserwirtschaft koordiniert. Diesem Ministerium ist u. a. Rijkswaterstaat<br />
unterstellt, die Abteilung für Wasserbau, die mit sämtlichen Aufgaben im Zusammenhang<br />
Das <strong>SDF</strong>-Projekt 79<br />
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