der BerG ist kulisse - 041 Kulturmagazin
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KuNST<br />
Vater in Wort und Bild<br />
Zum Beispiel: Ein dünner Barbapapa kauert in einer Ecke und<br />
weint. Er weint und weint und seine tränen fallen in die Erde,<br />
wo ein zartes Pflänzlein erwacht. Unser held findet trost und<br />
weint vor freude, worauf noch weitere Blumen zu spriessen beginnen.<br />
Die Zeichnung stammt von hannes huber (1939–1974),<br />
luzerner grafiker und karikatur<strong>ist</strong>, und <strong>ist</strong> in dem Bändchen<br />
«hannes huber, Beobachtungen in Wort und Bild» abgedruckt.<br />
hubers Zeichnungen sind wahre Zeitzeugen – in stil und inhalt<br />
erzählen sie vom Zeitge<strong>ist</strong> <strong>der</strong> 1970er-Jahre. Der feine humor erinnert<br />
mitunter an loriots figuren o<strong>der</strong> an Zeichnungen von robert<br />
gernhardt. Da sitzt, um ein weiteres Beispiel zu nennen, eine<br />
dickleibige frau, messer und gabel bereit, am tisch. auf ihrem<br />
teller steht zum Verzehr bereit ein Elefantenfuss. Da gibt es aber<br />
auch die natural<strong>ist</strong>isch anmutenden Personenporträts o<strong>der</strong> expression<strong>ist</strong>ische<br />
Versuche wie «Der schrei in die nacht». in einem<br />
holzdruck möchte man das konterfei des jung verstorbenen<br />
künstlers erkennen. Es fällt nicht schwer, Zugang zu den zeichnerischen<br />
Botschaften von hannes huber zu finden. sie strahlen<br />
eine ungekünstelte positive lebenshaltung aus.<br />
1911 in Weggis diese künstlervereinigung. Dank ihnen fanden<br />
neue kunstströmungen <strong>der</strong> klassischen mo<strong>der</strong>ne wie <strong>der</strong> fauvismus,<br />
kubismus, futurismus, Expressionismus, surrealismus, orphismus<br />
bis zur radikalsten form <strong>der</strong> abstraktion von kandinsky<br />
überhaupt Einzug in die schweiz. «Der mo<strong>der</strong>ne Bund kann als<br />
wichtigste und nachhaltigste künstlervereinigung bezeichnet<br />
werden, die auch verantwortlich für die Vermittlung <strong>der</strong> künstler<br />
<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ne <strong>ist</strong>, mit dem Wunsch, internationale kunstschaffende<br />
<strong>der</strong> gegenwart auszustellen», erklärt fässler. Die wichtige rolle,<br />
die Weggis und luzern spielen, sei dem Publikum vor ort noch<br />
nicht bewusst, fügt fässler hinzu und hofft, dass sich dies nun mit<br />
dieser Publikation und <strong>der</strong> aktuellen ausstellung im kunstmuseum<br />
luzern än<strong>der</strong>n wird.<br />
neben dem allgemeinen teil von fässler behandeln sechs spezialisierte<br />
kunsth<strong>ist</strong>orikerinnen den künstlerischen Bezug einzelner<br />
wichtiger Exponenten <strong>der</strong> Bewegung: so bespricht Viola<br />
radlach den künstler Walter helbig, silvia Volkart die drei künstler<br />
oscar lüthy, Wilhelm gimmi und hans Berger. Walburga<br />
krupp schreibt über hans arp, Chr<strong>ist</strong>ian Bührle über hermann<br />
huber, reinhold kündig und albert Pf<strong>ist</strong>er und osamu okuda<br />
über Paul klee. schliesslich erläutert Paul müller in seinem artikel<br />
die teilnahme von ferdinand hodler, Cuno amiet und giovanni<br />
giacometti an den ausstellungen des «mo<strong>der</strong>nen Bundes».<br />
Durch die verschiedenen autorinnen und autoren entstanden<br />
kleine inhaltlichen Überlappungen, die sich wie kreuzende fäden<br />
eines gedankennetzes berühren und so beim lesen die einzel-<br />
30<br />
Der im Verlag huber kommunikation erschienene Band <strong>ist</strong><br />
eine hommage von sohn manuel huber an seinen Vater, den er<br />
nie persönlich gekannt hat. hannes huber starb einen monat vor<br />
manuels geburt. Die veröffentlichten arbeiten aus dem umfangreichen<br />
Werk des Vaters sind ein Destillat an Erfahrung, Erkenntnis<br />
und gefühlen eines kurzen und intensiven lebens. manuel<br />
hat in Zusammenarbeit mit margrith Villars-huber, schwester<br />
von hannes, den nachlass mit tausenden von skizzen, notizblättern<br />
und Zeichnungen aufgearbeitet. Der Band enthält Bil<strong>der</strong>, Zitate<br />
und aphorismen und <strong>ist</strong> eine sehr persönliche spurensuche.<br />
Gabriela Wild<br />
Hannes Huber. Beobachtungen in Wort und Bild.<br />
Luzern 2011, 102 Seiten, Fr. 25.–<br />
Erhältlich im Buchhaus Stocker o<strong>der</strong> über www.huberkom.ch<br />
nen Ereignisse des «mo<strong>der</strong>nen Bundes» umso klarer und bewusster<br />
machen. Die Dramaturgie des Buches lässt aber <strong>der</strong> leserschaft<br />
offen, einzelne aufsätze herauszupicken. Der anhang<br />
führt zudem sämtliche Quellen und Dokumente (u. a. Zeitungsbesprechungen<br />
o<strong>der</strong> korrespondenz) auf.<br />
neben den aufklärenden inhalten überzeugt die grafik von<br />
markus Britschgi. Durch das dezente layout behalten die über<br />
300 hochaufgelösten reproduktionen <strong>der</strong> kunstwerke und Bilddokumente<br />
ihre Wirkungskraft auch in gedruckter Version und<br />
lassen das schwere Buch luftig und leicht erscheinen.<br />
Isabelle Roth<br />
doris fässler (hrsg.): <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ne Bund.<br />
Beginn <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ne in <strong>der</strong> schweiz.<br />
Diopter Verlag, Luzern 2011, 352 Seiten, Fr. 78.–<br />
Ausstellung: Der Mo<strong>der</strong>ne Bund. Arp, Helbig, Lüthy, Gimmi, Huber, Klee.<br />
Bis 13. November, Kunstmuseum Luzern<br />
Podiumsdiskussion: Original o<strong>der</strong> Fälschung? – Die verblüffenden Zeichnungen in<br />
Hans Arps ehemaligem Wohnhaus in Weggis. U. a. mit Doris Fässler, Anita Hoess,<br />
Chr<strong>ist</strong>oph Lichtin und Juri Steiner. MI 2. November, 18 Uhr