Am Scheideweg - FWF
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Kontext » Kommentar: Regina Frey<br />
» Regina Frey ist Politikwissenschafterin und leitet das genderbüro in Berlin.<br />
Ihre Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte sind:<br />
» Studien und Evaluationen zur Umsetzung von Gender Mainstreaming und Gender Budgeting<br />
» Fachliche Beratung und Begleitung zur Umsetzung von Gender Mainstreaming und Gender Budgeting für öffentliche<br />
Verwaltungen, EU-Projekte, Hochschulen, Träger, Institute und Forschungsprojekte<br />
» Entwicklung von Trainings- und Beratungskonzepten unter gendertheoretischer Perspektive<br />
» Gender Mainstreaming als Organisationsentwicklungsprozess<br />
Sie war Lehrbeauftragte der Freien Universität Berlin, der Bauhaus-Universität in Weimar und der technischen Universität.<br />
» Weitere Informationen unter www.gender.de<br />
festgestellt, dass Gleichstellung in der Forschung nur über beide Dimensionen<br />
erreicht werden kann. Sie gab die Formel aus: Gender<br />
Equality (GE) = Gender Dimension of Research Content (GD) +<br />
Women´s Participation (WP).<br />
Die Bewertung der quantitativen Dimension (WP) erfolgte auf Basis<br />
einer Vollerhebung von Personendaten unter 119 Projekten. Untersucht<br />
wurden zum Beispiel Arbeitszeitvolumina und Ressourcenverteilungen,<br />
Beschäftigungswirkungen, vertikale und horizontale Effekte<br />
der Förderung sowie Einkommens und soziale Sicherungseffekte.<br />
Dabei wurden zwei Maßstäbe zur Einschätzung der Gleichstellungswirkungen<br />
der Programme herangezogen: Zum einen wurde<br />
auf die proportionale Verteilung zwischen den in den Programmen<br />
beschäftigten Frauen und Männern abgestellt (interne Repräsentativität).<br />
Zum anderen wurde auf externe Vergleichsdaten und bereitgestellte<br />
Statistiken zurückgegriffen, um Gleichstellungswirkungen<br />
der Programme im Hinblick auf den Status quo in Österreich bzw.<br />
Europa zu beurteilen.<br />
Die Ergebnisse für den quantitativen Bereich sind dabei eher positiv,<br />
jedoch mit einigen Ausnahmen: Einerseits weisen einige Programme<br />
deutliche Gleichstellungswirkungen auf. Insbesondere wenn Gleichstellung<br />
und Frauenförderung bereits in der Ausschreibung thematisiert<br />
werden, können diese positiven Effekte festgestellt werden. Dies<br />
zeigt zumindest, dass eine gezielte Thematisierung auch die gewünschten<br />
Wirkungen bringt. In anderen Programmen waren jedoch Frauen<br />
weiterhin unterproportional in Leitungsfunktionen vertreten und sie<br />
waren teilweise vertraglich und sozial weniger gut abgesichert.<br />
Für die Bewertung der Berücksichtigung der GenderDimension in<br />
den jeweiligen Forschungsprojekten, also der qualitativen Gleichstellungswirkungen,<br />
wurde eine Stichprobe von 30 Projekten gezogen.<br />
Hier wurde gefragt, ob bzw. inwieweit GenderAspekte in den Forschungsfragen,<br />
im Forschungsprozess, in den Forschungsmethoden<br />
und in den Forschungsergebnissen einbezogen waren. In Interviews<br />
mit den Projektleitungen wurden der Stand der GenderForschung für<br />
das Themenfeld, das grundsätzliche Verständnis sowie die Relevanz<br />
von Gender im Forschungsprojekt eruiert. Im Ergebnis wird deutlich,<br />
dass auch Forschungsprojekte mit einer naturwissenschaftlichtech<br />
nischen Ausrichtung durchaus das Potenzial besitzen, GenderAspekte<br />
zu thematisieren. Eine Reihe an Projekten griff den aktuellen Forschungsstand<br />
der Gender Studies auf und integrierte entsprechende<br />
Fragestellungen in das Forschungsdesign. Dies sind zum Beispiel Fragen<br />
nach den Geschlechterverhältnissen in den Nutzungsgruppen<br />
oder Reflexionen zum methodischen Vorgehen. Viele der Projekte<br />
wiesen jedoch keine Bezüge zum Thema auf – obwohl entsprechende<br />
fachliche Erkenntnisse bestehen. Leider war auch festzustellen, dass<br />
die Programmbereiche, in denen GenderAspekte am wenigsten verankert<br />
waren, das größte Fördervolumen aufwiesen.<br />
Die Studie gibt abschließend Anregungen zur Umsetzung von<br />
Gender Budgeting in zukünftigen Forschungsprogrammen. Sie beinhaltet<br />
einen Leitfaden für die GenderAnalyse von<br />
Projektunterlagen sowie eine Handreichung für<br />
Personen, die mit der Entwicklung und Ausschreibung<br />
von Programmen befasst sind. Für jede Programmphase<br />
beinhaltet sie Impulsfragen, Empfehlungen<br />
und Schritte für eine durchgängige Gleichstellungsorientierung.<br />
Gender Budgeting ist eine Chance. Denn wenn<br />
Forschung tatsächlich „exzellent“ sein soll, so ist<br />
sie darauf bedacht, Talente und Potenziale zu fördern<br />
– unabhängig vom Geschlecht, dem Alter<br />
oder anderen sozialen Merkmalen von Forscherinnen<br />
und Forschern. Wenn die Befassung mit<br />
Chancengleichheit in der Wissenschaft bisher<br />
nicht selten eine (lästige) Pflicht war, so könnte<br />
sich hier das Blatt bald wenden. Denn mit neuen<br />
gesellschaftlichen Herausforderungen, wie<br />
dem sich abzeichnenden Fachkräftemangel,<br />
werden Strategien wie Gender Budgeting zur<br />
Kür einer hochwertigen Forschungsförderung.<br />
Denn Chancengleichheit sichert einen fairen<br />
Wettbewerb der Talente von Frauen und Männern<br />
in ihrer Vielfalt. Sie wird deswegen im<br />
Endergebnis zu besseren Forschungsergebnissen<br />
führen. « [Regina Frey]<br />
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