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I BLame CoCo »THE coNSTANT«<br />
ISLAND / UNIVSERAL / Vö 18.02.<br />
StInG-DynaStIe / ScHuLD / POP<br />
I Blame Coco, du auch?<br />
Aber was hat Summer alias<br />
Coco, Tochter von The-<br />
Police-Dinosaurier Sting,<br />
eigentlich verbrochen,<br />
dass ihr Bandname schon<br />
als Selbstanzeige daherkommt?<br />
Gar nicht so leicht zu beantworten. Die<br />
maskuline und verrauchte Stimme der 20-Jährigen,<br />
die tatsächlich stark an Regenwaldretter-<br />
Papa erinnert, hat enormen Wiedererkennungswert<br />
und ist eine angenehme Abwechslung zum<br />
üblichen Pop-Sopran-Singsang. Darüber hinaus<br />
schafft es Coco mit »The Constant«, eine Pop-<br />
Electro-Platte abzuliefern, die sich vor der Klasse<br />
von Debüts der Reihe La Roux oder Marina And<br />
The Diamonds nicht verstecken muss. Was<br />
originelles Texten und eingängige Melodien<br />
angeht, kann sich Coco gar am selbst erklärten<br />
Vorbild, dem allmächtigen Pop-Fembot Robyn,<br />
messen lassen. Selbige hat sie prompt davon<br />
überzeugen können, bei der Single »Caesar«,<br />
dem selbstironischen Glanzstück des Albums,<br />
mitzuwirken. »Can you fly? I thought Robins<br />
could fly ...«, fragt Coco da, Kollegin Robyn<br />
kommentiert diese Bemerkung nur mit einem<br />
verwirrten »huh«? Coco sollte sich höchstens<br />
dafür »blamen«, ein charmantes Pop-Album<br />
gemacht zu haben, das hier und da ein wenig<br />
zu sehr das Eurodance-Revival zelebriert. Hey,<br />
da gibt es allerdings weit schlimmere Vergehen.<br />
Maja Schäfer<br />
tHe INdeLICateS<br />
»SoNgS for SWINgINg LoVErS«<br />
SNOWHITE / UNIVERSAL<br />
VeRwIRRunG / tHeateR / InDIeFOLk<br />
Vielseitiger ist das neue<br />
Album der britischen Band<br />
um Julia Clark Lowes und<br />
Simon Clayton geworden,<br />
teilweise auch düsterer als<br />
das gefeierte Debüt. Der<br />
erste Song eröffnet spannungsgeladen<br />
die Cabaret-Bühne und lässt wie<br />
schon früher an die Dresden Dolls denken. Es<br />
folgen ein poppiger Indie-Mitsing-Song und eine<br />
unbeschwerte Folk-Ballade mit dem typischen<br />
Frau/Mann-Gesang. Diese Sprünge durch die<br />
Musikgenres können anfangs verwirren und<br />
den Zugang zum Album als Ganzes erschweren.<br />
Das dissonante Gefühl verfliegt jedoch schnell,<br />
und die zynischen Texte halten das Album zusammen:<br />
»Hey doc, can you take my skin and<br />
melt it into plastic? / Beauty isn’t truth, it’s just<br />
youth / And it’s adaptive and it’s elastic.« Schade<br />
ist nur, dass »Songs For Swinging Lovers« in<br />
Deutschland mit einer deutlichen Verzögerung<br />
veröffentlicht wurde – und so als Last-Minute-<br />
Album seinen verdienten oberen Rang in den<br />
Jahrescharts für 2010 verspielt hat. Aber weil<br />
das hier sowieso alles ziemlich zeitlos ist: Bitte<br />
bis Ende des Jahres warmhalten und einfach<br />
2011 nach oben voten.<br />
Manuel Czauderna<br />
tHe get uP kIdS »THErE ArE rULES«<br />
QUALITY HILL / SOULFOOD<br />
BeSSeR / ScHLecHteR / POSt-eMO<br />
Die schlechte Nachricht<br />
ist ja längst schon Realität:<br />
The Get Up Kids, die monolithischen<br />
Superhelden<br />
des Power-Pop-Emo rund<br />
um die Jahrtausendwende,<br />
werden nie mehr annähernd<br />
so geil sein wie auf »Red Letter Day« u.<br />
ä. Die gute immerhin: Mit »There Are Rules«<br />
kann man zumindest sagen, sie sind jetzt aber<br />
auch nicht mehr so lame und total egal wie alles<br />
seit »On A Wire« (also ab 2002). Endlich hört<br />
man mal wieder bisschen was von den Riffs, von<br />
thunder and magic, was sie einst so outstandig<br />
machte. Besserung fühlt sich gut an. Kennt man<br />
ja von Erkältung und so. Ganz wiederhergestellt<br />
werden wir und die Band aber nicht mehr. Auch<br />
schon wieder ziemlich Emo, so ein Satz ...<br />
Linus Volkmann<br />
IRoN aNd wINe<br />
»KISS EAcH oTHEr cLEAN«<br />
4AD / BEGGARS / INDIGO<br />
kaRtOFFeLackeR / PFunD / FOLkMOB<br />
Der sehr Bärtige ist zurück.<br />
Sam Beam a.k.a.<br />
Iron And Wine hatte die<br />
Folk-Koordinaten zwischen<br />
2002 und 2005 von<br />
seinem Schlafzimmer aus<br />
bekanntermaßen neu justiert:<br />
Gitarre, Bandmaschine und die mit Brian-<br />
Wilson-Flavour geschichteten Gesangsspuren<br />
führten zur demütigen Konsensschmelzung<br />
von Pop-, Folk- und Indiemob. Spätestens 2010<br />
allerdings war Beam endgültig in der modernen<br />
Studiowelt angekommen. Und offensichtlich haben<br />
viele Jungs mitgequatscht und -produziert:<br />
Beats, Synthies, Saxofone, Kling und Klong.<br />
Das Ergebnis ist tight und selbstverständlich<br />
rauscharm produziert, wirkt aber merkwürdig<br />
zusammenhanglos und spröde. Schade. Vor<br />
allem Sam Beams dickstes Pfund – die Präsenz<br />
seiner Stimme – wiegt durch die Herumspielerei<br />
mit Effekten, Filtern und Firlefanz nur noch<br />
halb so schwer. Tatsächlich steckt in einigen<br />
aktuellen Electro/House-Produktionen – z. B.<br />
dem großartigen John-Roberts-Album – mehr<br />
Eisen und Wein als in »Kiss Each Other Clean«.<br />
Trotz alledem betreibt Samuel Beam auch 2011<br />
zweifellos eines der weltweit herausragenden<br />
Songwriterprojekte und wird auch unseren<br />
Kartoffelacker im Februar mehrfach live sauberknutschen.<br />
Und nicht nur Schlafzimmerblicke<br />
ernten.<br />
Roman Sobota