der BerG ist kulisse - 041 Kulturmagazin
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freiraum<br />
industriewohnen und Geld<br />
in die kasse<br />
an <strong>der</strong> industriestrasse soll <strong>der</strong> neue Stadtteil Steghof seinen anfang<br />
nehmen – das Projekt <strong>ist</strong> erkoren. Wär flott, wenn darin auch bezahlbarer<br />
Platz für den schwindenden Kulturraum gefunden würde.<br />
Von Tino Küng<br />
Durchmischung von Wohnen und arbeiten – das siegerprojekt «Urban industries». Visualisierung: zvg<br />
neben dem grossgebiet luzern nord, einer zukünftigen stadterweiterung<br />
über den seetalplatz, <strong>ist</strong> <strong>der</strong> stadtteil zwischen hallenbad<br />
und geissensteinring wohl das grösste innerstädtische gebiet,<br />
wo in kommenden Jahrzehnten eine starke Entwicklung<br />
möglich <strong>ist</strong>. Die früheren Entwicklungsschwerpunkte heissen<br />
heute schlüsselareale, zu denen auch <strong>der</strong> steghof gehört. in diesem<br />
gebiet wird in verschiedenen Etappen unabhängig voneinan<strong>der</strong><br />
eine Überbauung realisiert. Das Baufeld an <strong>der</strong> industriestrasse<br />
gehört <strong>der</strong> stadt, deshalb soll hier <strong>der</strong> startschuss für den<br />
neuen stadtteil steghof fallen.<br />
Der stadtrat lancierte vergangenen februar einen Wettbewerb<br />
für architekten und investoren. für eine gute Durchmischung<br />
von Wohnen und arbeiten wurde neben mietwohnungen auch<br />
ein anteil an Dienstle<strong>ist</strong>ungs- und gewerbeflächen vorgegeben.<br />
Weil, so Baudirektor kurt Bie<strong>der</strong>, in den nächsten Jahren vor allem<br />
in <strong>der</strong> nachhaltigkeitsdimension Wirtschaft nachholbedarf<br />
bestehe und nirgends grössere arbeitsplatzflächen bestünden,<br />
sollte zudem für die ansiedlung von grösseren firmen eine zusammenhängende<br />
fläche von 4000 bis 5000 Quadratmetern erstellt<br />
o<strong>der</strong> zumindest baureif gemacht werden.<br />
eisenbahnbäume im innenhof<br />
Ein Bieterteam aus <strong>der</strong> allreal generalunternehmung Zürich,<br />
den rüssli architekten luzern und robert gissinger, landschaftsarchitekt<br />
luzern, hat den Wettbewerb gewonnen. ihr sie-<br />
15<br />
gerprojekt «Urban industries» fasst mit drei l-förmigen<br />
Baukörpern einen innenhof ein, <strong>der</strong> durch mehrere<br />
verschiebbare Bäume in «Eisenbahntrögen» auf<br />
schienen geprägt wird – als reverenz an das geleiselager<br />
<strong>der</strong> Eisenhandlung stocker, die urzeitig diesen<br />
Platz nutzte. Ebenso erinnern die sheddächer an alte<br />
industriearchitektur und ermöglichen zugleich den<br />
optimalen Einsatz von fotovoltaik-Panels.<br />
Das gesamtschweizerische interesse an diesen innerstädtischen<br />
Parzellen war gross: 25 hochwertige<br />
Projekte gingen ein. Überblickt man sämtliche Wettbewerbseingaben,<br />
kann man <strong>der</strong> Jury respekt zollen<br />
– mit den sieben rangierten Projekten und dem daraus<br />
erkorenen sieger hat sie ihre arbeit gut gemacht. Die<br />
toprangierten Eingaben passen mit guten städtebaulichen<br />
lösungen und stimmiger architektursprache ins<br />
Quartier; mondäne grossstadtprojekte und beliebige<br />
lösungen, die überall auf einer gleich grossen fläche<br />
stehen könnten, blieben aussen vor. lei<strong>der</strong> auch die drei Eingaben,<br />
die das alte käselager an <strong>der</strong> Ecke industrie-/Unterlachenstrasse<br />
stehen lassen wollten (als option in <strong>der</strong> Wettbewerbsausschreibung)<br />
– da wären halt doch zu viele kompromisse nötig<br />
gewesen, sodass die gesamtlösung darunter litt.<br />
2013 passierts!<br />
Und wenn schon lei<strong>der</strong>: Wenn die stadt im nächsten Jahr das<br />
areal für 18,7 millionen franken (das beste angebot) verkauft,<br />
können nach <strong>der</strong> Baueingabe 2013 die Bauarbeiten beginnen.<br />
spätestens dann werden auch die alten häuser an <strong>der</strong> industriestrasse<br />
mit ihrem kreativen innenleben verschwinden. nicht in<br />
den Dimensionen von frigorex und la fourmi – aber einmal<br />
mehr.<br />
ironischerweise berichtete just nach <strong>der</strong> medienorientierung<br />
zum Wettbewerb industriestrasse <strong>der</strong> «tages-anzeiger» vor einem<br />
monat über Zürichs Umgang mit den kreativen. Unter dem<br />
titel «Das Basislager zieht neben sexboxen und asylunterkunft<br />
ein» war zu vernehmen, dass <strong>der</strong> Zürcher stadtrat das Containerdorf<br />
für kreative (an <strong>der</strong> Binz) kaufen und nach altstetten verlegen<br />
will. Zugegeben: luzern <strong>ist</strong> nicht Zürich. aber scheinbar sind<br />
in beiden städten die möglichkeiten von fluchten in an<strong>der</strong>e zahlbare<br />
objekte am Versiegen und neue lösungsansätze anzudenken<br />
– denn ohne kreativboden vermag auch die nachhaltigkeitsdimension<br />
Wirtschaft nicht in voller Blüte aufzuspriessen.