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032 HEUTE<br />
Wie ehrgeizig ist eigentliCh …<br />
NataLIe<br />
PoRtmaN<br />
Für die Hauptrolle in Darren Aronofskys<br />
Psychothriller »Black Swan« hat Natalie Portman<br />
ein Jahr lang nur von Karotten und Mandeln<br />
gelebt. In diesem Monat ist sie außerdem in zwei<br />
weiteren Filmen zu sehen.<br />
Selbstdisziplinierung klingt immer nach<br />
Grenzerfahrung. Für die studierte Psychologin<br />
Natalie Portman, deren Karriere<br />
1994 als Mathilda in »Léon – Der<br />
Profi« begann, war »Black Swan« eine<br />
»Traumrolle«. In dem psychologischen Ballett-<br />
Thriller des Regisseurs Darren Aronofsky (»The<br />
Wrestler«) spielt Portman die besessene Tänzerin<br />
Nina. Langsam, aber sicher verliert Nina<br />
den Verstand. Im Verlauf der Geschichte zieht<br />
sie sich durch ihre Obsession Wunden zu, aus<br />
denen bald kleine, schwarze Federn herauswachsen.<br />
»Es war eine sehr komplexe Figur«,<br />
so Natalie Portman. Die Rolle habe ihr viel<br />
abverlangt, auch im Vorfeld. Sie musste Ballett<br />
lernen, und das sei fast so hart wie fliegen lernen.<br />
Ein Jahr lang lebte die Veganerin lediglich<br />
von »Karotten und Mandeln«, trainierte acht<br />
Stunden täglich. Dabei ist sie keine, die ihre<br />
Rollen mit nach Hause schleppt. »Wenn ein<br />
Film abgedreht ist, nehme ich mein normales<br />
Leben wieder auf.« Dieser Filmmonat, in dem<br />
sie hierzulande in drei Produktionen zu sehen<br />
ist, lässt ahnen, dass ihr für ein »normales«<br />
Leben zwischen den Drehterminen manchmal<br />
nicht allzu viel Zeit übrig bleibt.<br />
Geboren wurde Portman als Natalie Hershlag<br />
1981 in Jerusalem. 1984 zog ihre Familie nach<br />
Amerika, wo ihr Vater seine Laufbahn als Mediziner<br />
weiter verfolgte. Zehn Jahre später wurde<br />
sie von Luc Besson für seinen Action-Kultfilm<br />
»Léon« entdeckt. Sie nahm den Namen ihrer<br />
Großmutter an – und wurde unter diesem<br />
weltbekannt.<br />
Ab Ende Januar ist Natalie Portman neben<br />
Tobey Maguire und Jake Gyllenhaal in Jim Sheridans<br />
»Brothers« zu sehen, dem US-Remake<br />
des dänischen Dramas »Brødre« von Susanne<br />
Bier. Die Geschichte einer jungen Frau, deren<br />
Mann in Afghanistan als vermisst gilt und die<br />
Trost bei seinem Bruder sucht. Von der lockeren<br />
Seite zeigt sich Portman in der Comedy<br />
»Freundschaft Plus«. »Ghostbusters«-Regisseur<br />
Ivan Reitman inszenierte ihr Techtelmechtel<br />
mit Ashton Kutcher, das ab Mitte Februar in<br />
den hiesigen Kinos läuft.<br />
Am meisten Leidenschaft hat Natalie Port-<br />
man aber in ihre Rolle als schwarzer Schwan<br />
gesteckt: »Ich habe als Kind immer getanzt<br />
und – wie wohl die meisten jungen Mädchen<br />
– Ballett als schönste Kunstform schlechthin<br />
verklärt.« Die Wirklichkeit entpuppte sich als<br />
schmerzhaft: »Balletttänzer leben wie Mönche.<br />
Sie betreiben eine Art Selbstgeißelung.« Aber<br />
Tänzerin Nina aus »Black Swan« arbeitet nicht<br />
nur hart, sie leidet an einer Zwangsneurose:<br />
»Die Selbstverstümmelung, die Magersucht, das<br />
sind alles typische Symptome«, erklärt Natalie<br />
Portman. Damit habe sie sich, bis zu einem<br />
gewissen Grad, identifizieren können. Sie gibt<br />
zu, selbst verbissen zu sein – harte Arbeit hat<br />
für sie beinahe etwas Spirituelles: »Die tägliche<br />
Routine der Tänzer, wie sie zum Beispiel jeden<br />
Tag ihre Füße bandagieren, das erinnert mich<br />
an Juden, die ihre Gebetsriemen anlegen.«<br />
Und noch ein Vergleich fällt ihr ein: Sowohl<br />
solute Anpassung an eine künstlerische<br />
Vision fordere. »Man<br />
Tänzer wie auch Schauspieler sähen in ihrem<br />
Regisseur eine »gottgleiche« Gestalt, die die ab-<br />
wird devot und unterwirft sich<br />
seinem Regisseur.« Dass Filme-<br />
macher wie Wes Anderson,<br />
Tim Burton oder Kenneth<br />
Branagh, mit denen Natalie<br />
Portman schon gearbeitet<br />
hat, starke Charaktere wie<br />
sie brauchen, mutet so ge-<br />
sehen paradox an.<br />
Text: Emanuel Berg-<br />
mann / Illustration:<br />
Andreas Klammt<br />
— AKT. FILME: »BLack<br />
Swan« (USA 2010; R: DAR-<br />
REN ARONOFSKY; D: MILA<br />
KUNIS, VINCENT CASSEL;<br />
20.01.) & »BROtHeRS –<br />
ZwIScHen BRüDeRn«<br />
(USA 2009; R: JIM SHERI-<br />
DAN; 27.01.); »FReunD-<br />
ScHaFt PLuS« (USA<br />
2010; R: IVAN REIT-<br />
MAN; 17.02.)