der BerG ist kulisse - 041 Kulturmagazin
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Kazalpin: East Side<br />
Story (Double Moon<br />
Records)<br />
CD-Taufe:<br />
DI 15. November, 20 Uhr,<br />
Kleintheater Luzern<br />
iN DEN OSTaLPEN<br />
cf. im september 2009 entdeckten albin Brun<br />
und marco käppeli vom alpin Ensemble in<br />
minsk die gruppe akana. irena kotvitskaja, rusia<br />
und nadzeya tschuhunova interpretieren<br />
weissrussische gesänge, die zum teil noch aus<br />
vorchr<strong>ist</strong>licher Zeit überliefert sind. nach einer<br />
gemeinsamen tournee veröffentlichen akana<br />
und das alpin Ensemble – mit albin Brun (saxofon,<br />
schwyzerörgeli), Patricia Draeger (akkordeon),<br />
Claudio strebel (kontrabass) und marco<br />
käppeli (schlagzeug) – unter dem namen kazalpin<br />
nun die CD «East side story». Überaus selbstverständlich<br />
fliessen die alten ritualgesänge und<br />
die kompositionen von albin Brun ineinan<strong>der</strong>,<br />
und genauso ungezwungen schreiten die traditionellen<br />
musiken aus Belarus und <strong>der</strong> schweiz<br />
durch die offenen türen des Jazz. nur in den<br />
schwächsten momenten etwas gar lieblich, <strong>ist</strong><br />
die musik von kazalpin immer wie<strong>der</strong> von fe<strong>der</strong>leichter<br />
und doch berühren<strong>der</strong> schönheit.<br />
Richard Koechli: Howlin’<br />
With The Bad Boys<br />
(Nation Music)<br />
Konzert am<br />
Blues Festival:<br />
SA 5. November, 20 Uhr,<br />
Hotel Schweizerhof<br />
TRiBuT aN DiE BLuES-PiONiERE<br />
tl. «ich möchte zurück zu den anfängen dieser<br />
musik, zum spirit des Delta-, Piedmont- &<br />
memphis-Blues – zu dieser rohen kraft, mit <strong>der</strong><br />
vor bald 100 Jahren alles begann», erläutert <strong>der</strong><br />
gitarr<strong>ist</strong> richard koechli das konzept seines aktuellen<br />
albums. «howlin' With the Bad Boys»<br />
<strong>ist</strong> seine liebeserklärung an den Blues, dessen<br />
geschichte und technik er bereits in mehreren<br />
Büchern abgehandelt hat (zuletzt «masters of<br />
Blues guitar»). in 14 persönlichen songs, teils<br />
solo, teils mit den gastmusikern michael Dolmetsch,<br />
fausto medici und Dani lauk, würdigt<br />
<strong>der</strong> luzerner die verstorbenen altme<strong>ist</strong>er des<br />
cd-Wechsler<br />
folk-Blues – von Charley Patton, son house,<br />
Blind Willie Johnson bis John lee hooker. ohne<br />
pur<strong>ist</strong>ischen anspruch fängt er die Essenz dieser<br />
musik ein, erzählt jedoch seine eigenen geschichten<br />
(in Englisch, französisch und mundart).<br />
koechlis beseeltes, stets dezentes spiel<br />
strahlt viel autorität und leidenschaft aus. Beson<strong>der</strong>s<br />
als slidegitarr<strong>ist</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> mann grosse<br />
klasse! anlässlich <strong>der</strong> Eröffnung des lucerne<br />
Blues festivals am 5. november wird richi<br />
koechlis neustes Werk getauft.<br />
Franky Silence & Ghost Orchestra:<br />
Recordings for Imaginary Movies (Irascible)<br />
Konzert:<br />
SA 13. November, 20.30 Uhr, im Schtei Sempach<br />
CD-Taufe:<br />
DI 6. Dezember, 20 Uhr, Kleintheater Luzern<br />
GHOSTLaND LuZERN<br />
pb. Der surf-Vibrato-klang einer gitarre, weit<br />
hinten eine mundharmonika, dunkel tanzt die<br />
Bassklarinette, marimba, klavier und akkordeon<br />
weben luftige atmosphären, elfengleich<br />
schlüpft die sängerin in verschiedene rollen.<br />
