Spielzeitheft 2012/13 ERFOLG - Theater Bielefeld
Spielzeitheft 2012/13 ERFOLG - Theater Bielefeld
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es hat schon einen speziellen Charme, wenn ein städtisches<br />
<strong>Theater</strong> sich das Wort »Erfolg« auf die Fahnen<br />
schreibt und es zum Motto einer ganzen Spielzeit erklärt.<br />
Zeugt es von Größenwahn? Gibt es nicht andere<br />
Themen, über die nicht alle reden? Um Erfolg geht es<br />
doch immer und überall. Viele haben ihn, alle wollen<br />
ihn. Ist der Erfolgsdruck nicht schon groß genug?<br />
Ja – und genau deswegen ist es meines Erachtens<br />
höchste Zeit, sich mit diesem Begriff kritisch auseinanderzusetzen,<br />
der uns alle permanent beschäftigt: im<br />
Beruf wie im Privatleben, gerade jetzt im Augenblick<br />
wie aufs ganze Leben gesehen, als Individuum wie als<br />
Kollektiv. Das <strong>Theater</strong>, dessen Erfolg eben nicht nur an<br />
seiner ökonomischen, sondern besonders auch an seiner<br />
künstlerischen und an seiner sozialen Leistung als<br />
Begegnungsstätte in einem lebendigen Gemeinwesen<br />
gemessen wird, ist hierfür geradezu prädestiniert.<br />
Als Bürgermeister unserer Stadt bin ich sehr stolz auf<br />
unser <strong>Theater</strong>. Es ist wirtschaftlich gesund, zeigt kontinuierlich<br />
hervorragende Aufführungen, und die Häuser<br />
am Niederwall und am Alten Markt sind Orte mit<br />
großem »Sympathiefaktor«. Gibt es einen Schlüssel zu<br />
dieser Erfolgsgeschichte und wenn ja, wo hängt er?<br />
l i e b e s<br />
publikum,<br />
Oder ist es ein Erfolg, der allen Berechnungen zum<br />
Trotz ein Geheimnis bleibt?<br />
Es ist wohl eine Mischung aus beidem. Der von Natur<br />
aus unberechenbare »Faktor Mensch« entfaltet zweifellos<br />
im <strong>Theater</strong> eine besonders große Wirkung. Sie<br />
potenziert sich noch einmal, wenn diese Menschen –<br />
und hier handelt es sich immerhin um 350 – dann auch<br />
noch kreativ zusammenarbeiten: Kunst lebt vom Unverwechselbaren,<br />
das wiederum ohne das Einbringen der<br />
eigenen Person nicht zu denken ist.<br />
Es gibt aber auch Faktoren des Erfolgs, die man benennen<br />
kann. Besonders möchte ich an dieser Stelle<br />
zwei tragende »Säulen« des <strong>Theater</strong>s <strong>Bielefeld</strong> hervorheben.<br />
Die eine ist die <strong>Theater</strong>stiftung <strong>Bielefeld</strong>, die<br />
gerade ihr 10jähriges Jubiläum gefeiert hat: Gegründet<br />
wurde diese Initiative aus Verwaltung, Kultur und<br />
Wirtschaft mit dem Ziel, das marode Stadttheater-Gebäude<br />
zu sanieren und einen modernen Spielbetrieb<br />
für ein anspruchsvolles Opern- und Schauspielhaus zu<br />
ermöglichen. Wie wunderbar dies gelungen ist, können<br />
wir alle Tag für Tag erleben. Allen, die dazu beigetragen<br />
haben, möchte ich meinen herzlichen Dank<br />
aussprechen. Die <strong>Theater</strong>stiftung <strong>Bielefeld</strong> ist nicht nur<br />
ein Musterbeispiel für bürgerlichen Gemeinsinn, sondern<br />
auch ein bundesweites Erfolgsmodell.<br />
Die andere Säule ist Michael Heicks, unser Intendant.<br />
Ich bin froh, dass er im vergangenen Sommer<br />
seinen Vertrag um weitere fünf Jahre verlängert hat.<br />
Michael Heicks und sein Team haben das <strong>Theater</strong> in<br />
die Erfolgsspur gebracht und – was bekanntlich noch<br />
schwieriger ist – dort gehalten. Und das nicht nur<br />
mit wenigen Leuchtturmprojekten, sondern durch eine<br />
faszinierende Breite der Formate: Vom kleinen Zwei-<br />
Personenstück im TAM DrEI bis zur großen Oper, vom<br />
Kammerkonzert bis zur Symphonie mit über 100 Mitwirkenden,<br />
von der Lesung bis zum institutionsübergreifenden<br />
Tanzprojekt.<br />
Ob und vor allem wie nun aber jede einzelne Aufführung<br />
zum Erfolg wird, bleibt letztlich das Geheimnis der<br />
Akteure auf und hinter der Bühne – und ist nicht zuletzt<br />
auch vom Publikum abhängig, das Abend für Abend<br />
eine neue Beziehung zur Bühne eingeht. Und das ist<br />
gut so. Stellen wir uns vor, Erfolg in der Kunst wäre so<br />
berechenbar wie in der Wirtschaft oder im Sport: In<br />
einer konfektionierten Kulturlandschaft würden risiken<br />
professionell umschifft und über kurz oder lang jedes<br />
2 3<br />
Überraschungsmoment abgeschafft. Zum Glück ist es<br />
hier mehr so wie in den menschlichen Beziehungen:<br />
Man liebt und scheitert, liebt erneut – und weiß eigentlich<br />
gar nicht genau, warum.<br />
In diesem Sinne wünsche ich dem <strong>Theater</strong> <strong>Bielefeld</strong> und<br />
allen seinen Mitarbeitern eine schöne und erfolgreiche<br />
Spielzeit <strong>2012</strong>/<strong>13</strong>!<br />
Pit Clausen<br />
Oberbürgermeister