Am Scheideweg - FWF
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thEma » <strong>Am</strong> <strong>Scheideweg</strong><br />
» der strategische stellenwert der grundlagenforschung<br />
Eine Strategie der Bundesregierung muss vorrangig<br />
die Frage beantworten, welchen Stellenwert die<br />
Forschung insgesamt haben soll und welche Finanzierungsanteile<br />
seitens der öffentlichen Hand für Grundlagenforschung, angewandte<br />
Forschung und den tertiären Bildungssektor festgelegt<br />
werden sollen.<br />
» finanzierungssystem Der <strong>FWF</strong> schlägt eine grundlegende Reform<br />
des Finanzierungssystems vor. Neben einer Basisfinanzierung<br />
für die Grundausstattung einer Universität sollte es primär<br />
zwei Finanzierungsarten geben: Die Lehre sollte in Abhängigkeit<br />
von der gewünschten Anzahl und Art der Studienplätze, die<br />
Forschung projektbezogen im Wettbewerbsverfahren finanziert<br />
werden.<br />
» Pauschalierte overheadkosten Als Zwischenschritt zur Vollkostenfinanzierung<br />
fordert der <strong>FWF</strong> die Zahlung von anteiligen<br />
Overheads in Ergänzung der direkten Projektkosten.<br />
» vorrang für antragsbezogene forschungsfinanzierung (bottom-up)<br />
Die über mehr als 40 Jahre praktizierte Form der bottom-up<br />
beantragten Finanzierung von Forschungsprojekten hat<br />
sich außerordentlich bewährt. Sie hat zu echten, international<br />
anerkannten Schwerpunktbildungen geführt. Der <strong>FWF</strong> verschließt<br />
sich thematischen Schwerpunktsetzungen aus gesellschaftlich-politischen<br />
Motiven nicht, plädiert aber dafür, diese<br />
Instrumente restriktiv und mit möglichst weitreichender demokratischer<br />
Legitimierung (Festlegung durch das Parlament bzw.<br />
die Bundesregierung) einzusetzen.<br />
» mehrjährige finanzierungssicherheit Der <strong>FWF</strong> begrüßt alle<br />
Maßnahmen zur langfristigen Planbarkeit und Finanzierungssicherheit.<br />
Ein Forschungsfinanzierungsgesetz mit jeweils zehnjährigem<br />
Planungshorizont wird diese Zielsetzung optimal unterstützen,<br />
muss allerdings ausreichenden Spielraum für neue und zum<br />
Teil unerwartete Entwicklungen sicherstellen. Jede thematische<br />
Festlegung in einem solchen Gesetz wäre kontraproduktiv.<br />
» Inhaltliche herausforderungen Auf der Grundlage des Regierungsprogramm<br />
und im Hinblick auf die „Frontrunner-Strategie“<br />
mit ihrer „3,2,1 – Take-off“-Zielvorgabe hat der <strong>FWF</strong> detail-<br />
12 »fWfinfo72<br />
lierte Pläne, Konzepte und Programme entwickelt, um den anstehenden<br />
Herausforderungen gerecht zu werden. Konkret sind<br />
hier herauszuheben:<br />
» „Exzellenzcluster“, ein Instrument zum Auf- und Ausbau von<br />
Exzellenzbereichen<br />
» „Ausbau der Humanressourcen – Brain Gain für das Wissenschaftssystem“.<br />
Um dem gegebenen und auch für die nähere Zukunft abzusehenden<br />
Mangel an hochklassigen WissenschafterInnen gegenzusteuern,<br />
hat der <strong>FWF</strong> vier Initiativen vorgeschlagen:<br />
» den massiven Ausbau der Doktoratskollegs;<br />
» die Ausweitung des START-Programms um die Antragsmöglichkeit<br />
aus dem Ausland;<br />
» ein Programm zur Einbindung von GastwissenschafterInnen<br />
in wissenschaftliche Projekte in Österreich;<br />
» ein Programm zur Finanzierung von Forschungsprofessuren.<br />
schlussbemerkung Wissenschaftliche Forschung und die Entwicklung<br />
der entsprechenden Humanressourcen sind geradezu<br />
klassische Bereiche mit einer langfristigen Perspektive, was Effekte<br />
und Wirkungen angeht. Es hat jahrzehntelanger Aufbauarbeit<br />
bedurft, um Spitzenleistungen in der Qualität des Wittgensteinpreises,<br />
von SFBs oder erfolgreichen ERC-Anträgen hervorzubringen.<br />
Aber die Langfristwirkung ist auch im Umkehrschluss<br />
zutreffend. Wenn sich nichts tut, tut sich zunächst auch nichts,<br />
zumindest nichts Dramatisches. Bei unzureichender Investition<br />
in die Grundlagenforschung bricht weder das Bildungs- oder<br />
Gesundheitssystem sofort zusammen noch sinkt die Wirtschaftsleistung<br />
spontan ab. Keine oder die falschen Maßnahmen zu setzen,<br />
wird für die gegenwärtige Regierung kaum Auswirkungen<br />
haben – von allfälligen Studierendenprotesten einmal abgesehen.<br />
Aber langfristig sind katastrophale Wirkungen zu erwarten,<br />
indem die Grundlagen unserer Gesellschaft und unserer Wirtschaft<br />
nachhaltig beschädigt werden und Österreich Gefahr<br />
läuft, sich auf lange Sicht hin im internationalen Mittelfeld festzusetzen<br />
– auch in ökonomischer Hinsicht. Es steht zu hoffen,<br />
dass die FTI-Strategie der Bundesregierung dieser Gefahr verantwortungsbewusst<br />
gegensteuert. An guten Ratschlägen mangelt<br />
es jedenfalls nicht. «<br />
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