der BerG ist kulisse - 041 Kulturmagazin
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MuSiK<br />
von schönberg. Brun schrieb über dieses Werk: «meine fünfte<br />
erfor<strong>der</strong>t ein intelligentes, schweizerisches Publikum. ich beschäftigte<br />
mich mit dem Problem <strong>der</strong> atonalität. ich stehe ihr<br />
feindlich gegenüber, wenn sie sinnlos, phantasielos dem schreiben<br />
einer öden Papiermusik verfällt. sie fesselt mich in hohem<br />
grade, wenn sich köpfe wie stravinsky und schoeck mit ihr befassen.»<br />
liebespaare in zürcher stadtparks<br />
Das spezielle an Bruns «fünfter» <strong>ist</strong>, dass hier alle vier sätze<br />
auf dem gleichen thema basieren. in an<strong>der</strong>en fällen schafft <strong>der</strong><br />
kompon<strong>ist</strong> mittels eines Programms eine übergreifende Einheit.<br />
ausser <strong>der</strong> erwähnten nr. 3, <strong>der</strong> «alpen-sinfonie» hat Brun mit<br />
seiner achten eine art «tageszeiten-sinfonie» geschrieben.<br />
Das Programm <strong>der</strong> 9. <strong>ist</strong> sogar ausgesprochen privat und bie<strong>der</strong>.<br />
Es geht um abendliche ständchen unter fenstern von Damen,<br />
um liebespaare in Zürcher stadtparks, kneipenbesuche mit<br />
freunden und heimfahrt mit dem letzten Züritram. Der hausbackene<br />
kommentar des kompon<strong>ist</strong>en kann den hörer aber auch in<br />
die irre führen, in ein allzu flaches land. Die musik selber <strong>ist</strong><br />
nämlich weit komplexer und tiefer. Es <strong>ist</strong> ein Porträt von leben<br />
und menschsein. Es <strong>ist</strong> die Dialektik aus geselligkeit und rückzug.<br />
Erstaunlich <strong>ist</strong> nach den gewichtigen früheren Bandwürmern<br />
die heiterkeit und gelassenheit dieser 9. sinfonie von 1950.<br />
40<br />
Ein 70-jähriger mann erinnert sich mit einem augenzwinkern<br />
seiner Jugendtage. auch dieses spätwerk hat adriano bereits aufgenommen.<br />
als jüngste Produktion sind dieser tage nun die sinfonien nr.<br />
6 und 7 erschienen. Es handelt sich hier um zwei hochkomplexe,<br />
schwierige Werke aus <strong>der</strong> reifezeit des kompon<strong>ist</strong>en, die sowohl<br />
dessen technische me<strong>ist</strong>erschaft wie auch die vielschichtige und<br />
aufbrausende Persönlichkeit ideal zum ausdruck bringen.<br />
allerdings beschleichen einen auch Zweifel, ob adriano und<br />
seine moskauer immer fähig o<strong>der</strong> willens sind, die schwierige<br />
musik zu Durchhörbarkeit, farbigkeit und ausdruckskraft zu<br />
treiben. Das aber heisst, dass zu Brun noch viel zu sagen <strong>ist</strong>. Dass<br />
das luzerner sinfonieorchester hier eine dankbare kernaufgabe<br />
hätte, moniert seit Jahrzehnten immer mal wie<strong>der</strong> jemand. seit<br />
Jahrzehnten erfolglos.<br />
Peter Bitterli<br />
Fritz Bruns Sinfonien in den Einspielungen mit Adriano<br />
und dem Moskauer Sinfonieorchester:<br />
– Sinfonie Nr. 3 d-moll (Sterling CDS-1059-2)<br />
– Sinfonie Nr. 9 F-Dur; «Aus dem Buch Hiob» (Guild GMCD 7306)<br />
– Sinfonie Nr. 5 Es-Dur; Sinfonie Nr. 10 B-Dur (Guild GMCD 7320)<br />
– Sinfonie Nr. 6 C-Dur; Sinfonie Nr. 7 D-Dur (Guild GMCD 7372)<br />
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