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Fazer download PDF - Fundação Cultural do Estado da Bahia

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– „Ja, ich gehe mit dir!“– „Bis ans Ende der Welt?“ – „Bis ans Ende der Welt!“ – „Und wenn uns deinVater oder deine Brüder verfolgen?“ – „Wir verstecken uns einfach!“ – „Und wennsie mit Spürhunden kommen?“ – „Das weiß ich nicht. Du bist der Mann. Du musstwas erfinden“, sagte Celina.– „Warte am Fenster“, sagte er, „du brauchst nur hinter mir aufs Pferd zurutschen und <strong>da</strong>nn hältst du dich an mir fest.“„In Ordnung“, sagte Celina. „Und wann?“ – „Ich werde pfeifen. Du musst wachbleiben und alles bereit haben.“ – „Ja, mein Liebster!“Fast Neumond. Jonas hätte eine andere Nacht auswählen können. Nurbeim Tauben in dessen Kalender nach dem Datum des Vollmonds schauen, oderwenigstens, wann der Mond wieder zunehmen wird. Die Flucht in dunkler Nachtist schwieriger. Andererseits erleichtert heller Mondschein auch die Verfolgung. Ambesten lässt man alles in der Hand des Schicksals. Außerdem, wozu sollte er zweioder drei Mondviertel warten, wenn er Celina schon bald haben konnte, in einerder nächsten Nächte, vielleicht sogar gleich morgen?Zu Hause ahnt Regina den Raub. Jawohl: Raub! Celina ist noch keine achtzehnJahre alt. Regina sieht, wie Jonas seine Stiefel wichst. Sie sieht ihn <strong>da</strong>s Zaumzeugüberprüfen, wie er Scharniere und Verschlüsse einölt, Leder bürstet, den Rucksackbereitlegt, in dem er Proviant mitnehmen will. Noch nie hat er abends seineMachete geschliffen, sondern dies immer auf den Morgen verschoben.Heute Nacht wird es passieren, denkt Regina. Als Tochter und Schwester spürt siedie Verpflichtung, <strong>da</strong>s bevorstehende Unglück anzuzeigen. Sie muss zum Tauben,seine Lektüre unterbrechen und ihm ins Ohr schreien: „Jonas wird fliehen!“ DerTaube würde erbleichen und mit zitternden Fingern die Brille mit den kreisrundenGläsern abnehmen. Aller Schreck und sein Entsetzen gerännen in der Frage: „Wassagst Du mir <strong>da</strong>?“ Nur dies: Dass der Jonas zu Pferde die Tochter des gefürchtetenCoronel* Castro Guerra zu entführen gedenkt.Die Nacht ist in der Tat sehr finster. Um sich nicht zu verraten, knipst Jonasseine Laterne nur in großen Intervallen an, während er sich langsam und vorsichtigwie von einem Elmsfeuer geleitet durch die Besitzung Castro Guerras vorantastet.Zuerst der dichte Wald mit den Kakaopflanzungen, <strong>da</strong>nn der Obstgarten hinterdem großen Haus. Jonas steigt ab und umwickelt die Hufe des Spatz mit dickenLumpen, <strong>da</strong>mit Hühner und Gänse nicht aufgeschreckt Alarm schlagen. Sonähert er sich, während die Schweine und Hunde ihn bereits erahnen, aber nochschweigen, zwischen den Obstbäumen hindurch von der Seite dem Wohnhaus.Die Stille wird nur von den gewohnten Geräuschen der Nacht gestört. Da ist auch<strong>da</strong>s Zirpen von Insekten und ein Eulenruf, <strong>da</strong>s Flattern von Fledermäusen beiihrem rasanten Flug.Die schmale Mondsichel scheint wie geschliffen über Jonas und seinemPferd zu hängen, als er <strong>da</strong>s Fenster erreicht und den Zügel anzieht. Er lässtHÉLIO PÓLVORA179*im Landesinneren Brasiliens die in der ländlichen Umgebung herrschende Lokalgröße

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