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HANSA 05-2019

Nor-Shipping ’19 | Maritime Hub Norway | Finanzplatz Oslo | Tugs & Salvage | HullPIC | Offshore-Logistik | NordLB | Breakbulk Europe | Hansa Heavy Lift | HS Schiffahrt | MPP-Carrier

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Letzte Seite<br />

»Leuchtende Augen<br />

beim Anblick von Modellen«<br />

Geboren 1956, war Olaf Proes bereits als Kind vom Hafen »und allem drumherum«<br />

fasziniert. Nach vielen Jahren in der Projekt- und Schwergutschifffahrt<br />

vertreibt er heute unter anderem Modelle. Ein Interview von Michael Meyer<br />

Was macht die »Faszination Schiffsmodelle«<br />

aus?<br />

Olaf Proes: Es dürfte sich wohl<br />

um die Sehnsucht nach fernen<br />

Ländern und Abenteuern<br />

handeln, die auch heute<br />

noch die Faszination an<br />

der Schifffahrt auslöst.<br />

Aber es gehören auch<br />

»Ships Lovers« und natürlich<br />

Trophäensammler<br />

dazu. An letztere<br />

erinnere ich mich besonders<br />

gern aus meiner Zeit<br />

als General Manager in einer<br />

Reedereiagentur. Immer,<br />

wenn ich beim Überreichen eines<br />

Schiffsmodells in die leuchtenden<br />

Augen gestandener Kunden blickte,<br />

die wie bei Kindern unterm Weihnachtsbaum<br />

strahlten.<br />

Trotz Krise und Sparzwang: Gibt es noch<br />

Interesse an Modellen?<br />

Proes: Die seit 2008 herrschende Krise<br />

hat sich auch bei mir bemerkbar gemacht.<br />

Das Geschäft mit Reedern ging<br />

stark zurück. Das erforderte ein Erschließen<br />

neuer Geschäftsfelder. So baute ich<br />

die Geschäftsaktivität im Bereich Offshore-Wind<br />

aus und konzentrierte mich<br />

vermehrt auf Werften.<br />

Gibt es dabei einen Unterschied zwischen<br />

älteren und jungen Unternehmen?<br />

Proes: Junge Unternehmen scheuen meistens<br />

den Griff zu Schiffsmodellen, da sie in<br />

deren Augen ein angestaubtes und museales<br />

Ansehen genießen. Virtuellen Darstellungen,<br />

3D-Spielereien und Laserprodukten<br />

wird der Vorzug eingeräumt. Das gilt<br />

als hip und billiger, sieht aber auch so aus<br />

und ist kurzlebig. Dabei lassen sich Modelle<br />

mit heutiger Technik und Einfallsreichtum<br />

sehr anschaulich darstellen, das<br />

kommt sehr auf die Materialien und deren<br />

Zusammenstellung an. Bei traditionellen<br />

Unternehmen ist die Hürde zu nehmen,<br />

Olaf Proes ist aus der Schifffahrts -<br />

branche nicht wegzudenken<br />

sie von der Masse der auf Messen gezeigten<br />

Modelle mit pfiffigen Designs und ausgeklügelten<br />

Einzelheiten in Premiumqualität<br />

abzuheben. Ist dieser Funke erstmal<br />

übergesprungen, besteht auch die Bereitschaft,<br />

dafür Geld in die Hand zu nehmen,<br />

statt ausschließlich über den Preis Standardausführungen<br />

einzukaufen.<br />

Wer fragt ansonsten Modelle nach?<br />

Proes: Privatkunden sind Ausnahmen.<br />

Die von mir vertriebenen Modelle sind<br />

keine Produkte auf Discountniveau und<br />

daher für Privatleute in der Regel unbezahlbar.<br />

Schifffahrtsunternehmen nutzen<br />

Modelle kommerziell. Zu den Kunden<br />

zählen Carrier, Reeder, Werften,<br />

Offshore- und Stahlbauunternehmen.<br />

Wie viel Zeit steckt in einem Modell?<br />

Proes: Das ist sehr unterschiedlich und<br />

vom Produktionsverfahren abhängig.<br />

© Proes/privat<br />

Jedes Schiffsmodell besteht<br />

aus einer Vielzahl einzelner,<br />

eigens angefertiger Teile<br />

Wo bereits anwendbar,<br />

lasse ich<br />

im 3D-Druckverfahren<br />

zumindest<br />

Komponenten fertigen.<br />

Das würde ich<br />

gern ausbauen. Aber<br />

trotz allem Gerede um 3D-<br />

Druck sind die Möglichkeiten<br />

in Hinblick auf die Qualitätsanforderungen<br />

seitens meiner Lieferanten und<br />

mir nicht voll umfänglich darstellbar. Im<br />

Metalldruck lassen sich Teile über Nacht<br />

produzieren, bei Kunststoffen ist es sehr<br />

viel komplizierter. Generell steckt unverändert<br />

sehr viel Handarbeit im Umfang<br />

von mehreren tausend Stunden in jedem<br />

großen Modell.<br />

Welches Material wird verbaut?<br />

Proes: Die Zeiten, in denen von meinen<br />

Partnern Holz und Metall verarbeitet wurden,<br />

sind unwiederbringlich vorüber. Ausgenommen<br />

davon sind natürlich die Bodenplatten,<br />

die fast immer noch aus Holz<br />

sind. Bestellt wird möglichst Mahagoni,<br />

obwohl es gar nicht mehr gehandelt werden<br />

darf. Dann bedarf es alternativer Werkstoffe,<br />

um zumindest die Vorstellung zu wahren.<br />

Meine Partner setzen auf strapazierfähige<br />

Kunststoffe. Da es keine Zurüst-Teile<br />

maßstäblich zu kaufen gibt, werden Rohprofile<br />

bezogen und in der Werkstatt zum<br />

Endprodukt verarbeitet. Alles andere muss<br />

individuell von Hand angefertigt werden.<br />

Jedes noch so kleine Teil, ob Kran, Rettungsboot,<br />

Mast, Lampe muss neu als Urform<br />

hergestellt werden. Gießharze und<br />

Zwei-Komponenten-Kunststoffe werden<br />

dafür in erster Linie verwendet, im 3D-<br />

Druck flüssige Polymere statt Pulver. n<br />

72 <strong>HANSA</strong> International Maritime Journal <strong>05</strong> | <strong>2019</strong>

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