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Fazer download PDF - Fundação Cultural do Estado da Bahia

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VICTOR VHIL GEHT ANDEN STRAND(Erzählung aus „Brancos Reflexos ao longe”. Livro.com, 2011)Er stieß <strong>da</strong>s Tor auf und trat in den Garten. Ein mit Steinen gepflasterter Wegführte ihn zur Veran<strong>da</strong>, auf der zwei Liegestühle seit letztem Sommer ruhten.Dort verharrte er und blickte aufs Meer. Die blaue Fläche erstreckte sich bis zumHorizont, wo sie mit einem noch kräftigeren Himmelblau verschmolz. Zu seinerRechten schwang an einem Mangobaum eine Schaukel, so als sei jemand beiseiner Annäherung rasch entflohen. Oder es war der Wind. Der Wind, der imtrockenen Laub raschelte und unter seinem ergrauten Haar verlorene Erinnerungweckte. Er öffnete die Tür und ging hinein.Das Haus war von ländlicher Einfachheit, aber gemütlich. Schweres Mobiliarauf rauem Ziegelboden, wie in den Gutshäusern dieser Gegend. Für einen gutenSchlaf: Eine Binsenmatte und etwas, <strong>da</strong>s die Hitze mindert. Ihm war klar, <strong>da</strong>ss er<strong>da</strong>s Bett nur benutzen werde, wenn er nicht allein schliefe. Sonst war ihm derkühle Boden lieber.Nachdem er Kleidung und Wäsche im Schrank verstaut und festgestellt hatte,<strong>da</strong>ss der Eisschrank in der Küche leer war, vergaß Victor seinen gerade gefasstenEntschluss, legte sich aufs Bett und schlief ein. Als die Dunkelheit herauf kroch,wachte er auf, verärgert angesichts der Notwendigkeit, zu einem Einkauf in dieStadt zu gehen. Auch Wasser und etwas Substanzielleres zum Ausgleich dervergangenen Monate der Abstinenz. Wie ihm der Arzt geraten hatte: Ob er nungeheilt war oder nicht, er müsse wieder anfangen zu leben. Er klammerte sich andiese Möglichkeit, als sei es seine letzte Chance. In diesem Haus direkt am Meer,einem sauberen Strand, der anziehend war wie ein junger weiblicher Körper.Der Supermarkt war voller Leute. Er wusste nicht mehr, wie man Preisevergleicht, Schnäppchen an Land zieht. Diese Art zu leben gehörte derVergangenheit an. Jetzt galt nur: Entweder es gibt eine Zukunft oder es gibtkeine. Alles wie ein <strong>da</strong>hinströmender Fluss. An der Kasse achtete er nicht auf denPreis, der auf dem Monitor erschien. Er gab der Kassiererin seine Kreditkarte undwartete. Auf dem Parkplatz war auch ein Wagen voll junger Leute. Einige warenausgestiegen und unterhielten sich an die Karosserie gelehnt, lachten. Ein Paarknutschte hinter dem Auto, an den Ersatzreifen gelehnt, so weit wie möglich vonden Blicken der anderen. Die Nacht war vielversprechend. Victor lächelte. Wenigspäter nahm er nicht weit von den Jugendlichen ein Taxi. Er genoss den Blick aufdie Landschaft. So gut es ging, versuchte er, nicht an sich selbst zu denken. Nichtan Literatur, Schriftsteller, Verleger, Kritiker. Von all dem hatte er längst mehr alsgenug.Das Taxi fuhr von der Küste landeinwärts durch ein Viertel mit hell erleuchtetenHäusern, Türen und Fenster standen weit offen, verströmten Fröhlichkeit, Kraft,MAYRANT GALLO215

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