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HANSA 05-2019

Nor-Shipping ’19 | Maritime Hub Norway | Finanzplatz Oslo | Tugs & Salvage | HullPIC | Offshore-Logistik | NordLB | Breakbulk Europe | Hansa Heavy Lift | HS Schiffahrt | MPP-Carrier

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Offshore<br />

Mitarbeiter Nis Schnoor einen Block aus<br />

dem Eis für einen maschinellen Drucktest.<br />

»Damit dokumentieren wir, dass unser<br />

Eis immer die gleiche Qualität hat«,<br />

sagt Schnoor.<br />

Jetzt startet er die Testfahrt mit 5 mm<br />

pro Sekunde. Schritt für Schritt wird er<br />

das Tempo bis 90 mm pro Sekunde steigern.<br />

Sofort leistet die Eiskante spürbar<br />

Widerstand gegen die rote Struktur. Eine<br />

mächtige Spannung baut sich auf, die den<br />

ganzen Schubwagen erfasst. Dann ein explosionsartiger<br />

Ruck, laut entlädt sich die<br />

Spannung, der Wagen wackelt befreit.<br />

Die Struktur ist sichtbar einige Zentimeter<br />

nach vorne geschnellt, hat das Eis<br />

zerquetscht. Gesa Ziemer spricht vom<br />

»Kraftauslass«.<br />

Schon baut sich die nächste Kraftkurve<br />

auf – und entlädt sich mit dem nächsten<br />

Donnerhall. In unregelmäßigen Abständen<br />

lassen die Entladungen den Schubwagen<br />

erzittern. Gebanntes Starren auf<br />

die rote Struktur, die unter Stöhnen und<br />

ächzen das Eis zermalmt. Nun verdoppelt<br />

Schnoor das Tempo. Die Abstände zwischen<br />

den Kraftentladungen werden geringer,<br />

die Entladungen weniger massiv. Das<br />

Stakkato der Schläge scheint sich in einen<br />

Takt fügen zu wollen, doch das Ohr findet<br />

nicht die Regelmäßigkeit. Noch nicht.<br />

Wie ein Freejazz-Schlagzeug-Solo<br />

Nach der nächsten Temposteigerung sind<br />

die Entladungen schon recht häufig, aber<br />

dennoch unregelmäßig. Als würden sich<br />

verschiedene Taktfrequenzen überlagern,<br />

kurz harmonieren und bald wieder auseinanderdriften.<br />

Es dröhnt und vibriert<br />

wuchtig durch die Halle des Eistanks.<br />

Es klingt wie ein Freejazz-Schlagzeugsolo.<br />

Der Drummer scheint einem inneren<br />

Rhythmus zu folgen, legt einen zweiten<br />

disharmonisch darüber, der Zuhörer<br />

erwartet, dass die schneller werdenden<br />

Rhythmen sich vereinen.<br />

Doch erst mit steigendem Tempo – inzwischen<br />

sind wir bei 50 mm pro Sekunde<br />

– schleicht sich der gleichmäßige Takt<br />

ein. Endlich kann sich das Ohr auf eine<br />

Konstante verlassen. »Jetzt beginnt das<br />

Frequenz-Lock-in, die Struktur erreicht<br />

ihre Eigenfrequenz«, ruft Gesa Ziemer.<br />

Die Wucht jedes einzelnen Kraftauslasses<br />

hat weiter abgenommen, dennoch<br />

schaukelt sich der regelmäßige Takt von<br />

fünf Schlägen pro Sekunde spürbar hoch:<br />

Das Vibrieren des Schleppwagens wächst<br />

in der Magengegend, als würde ein DJ<br />

die Bässe lauter drehen. Bis ein gewisses<br />

Abstract: Nature in reverse<br />

Teil der Versuche sind Drucktests an<br />

ausgesägten Eisplatten. Nis Schnoor prüft die<br />

Eisqualität zudem bei Sichtproben<br />

Niveau erreicht ist. Intensiver wird das<br />

Wummern im Bauch nicht mehr.<br />

Ab etwa 90 mm pro Sekunde gleitet<br />

die Struktur scheinbar mühelos durchs<br />

Eis. Fast geräuschlos bricht sie das Eis<br />

und schiebt einen steten Strom von Eiskrümeln<br />

vor sich hoch. Nach rund 40 m<br />

Crashfahrt durch das künstliche Eis<br />

kommt der Schleppwagen zum Halt.<br />

Gesa Ziemer nickt zufrieden in die Runde.<br />

Mit dieser abschließenden Testfahrt<br />

hat sie nachgewiesen, dass die rot lackierte<br />

Aluminiumstruktur richtig berechnet<br />

war: »Wir wollten vorhersagen,<br />

bei welchen Geschwindigkeiten es für<br />

die Struktur kritisch wird.« Ihre Prognose<br />

hat sich bestätigt.<br />

»Es sind die langsamen Tempi, die<br />

der Struktur sehr große Probleme bereiten.<br />

Dabei bauen sich über einen langen<br />

Zeitraum hohe Spannungen auf, die sich<br />

eruptiv entladen.« Solchen Extrembelastungen<br />

könne man begegnen, indem auf<br />

Höhe des Meeresspiegels rund um den<br />

Monopile ein Konus geschweißt werde.<br />

»Dann schiebt sich das Eis an der Schräge<br />

hoch, und eine Teil des Drucks wird in<br />

Biegebruch umgelenkt.«<br />

Der zweite Problembereich ist das Frequenz-LockIn.<br />

»Jede Struktur hat ihre<br />

ganz spezielle Eigenfrequenz«, sagt sie.<br />

»Allerdings können wir eine Struktur<br />

verstimmen, etwa durch einen größeren<br />

Durchmesser des Monopiles oder die<br />

Veränderung der Länge.«<br />

Insgesamt hat das Forschungsprojekt<br />

vier Jahre gedauert. Der Aufwand hat sich<br />

gelohnt – die sechs Auftraggeber aus der<br />

Offshore-Branche haben nun eine Berechnungsgrundlage<br />

für ihre Monopiles. n<br />

The offshore windfarm industry wants to be better prepared for harsh conditions. In<br />

order for monopiles to withstand sea ice, the Hamburg Ship Model Basin HSVA has<br />

carried out a series of crash tests in artificial ice. Engineers and researchers are looking<br />

for answers to the question of when the steel of foundation structures fails. They<br />

wanted to predict at what speeds it becomes critical for the structure hit by ice. The research<br />

project went on for a total of four years. The effort has paid off – the six clients<br />

from the offshore industry now have a calculation basis for their monopiles.<br />

Further information: redaktion@hansa-online.de<br />

<strong>HANSA</strong> International Maritime Journal <strong>05</strong> | <strong>2019</strong><br />

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