der BerG ist kulisse - 041 Kulturmagazin
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KiNO<br />
<strong>der</strong> grosse traum von örgeler max<br />
max hubacher («stationspiraten») <strong>ist</strong> <strong>der</strong> Verdingbub max auf<br />
dem hof Dunkelmatte, hinten im stotzig-schattigen krachen im<br />
Emmental. mehr recht als schlecht kommen die bergbauernden<br />
Bösigers über die runden. Der film von markus imboden, nach<br />
dem Drehbuch von Plinio Bachmann, blendet zurück in finstere<br />
Zeiten <strong>der</strong> schweizer geschichte. Es herrschten im Verdingkin<strong>der</strong>wesen<br />
sklavenartige Zustände, wenn, bis bös in die mitte des<br />
20. Jahrhun<strong>der</strong>ts, kin<strong>der</strong> aus heimen o<strong>der</strong> aus nicht genehmen<br />
familienverhältnissen (alleinerziehende) auf dem arbeitsmarkt<br />
feilgeboten wurden, um mehrheitlich in <strong>der</strong> landwirtschaft unter<br />
erbärmlichsten Verhältnissen zu schuften.<br />
Der letzte Bub bei Bösigers hat es nur gerade ein halbes Jahr<br />
geschafft. am anfang kommen sie ihn holen mit <strong>der</strong> sarg-kutsche.<br />
max <strong>ist</strong> <strong>der</strong> neue. Er hat talent, er kann anpacken. Vor allem<br />
<strong>ist</strong> da sein musikalisches talent auf dem Örgeli. mit zur familie<br />
gehört <strong>der</strong> aus dem militärdienst zurückgekehrte sohn Jakob<br />
(maximilian simonischek), ein eigentlicher taugenichts.<br />
auch Berteli (lisa Brand) kommt auf die Dunkelmatte. ihr wird<br />
es übel ergehen, aber immerhin findet sie in max einen Verbündeten,<br />
mit dem sie grosse sehnsuchtspläne schmiedet, die sich für<br />
sie nicht erfüllen können. Jakob missbraucht sie mehrfach, und<br />
Berteli wird, unter «gütiger» mittäterschaft <strong>der</strong> Bösigerin, auch<br />
ihr leben verlieren. Vater Bösiger (stefan kurt) säuft und scheint<br />
ein Böser; er, von <strong>der</strong> frau als «Viech» tituliert, <strong>ist</strong> aber sehr wohl<br />
(auch) zu sanftem fähig und leidet am me<strong>ist</strong>en unter <strong>der</strong> Zerrissenheit<br />
seiner selbst. Verhärmt und hart zeigt sich die Bösigerin<br />
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(etwas sehr gewöhnungsbedürftig: katja riemann mit synchronisiertem<br />
Berndeutsch).<br />
nicht viel ausrichten kann die ahnende Junglehrerin (miriam<br />
stein). als sie die Behörden auf die untragbaren Zustände bei Bösigers<br />
aufmerksam macht, wird nicht eingeschritten. Die amtliche<br />
lösung heisst: Entlassung <strong>der</strong> lehrerin. aber radio Beromünster<br />
in <strong>der</strong> stube <strong>der</strong> lehrerin hatte die grosse sehnsucht des<br />
begnadeten Örgelers max wecken können: Vor dem Zeitzeichen<br />
um 12.30 Uhr spielt <strong>der</strong> landessen<strong>der</strong> tango-musik. Da will er<br />
unbedingt hin, nach diesem unbekannten fernen argentinien.<br />
fast schon märchenhaft, aber angesichts Bertelis schicksal<br />
ohne vollständiges happyend, schliesst <strong>der</strong> film: max hat es dank<br />
<strong>der</strong> hilfe des störmetzgers, selber ein ehemaliger Verdingbub,<br />
aufs schiff und nach argentinien geschafft. im schlussbild konzertiert<br />
da ein weisshaariger mann in Wan<strong>der</strong>schuhen auf einer<br />
Bühne und entlockt seinem Örgeli eine art Crossover von ländler<br />
und tango. «s isch mer alles eis Ding ...» Versöhnlich <strong>ist</strong> dieses<br />
filmende aber mit Blick auf das vorher gezeigte freilich nicht.<br />
Der film erinnert an das schicksal von vielen – o<strong>der</strong> wie es in<br />
<strong>der</strong> affiche heisst: «basierend auf 100'000 wahren geschichten».<br />
Urs Hangartner<br />
<strong>der</strong> Verdingbub; regie: markus imboden.<br />
Bourbaki ab 3. november<br />
geschlagenes Örgeli-genie: Verdingbub max (max hubacher).