SDF_Buch_German_Teil1.pdf
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Naturentwicklung und Umwelt 192<br />
Gebüschen und Wiesen und durch die Beweidung mit Rindern und Pferden für Erholungssuchende<br />
attraktiver zu machen. Man lässt die Landschaft sich auf stärker natürliche Weise<br />
bei nur minimalen menschlichen Eingriffen entwickeln. Der Schlüssel zur Entstehung einer<br />
natürlichen Vegetation ist die ganzjährige Viehbeweidung. Das Pfl anzenwachstum wird<br />
von den verschiedenen Tierarten unterschiedlich beeinflusst. Außerdem wirkt sich das im<br />
Jahresverlauf schwankende Fressverhalten auf die Vegetationsentwicklung aus. Ein wichtiges<br />
Kriterium ist ein ausreichender Umfang des Projektgebietes, weil die Herden groß genug sein<br />
müssen, um sich stabilisieren zu können. Schließlich muss in den Auen auch ausreichend Futter<br />
für die Tiere vorhanden sein (Kapitel 3.2.4). In den so entstehenden Naturgebieten haben<br />
Besucher die Möglichkeit, die Tiere auf Wanderwegen zu beobachten und das Schweifen<br />
durch Wald- und Buschland als Abenteuer zu erleben. Beispiele dafür gibt es bereits in der<br />
Millinger Waard und in anderen Flussauen.<br />
Wahrscheinlich wird sich in den nächsten Jahrzehnten entlang den großen Flüssen im<br />
Einzugsgebiet des Rheins eine Renaturierung vollziehen. Statt ackerbaulich und viehwirtschaftlich<br />
genutzter Flächen wird die Busch- und Ufervegetation zunehmen. Die neuen<br />
Naturgebiete in den Niederlanden werden ständig beobachtet und teilweise auch ständig<br />
gepflegt werden müssen. Das Naturmanagement erfolgt in Form von Rinder- und Pferdebeweidung<br />
und durch Holzeinschlag. In einigen relativ kleinen Gebieten kann die Herstellung<br />
des Gleichgewichts zwischen Raum und Wasser dem Fluss überlassen werden. Dort sorgen<br />
die Erosions- und Sedimentationsprozesse für dynamische Uferzonen. Die Niederlande wollen<br />
beim Umgang mit den Flüssen künftig ein dynamisches Flussmanagement einführen. Dafür<br />
sind aber klare Grenzen festzulegen, damit es zu keiner Beeinträchtigung von Hochwasserschutz<br />
und Schifffahrt kommt. Derzeit wird eine weitere Managementmaßnahme geprüft:<br />
die zyklische Verjüngung der Flussauen (Cyclic Rejuvenation of Floodplains, CFR). CFR heißt,<br />
dass zur Schaffung von Pionierzonen die Gehölze in den Flussgebieten regelmäßig vom<br />
Flussmanagement kurz gehalten bzw. bestimmte Teile der Flussauen abgesenkt werden. In<br />
natürlichen Flusssystemen sorgt dafür der Fluss auf natürliche Weise. Ein solches Management<br />
beschränkt sich nicht auf die Flussauen, sondern erstreckt sich auf die ganze Länge des Flusses.<br />
Ein großräumiges Flächenmanagement ist jedoch schwierig und in den niederländischen<br />
Flussgebieten gegenwärtig noch nicht leicht durchzusetzen. Ein Verfahren, bei dem man sich<br />
in dem einen Gebiet auf höhere Hochwasserpegel einstellt und in einem anderen kompensiert,<br />
braucht außerdem eindeutige Festlegungen (siehe CFR). Ein mögliches weiteres Risiko ist, dass<br />
bei der Absenkung der Flussauen und der Ausgrabung von Nebenrinnen schadstoffbelasteter<br />
Boden freikommen und hohe Kosten verursachen kann.<br />
Das Aktionsprogramm Rhein beinhaltet technische Maßnahmen zur Wasserrückhaltung<br />
(Polder), die Wiederanbindung von Flussauen und die Wiederherstellung alter Mäander im<br />
oberen Rheineinzugsgebiet. In den Rückhaltegebieten wurden Erfahrungen mit der ökologischen<br />
Flutung gesammelt (Kapitel 3.1.2). Bei den Flutungen wird ein Rückhaltegebiet<br />
regelmäßig vernässt, damit sich eine überfl utungsabhängige Uferfl ora und -fauna entwickeln<br />
und an die Hochwässer anpassen kann. Durch regelmäßige Flutungen wird sich die natürliche<br />
Ufervegetation auf den früher agrarisch genutzten Flächen wiederherstellen. Durch die<br />
Neuanbindung an das Flussbett kann sich zudem der Auenwald regenerieren.<br />
In diesem Kontext sei ein <strong>SDF</strong>-Beispiel genannt. Beim Projekt Fortmond wurde das zyklische<br />
ökologische Management bzw. die zyklische Verjüngung der Auen gemäß der Definition des<br />
Verfahrens im Interreg-IIIB-Projekt „ Freude am Fluss“ (vergleiche Kasten 3.7) in die Praxis<br />
gebracht. Voraussetzung für die Entwicklung ausgedehnter naturnaher Flussauen ist ein über<br />
Jahre hinweg gleichmäßig hohes Hochwasserschutzniveau, denn die Vegetation in den<br />
Vorländern braucht Jahre ungestörten Wachstums. Eine Verengung des Flussquerschnitts durch<br />
Bewuchs führt aber zu einer Verringerung der sicher zu bewältigenden Abfl ussmengen. Das<br />
Projektteam will eine solche Entwicklung durch zyklisches Management verhindern. Durch<br />
dynamisches Management soll maximale ökologische Qualität erreicht werden.<br />
Das zyklische ökologische Management besteht aus folgenden Schritten: