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HEUTE 043<br />
esben anD the WitCh<br />
GRauSam<br />
wIe eIN<br />
mäRCHeN<br />
In 2010 hat die Welt noch den reduzierten, melodiösen Sound von The xx groß abgefeiert, da treten mit Esben<br />
And The Witch und ihrem dramatischen, extrem dichten »Nightmare Pop« schon die nächsten Durchstarter<br />
auf den Plan. Dana Bönisch sprach mit den drei jungen Musikern aus Brighton über die Magie von<br />
Landkarten, Fahrten durch die Wüste und die Produktivkraft des Fehlers im System. Fotos: Dennis Dirksen<br />
Auch: Schauerroman, entstanden als<br />
dunkler Nebeneffekt der rationalistischen<br />
Aufklärung. VertreterInnen waren Ann<br />
Radcliffe, Horace Walpole und Edgar<br />
Allan Poe. Themen: seltsame Häuser,<br />
irrende Mädchen, brutale Männer,<br />
Wälder, Abteien und natürlich der<br />
berühmte Doppelgänger. Freud<br />
analysierte die Gothic Novel in<br />
»Das Unheimliche« deshalb mit<br />
großer Begeisterung.<br />
»Es ist komisch, in einem Interview-Kontext über<br />
Musik zu verhandeln«, beginnt Daniel Copeman, der<br />
gemeinsam mit Rachel Davies und Thomas Fisher<br />
die Band Esben And The Witch bildet und als eine<br />
Art neoviktorianischer Gentleman mit Weste und<br />
Halstuch auftritt, unser Gespräch. »Aber auch ein sehr<br />
erhellender Prozess. Viele unbewusste Entscheidungen, die<br />
man als Band trifft, kommen erst in solchen Gesprächen<br />
wie jetzt mit dir richtig ans Licht.« – »Eigentlich reden wir<br />
vielleicht sogar das erste Mal voreinander über bestimmte<br />
Aspekte unserer Musik«, stimmt Rachel zu. Thomas, der<br />
Mann, den sie Little Bird nennen, macht eine lakonische<br />
Bemerkung zum möglichen gruppentherapeutischen Nutzen<br />
dieses Interviews. Er macht überhaupt viele lakonische Bemerkungen.<br />
Und tatsächlich wird es oft um das Unbewusste<br />
und dessen Erscheinungsformen gehen – kein Wunder, wenn<br />
man Musik macht, die wie der Soundtrack zu<br />
Gothic Novel einer Gothic novel klingt.<br />
Aber in der britischen Musikwelt funktioniert<br />
ja manchmal, was hierzulande niemals klappt, zumindest<br />
nicht in den »alten Medien«, in denen es so<br />
was wie nationale Unterschiede noch gibt: Plötzlich<br />
erscheint da diese Band auf dem Radar, die eigentlich<br />
quer steht zu allem, was the great british public gerne<br />
im Autoradio hört. Die komplexe und widerspenstige<br />
Musik macht, deren Schönheit für manche ziemlich<br />
tief vergraben liegt, und die es trotzdem recht schnell<br />
in die BBC schafft – einfach, weil sie gut ist.<br />
Esben And The Witch sind schon auf halbem Wege<br />
in dieser Hype-Schleife der Gerechtigkeit, ohne ein Stück<br />
gefälliger geworden zu sein. Im Gegenteil: Eine frühe Single,<br />
»Lucia, At The Precipice«, klang noch wie die unheimliche