Wir sind im Desperado-land, wo glücksritter<br />
auf bluesigen leitern in ihre abgründe steigen<br />
und die traumverwobene geschichte von lenny<br />
und lala ihren anfang und ihr Ende nimmt.<br />
«recordings for imaginary movies» <strong>ist</strong> ein konzeptalbum,<br />
ausgedacht und gespielt von sabrina<br />
troxler (stimme), Pablo haller (lyrics), adi rohner<br />
(kontrabass, lapsteel) und dem ghost orchestra.<br />
Ein film-noir-Beat-Western zieht vor<br />
dem inneren ohr auf, zart und dark. Die texte<br />
kommen poetisch verdichtet, mit Wortklängen<br />
halluzinierend, «to reach the land Behind».<br />
Wer mit <strong>der</strong> Beat-szene vertraut <strong>ist</strong>, trifft auf bekannte<br />
gestalten. Die musik rumpelt warmblütig<br />
und feierlich und die schöne marc-ribot-gitarre<br />
<strong>ist</strong> sicher ein highlight darin. Ein feines<br />
album aus americana-surf, Country noir und<br />
Vaudeville-Chanson, das man immer lieber bekommt,<br />
je öfter man es hört. auch als Vinyl erhältlich!<br />
42<br />
DAVID GADZE EMPFIEHLT<br />
herbstmusik<br />
Dunkel, kühl und melancholisch:<br />
Herbstabende verbreiten eine beklemmende,<br />
ja tr<strong>ist</strong>e Stimmung. Man kann ihr so gut es<br />
geht entfliehen – o<strong>der</strong> sie mit dem passenden<br />
Soundtrack geniessen. Etwa mit <strong>der</strong> neuen<br />
Platte von Zola Jesus. Der russisch-amerikanischen<br />
Sängerin, die ihre Songs bevorzugt<br />
im Winter schreibt, gelingt es auf ihrem dritten<br />
Album «Conatus» immer wie<strong>der</strong>, in ihren<br />
oft kargen und mechanischen Industrial-<br />
Goth-Pop mehr Aufhellungen und klangliche<br />
Weite einfliessen zu lassen als auf den früheren<br />
Werken. Ihre satte Stimme kontrastiert<br />
dabei wun<strong>der</strong>bar mit den mageren Rhythmen,<br />
die wie Nebelschwaden vorbeiziehen.<br />
Wem das zu kalt <strong>ist</strong>, <strong>der</strong> findet in den organischen<br />
Dub-Pop-Klängen von Peaking<br />
Lights’ «936» eine wärmere Nische. Ihre<br />
bunten elektronischen Klangcollagen umgarnen<br />
einen mit so viel Charme, dass man den<br />
Frühling zu spüren glaubt.<br />
Es gibt aber auch die an<strong>der</strong>e Seite des Herbstes.<br />
Die <strong>der</strong> goldenen Sonne, <strong>der</strong> farbenfrohen<br />
Natur und des erfrischenden Gefühls, ein<br />
Kapitel werde abgeschlossen und ein neues<br />
beginne. Keine Platte fasst dieses Gefühl momentan<br />
so treffend in Musik wie das neue<br />
Werk von Ryan Adams, seine dreizehnte<br />
Platte in elf Jahren. Dass nicht jede so unwi<strong>der</strong>stehlich<br />
glänzte wie sein Me<strong>ist</strong>erstück<br />
«Gold», verzieh man ihm. Nach einer für ihn<br />
langen Pause von rund zwei Jahren, in denen<br />
er New York verlassen sowie krankheitsbedingt<br />
einen Hörsturz erlitten und dem Alkohol<br />
und an<strong>der</strong>en Substanzen abgeschworen<br />
hat, besingt <strong>der</strong> 36-Jährige auf seinem<br />
neuen Werk «Ashes & Fire» seine Wie<strong>der</strong>geburt<br />
– am schönsten im Stück «Come Home».<br />
Dabei liefert Adams eines seiner ruhigsten,<br />
aber auch rundesten Alben ab. Es <strong>ist</strong> ein<br />
herrliches Stück Americana, das von instrumentaler<br />
Zurückhaltung und emotionaler<br />
Tiefe lebt und wie ein Kaminfeuer wärmt.<br />
Zola Jesus: Conatus (Sacred Bones/Phonag);<br />
Peaking Lights: 936<br />
(Weird World /Domino/Musikvertrieb);<br />
Ryan Adams: Ashes & Fire (Pax Am/Capitol/Sony Music)