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Fazer download PDF - Fundação Cultural do Estado da Bahia

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vorstellen, was meine Kinder denken könnten. Es gibt ja so viele Wanzen inunseren Computern! Spiff, mein Sohn, war auf dem besten Wege gewesen, sichals Erforscher der Fotopleumonimnosis und des Zappiezumpies Intergalacticaeeinen wirklich großen Namen zu machen, <strong>da</strong> beschließt dieser Idiot <strong>do</strong>ch wirklich,alles an den Nagel zu hängen und ein weiterer Kosmonaut zu werden, irgendeinweiterer Sammler von exotischen Bodenproben. Aber was will man machen? DieAndressa hingegen, diese Wahnsinnige, schnappte sich den Besitzer des größtenNahrungspillenkonzerns des Sonnensystems, wickelte ihn mit ihrer sanften Artso ein, <strong>da</strong>ss die Hochzeit nur noch eine Frage der Zeit gewesen ist. Das Bestean dieser Geschichte ist, <strong>da</strong>ss ich mich nun als Witwer an meinem Enkelchenerfreuen kann. Ein bisschen dumm, aber hübsch und vor allem: Mein Enkel! Inder heutigen Zeit, die ja die Zukunft einer vergangenen Gegenwart ist, werdet ihrmit etwas Nachdenken entdecken, <strong>da</strong>ss die Zukunft fast wie eine etwas andereVergangenheit ist. Soll heißen: keine Jules Vernes und Azimovs. Da kommenRay Bradbury und Al<strong>do</strong>us Huxley der Sache schon näher, versteht ihr? Und <strong>da</strong>wir schon bei der Betrachtung der positiven Seiten sind: Dieses Geschwätz derausbeuterischen Politikaster, mit ihren Ländern, Staaten, Nationen und Grenzenüberall, <strong>da</strong>s ist vorbei, alles wird jetzt von den transplanetarischen Konzernengeregelt. Wir sind superfrei. Sex allerdings gibt es nicht mehr. Sie haben <strong>da</strong>sSystem dieser kleinen Pillen aus der Elektro-Szene, diesem Ecstasy, übernommenund verkaufen jetzt Vergnügen und Entspannung auf Rezept in der Apotheke.Marjorie, meine Frau, war so lange sie lebte in der körperlichen Liebeaktiv, aber nur aus reiner Opposition, weil sie immer gegen alles von obenKommende eingestellt war. Eine Intellektuelle eben. Ja, <strong>da</strong>s ist sie gewesen.Gerade deshalb hatte ich mich ja in sie verliebt. Wenn ich mich nicht irre, muss<strong>da</strong>s so um Zweitausend und etwas gewesen sein. Kurz nach dem Gerede über<strong>da</strong>s Schaf Dolly und den brasilianischen Astronauten, ha ha ha ha. Als ich siekennen lernte, unterrichtete sie an der Universität von <strong>Bahia</strong> und trug eineweiße Haarsträhne wie nicht einmal Susan Sontag. Ich selbst war ein kleinesProfessorchen ohne Bedeutung mit nur zwei publizierten Büchern. Wir haben<strong>da</strong>nn hundertundfünfzehn Jahre voller Zuneigung und kleinen Streitereienzusammen gelebt. Ver<strong>da</strong>mmt, erst jetzt merke ich, <strong>da</strong>ss sich wohl niemand mehrvorstellen kann, was im Lauf meines Lebens alles passiert ist und wer diese Leutealle waren, deren Namen heute so weit, weit fort sind. Ha ha ha ha! Das Glück, <strong>da</strong>sman unter dem Staub des Weltalls vergessen hat. Aber es schmerzt wenigstensnicht. Mit den neuesten Antidepressiva ist alles geritzt. Jetzt sind es drei Jahre,<strong>da</strong>ss Marjorie gestorben ist. Und nie wieder habe ich mit jemand geschlafen,nicht mal geküsst. Hoppla! Jetzt sehe ich, <strong>da</strong>ss dieses Schiff vor meiner Naseein Handelsschiff ist. Da die Scheinwerfer und Blinklichter aus sind, kann manden englischen Namen lesen, <strong>da</strong> steht: „John’s Scrapyard“, was soviel heißt wie„Johns Schrottverwertung“. Der alte Knacker lebt vom Ankauf und dem Recycelnausgedienter Androiden. Er muss ja einen schönen Berg Gerümpel an Bord haben.LIMA TRINDADE201

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