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Briefwechsel zwischen Franz Liszt und Carl ... - Walter Cosand

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— XIII<br />

der Kirche zu weihen. Er sollte die römische Kirchen-<br />

musik reformieren. Sie selber wollte sich durch ihre<br />

Schriften in den Dienst der Kirche stellen. So nahm er<br />

am 25. April 1865 in der vatikanischen Kapelle des Erz-<br />

bischofs <strong>und</strong> späteren Kardinals Hohenlohe die niederen<br />

priesterlichen Weihen <strong>und</strong> legte das geistliche Kleid an,<br />

Enttäuschungen folgten. Kalt <strong>und</strong> fremd stand Rom<br />

<strong>Liszt</strong>s dem Leben der Gegenwart entströmter Musik gegen-<br />

über. Es begehrte gar nicht, musikalisch reformiert zu<br />

werden. <strong>Liszt</strong> schuf in der Stille seine großen geistlichen<br />

<strong>und</strong> kirchlichen Werke. Allmählich erkannte er indessen,<br />

daß er seinem natürlichen Boden, dem deutschen Kunst-<br />

leben, nicht dauernd fern bleiben könne. Immer lauter<br />

sprechend, begegneten sich die Bitten <strong>und</strong> Mahnungen<br />

seines großherzoglichen Fre<strong>und</strong>es mit den Bedürfnissen<br />

seiner Künstlernatur. Nachdem er sich schon 1864 <strong>und</strong><br />

1867 für kürzere Zeit wieder in Weimar gezeigt hatte,<br />

kehrte er seit dem Januar 1869 wieder alljährlich für<br />

mehrere Monate in der Ilm-Residenz ein, deren Herrscher-<br />

haus er sich, wie er sagte, »inkrustiert« fühlte <strong>und</strong> dessen<br />

Freud <strong>und</strong> Leid er mit dem Anteil eines vertrauten Freun-<br />

des mitempfand. Drei Generationen desselben hatte er<br />

nahe gestanden <strong>und</strong> seine Kräfte dienstbar gemacht. Auch<br />

als Lehrer. Er war Maria Paulownas Meister in der Kom-<br />

position gewesen <strong>und</strong> hatte ihre tonschöpferischen Arbei-<br />

ten durchgesehen. Im Gesang hatte er die Großherzogin<br />

Sophie, im Klavierspiel ihre Tochter, Prinzessin Elisabeth,<br />

die unlängst verstorbene Herzogin Johann Albrecht von<br />

Mecklenburg <strong>und</strong> iiegentin von Braunschweig, unterwiesen,<br />

<strong>und</strong> alle hingen ihm an wie einem zur Familie Gehörigen.<br />

Die Altenburg zwar hatte der Meister, da deren Herrin

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