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der BerG ist kulisse - 041 Kulturmagazin

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Waldparty im Beton-dschungel<br />

Zwei Künstler fertigten ein neues Riesengraffiti<br />

mitten in <strong>der</strong> Luzerner Neustadt.<br />

graffiti-künstler Ezra Pirk und Pius Portmann vor ihrem «kollektiven Ziel».<br />

Viele Passanten werden beim flüchtigen seitenblick in die hofeinfahrt<br />

an <strong>der</strong> neustadtstrasse 10 verdutzt stehen bleiben und das<br />

beiläufig Wahrgenommene genauer betrachten: im unscheinbaren<br />

grau-in-grau <strong>der</strong> herbstlichen neustadt entsteht an <strong>der</strong> Wand<br />

bei <strong>der</strong> optik lounge eine farbige, bisweilen grellbunte an<strong>der</strong>e<br />

Welt – eine fantastische Waldlandschaft, in <strong>der</strong> eine ausgelassene<br />

Party gefeiert wird. Dort wird die Wurzel eines Baumes zur hand<br />

des DJs, Blumen sind zu Disco-strahlern mit entsprechen<strong>der</strong> lasershow<br />

umfunktioniert und glücklose Partygäste ertrinken in<br />

ihren überdimensionierten Cocktails.<br />

Dieses kunstwerk mitten in und an <strong>der</strong> stadt verdanken wir<br />

den luzerner graffiti-künstlern Ezra Pirk und Pius Portmann.<br />

Bereits vor neun Jahren besprayte Ezra Pirk, in absprache mit<br />

geschäftsinhaber roger stal<strong>der</strong>, die Wand. Doch <strong>der</strong> künstler hat<br />

sich weiterentwickelt und es schien an <strong>der</strong> Zeit, das – nach eigenen<br />

aussagen – simple sujet durch ein aufwendiges, surreales<br />

Bild zu ersetzen. tatsächlich wurde es <strong>der</strong>art aufwendig, dass die<br />

40-Quadratmeter-Wand nicht genügte und durch die Decke des<br />

Durchgangs erweitert wurde. Um «ideen-Ping-Pong» spielen zu<br />

können, wie Ezra es formuliert, zog er für die fertigung des neuen<br />

Wandbildes Pius Portmann hinzu. Die beiden gingen ohne<br />

skizze und lediglich mit <strong>der</strong> idee, «etwas mit Bäumen zu machen»,<br />

ans Werk. Dazu sind sie auf ein für aussenstehende kaum<br />

31<br />

KuNST<br />

nachvollziehbares gegenseitiges Einvernehmen<br />

und Vertrauen angewiesen, damit<br />

das Bild schliesslich zu einem stimmigen<br />

ganzen wird und sich nicht einzelne<br />

fel<strong>der</strong> dem einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en sprayer<br />

zuordnen lassen. Diese herausfor<strong>der</strong>nde<br />

teamarbeit <strong>ist</strong> umso erstaunlicher, da die<br />

graffiti-künstler sich zwar bereits lange<br />

kennen, aber erst seit einigen monaten<br />

zusammenarbeiten – bisher haben sie in<br />

Ebikon zwei Wände gemeinsam gestaltet.<br />

luzern mit qualitativ hochwertigen,<br />

grossflächigen graffiti-Bil<strong>der</strong>v zu beleben,<br />

<strong>ist</strong> ihr erklärtes, kollektives Ziel.<br />

Wie eben beispielsweise an <strong>der</strong> neustadtstrasse:<br />

Um die ohnehin erstaunliche tiefenwirkung des<br />

Werks zu steigern, integrierten die künstler dreidimensionale<br />

Elemente, die ihnen ein requisiteur des luzerner theaters zur<br />

Verfügung stellte. Ein loch in <strong>der</strong> Wand wurde so kurzum zu einem<br />

Wurmloch eines apfels, aus dem ein Wurm direkt in die<br />

Einfahrt ragt. Ebenso wurde die rinde des Baumes durch Bauschaum<br />

plastisch gemacht o<strong>der</strong> die einnehmende Wirkung <strong>der</strong><br />

Waldlandschaft durch lianenattrappen zusätzlich gesteigert. Die<br />

beiden me<strong>ist</strong>er an <strong>der</strong> Dose wurden dank ihrer kunstfertigkeit in<br />

den letzten Wochen zu einer kleinen institution in <strong>der</strong> nachbarschaft.<br />

nach feierabend und am Wochenende sei die arbeit aufgrund<br />

<strong>der</strong> vielen Besucher etwas zu kurz gekommen, so Ezra und<br />

Pius. aber genau diese selbstverständliche Einbettung in eine gemeinschaft<br />

schätzen sie an <strong>der</strong> arbeit draussen in einem Quartier.<br />

Wie sonst käme es zu Begegnungen folgen<strong>der</strong> art: Während<br />

meines treffens mit den graffiti-künstlern liess sich ein älterer<br />

neustadtbewohner das Wandbild in allen Einzelheiten erklären<br />

und drückte Ezra schliesslich eine 20er-note in die hand – «für<br />

neue Dosen». kunst, die Begegnungen schafft ...<br />

Alessa Panayiotou, Bild Franca Pedrazzetti<br />

optik lounge, neustadtstrasse 10, luzern

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