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INTERVIEW MIT MONIKA HEINOLD<br />

Die Finanzministerin über einen Beruf, der für Gerechtigkeit sorgt<br />

Wenn die Leute vom Finanzamt sprechen, denken sie meist daran, wie viel<br />

Geld sie bezahlen müssen. Warum erhebt der Staat eigentlich Steuern?<br />

Es gibt Aufgaben, die wir als Gesellschaft nur gemeinsam wahrnehmen können und die für<br />

uns alle wichtig sind. Ich denke zum Beispiel an die Polizei, an den Umweltschutz oder an die<br />

Schulen. Diese Aufgaben nimmt der Staat für die Gesellschaft wahr. Dazu braucht er Geld, und<br />

deshalb darf er Steuern erheben.<br />

Finanzministerin Monika Heinold<br />

Und weshalb geht es dabei um soziale Gerechtigkeit?<br />

Erstens: Weil nur Reiche sich einen armen Staat leisten können. Wir alle wollen in einem Land<br />

leben, in dem niemand verhungern oder erfrieren muss und vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen<br />

wird, weil er in Armut lebt. Nur wenn der Staat genug Steuern einnimmt, kann er<br />

helfen, wo Hilfe nötig ist.<br />

Zweitens: Starke Schultern können mehr tragen als schwache. Wer viel hat, kann mehr abgeben<br />

als jemand, der wenig hat. Nur dann sind Steuern gerecht verteilt.<br />

Drittens: Nur wenn alle ihre Steuern zahlen, geht es auch gerecht zu. Wenn zum Beispiel die<br />

Supermarktkassiererin ihre Lohnsteuer bezahlt, während ein reicher Erbe sein Geld auf einem<br />

Schweizer Bankkonto versteckt, haben wir keine Steuergerechtigkeit. Deshalb ist es so wichtig,<br />

dass wir eine leistungsfähige Finanz- und Steuerverwaltung haben, die auch Steuerhinterziehung<br />

bekämpft.<br />

Was haben beispielsweise die Schüler davon, dass ihre Eltern Steuern zahlen?<br />

Ich bin als Jugendliche viel durch die Welt gereist. Und dabei habe ich gelernt: Ein armes Land,<br />

das gute Schulen hat, wird bald kein armes Land mehr sein. Ein reiches Land, das schlechte<br />

Schulen hat, wird bald kein reiches Land mehr sein. Nur wenn alle Schülerinnen und Schüler von<br />

Anfang an gute Bildungsmöglichkeiten haben, sind wir auch in Zukunft wirtschaftlich erfolgreich.<br />

Die Steuern, die Eltern heute bezahlen, sorgen also dafür, dass unsere Gesellschaft ihre<br />

notwendigen Aufgaben bezahlen kann. Denn ohne diese Steuern könnten wir uns überhaupt<br />

keine Schulen leisten.<br />

So gesehen, handeln die Finanzbeamten in Kiel, Heide, Plön und 14 anderen schleswig-holsteinischen<br />

Finanzämtern ja für das Wohlergehen unseres Gemeinwesens?<br />

Klar! Nur durch ihre Arbeit bekommen wir die Einnahmen, die wir brauchen, um zum Beispiel<br />

Kindertagesstätten zu finanzieren und in wichtige Zukunftsaufgaben wie die Energiewende und<br />

den Klimaschutz zu investieren. Die Arbeit der Finanzbeamten ist nicht alles. Aber ohne ihre<br />

Arbeit ist alles andere nichts.<br />

Wir haben gehört, dass der Beruf des/der Finanzbeamten/beamtin<br />

eigentlich ganz spannend sein soll. Stimmt das?<br />

Manch einer stellt sich vor, dass Finanzbeamte den ganzen Tag Excel-Tabellen ausfüllen. Das ist<br />

Quatsch. Die Finanzverwaltung ist ein sehr vielfältiger Arbeitsbereich. Das Steuerrecht ändert<br />

sich ständig, man muss immer auf dem Laufenden bleiben. Und es gibt viele unterschiedliche<br />

Aufgaben – von der Betriebsprüfung bis zur Steuerfahndung. Hinter Steuererklärungen stehen<br />

immer auch Lebensgeschichten. Darauf muss man sich einlassen, das ist ein wichtiger Teil<br />

dieses Berufs. Das macht es aber auch spannend. Und eines ist mir ganz besonders wichtig:<br />

Wir brauchen gerade junge Leute bei uns, die „Digital Natives“. Denn die Digitalisierung der<br />

Finanzverwaltung schreitet mit großen Schritten voran. Als Finanzbeamtin und Finanzbeamter<br />

hat man einen sicheren Job, einen vielfältigen Job mit immer neuen Herausforderungen, und<br />

einen Job, der für unsere Gesellschaft sehr wichtig ist.<br />

Text Joachim Welding<br />

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Süd

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