der BerG ist kulisse - 041 Kulturmagazin
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Man rieb sich die Augen: Hatte die Stadt Luzern gar nichts aus<br />
dem Boa-Debakel gelernt? Da plante Emmi – im Einverständnis<br />
mit <strong>der</strong> Stadt Luzern – in unmittelbarer Nachbarschaft des Theaterpavillons<br />
und des Treibhauses zwei neue Geschäfts- und Wohnhäuser,<br />
und alle Involvierten sprachen bla, bla, bla, das geht dann<br />
schon gut. Dabei musste die Boa exakt aus diesem lärmtechnisch<br />
heiklen Nebeneinan<strong>der</strong> von Eigentumswohnungen und Kulturbetrieb<br />
den Kürzeren ziehen. Das Debakel war auch an <strong>der</strong> Theater-<br />
Treibhaus-Meile vorprogrammiert. Während die Frage erlaubt<br />
war, wie weit Stadträte vernetzt denken können, reichten die Luzerner<br />
Spielleute (Theaterpavillon) – neben an<strong>der</strong>n – eine Beschwerde<br />
ein. Zum Glück.<br />
Denn jetzt scheint alles gut. Aufgrund des Drucks haben sich die<br />
beteiligten Parteien an einen Tisch gesetzt und eine Lösung ausgehandelt,<br />
um potenzielle Konflikte zwischen den ungleichen Nachbarn<br />
– hier Bedürfnis nach Ruhe, dort Bedürfnis nach Lust und<br />
Leben – möglichst zu vermeiden. In einer Vereinbarung und einem<br />
Dienstbarkeitsvertrag wird festgehalten, dass Personen, die in<br />
<strong>der</strong> neuen Überbauung wohnen o<strong>der</strong> arbeiten werden, Lärmimmissionen<br />
des Treibhauses und des Theaterpavillons zu dulden<br />
haben, wenn diese die gesetzlichen Vorgaben nicht überschreiten.<br />
Diese Duldungspflicht wird sogar im Grundbuch eingetragen.<br />
Auch muss Emmi mit baulichen Massnahmen dafür sorgen, dass<br />
mögliche Konflikte minimiert werden. Umgekehrt verpflichten<br />
sich <strong>der</strong> Theaterpavillon und das Treibhaus, Ruhe und Ordnung<br />
einzuhalten. Darin werden sie auch von <strong>der</strong> Stadt unterstützt.<br />
freiraum<br />
Vielleicht haben Emmi, Theaterpavillon und die Stadt<br />
Luzern für ein weniger konfliktträchtiges Kulturleben<br />
in <strong>der</strong> innenstadt ein gangbares Modell erfunden.<br />
Vielleicht.<br />
Wi<strong>der</strong>stand nützt<br />
16<br />
Für den Fall, dass es trotzdem zu Reklamationen kommt, wird eine<br />
Schlichtungsstelle eingerichtet. Sollte auch dann keine Einigung<br />
erzielt werden, kann ein Gremium mit je einem Vertreter <strong>der</strong><br />
Stadt, <strong>der</strong> Spielleute und <strong>der</strong> Stockwerkeigentümerschaft Lärmschutzmassnahmen<br />
bei den beiden Betrieben veranlassen. Deren<br />
Kosten werden auf maximal eine halbe Million Franken geschätzt,<br />
die von Stadt und Stockwerkeigentümerschaft je hälftig<br />
getragen würden. Aufgrund dieser Vereinbarungen haben die Luzerner<br />
Spielleute ihre Einsprache zurückgezogen und auch die an<strong>der</strong>n<br />
Einsprecher dahingehend bewegt, dies zu tun. So konnte <strong>der</strong><br />
Stadtrat am 28. September das Baugesuch von Emmi bewilligen.<br />
Ende gut – alles gut? Das wird sich spätestens im Ernstfall weisen.<br />
Papier <strong>ist</strong> Papier, aber die Absicht <strong>ist</strong> hehr und das Resultat vielversprechend.<br />
Die gemeinsam am runden Tisch erarbeitete Vereinbarung<br />
darf als bemerkenswert und als dienlich für ein gutes<br />
künftiges Nebeneinan<strong>der</strong> bezeichnet werden. Die Stadt und Emmi<br />
geben zum Ausdruck, dass in <strong>der</strong> Stadt auch gelebt und gefeiert<br />
werden kann, während sich die Kulturhäuser bemühen, dass die<br />
Emissionen von ihrer Seite in Grenzen gehalten werden. Es wäre<br />
ein möglicher Weg, um <strong>der</strong>einst auch eine Frigorex als Kulturraum<br />
im urbanen Umfeld zu behalten und akzeptabel zu machen.<br />
Dafür fehlt nur noch <strong>der</strong> Wille <strong>der</strong> Stadt, dies bei Jost Schumacher<br />
mit aller Hartnäckigkeit und Diplomatie anzumelden.<br />
Pirmin Bossart