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ME2BE_01_2013_Sued

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„WIE IN EINEM GHETTO“<br />

Das Leben in Camp Konik am Rande von Montenegros Hauptstadt Podgorica. Während des<br />

Kosovokonflikts 1999 flüchteten über 4.000 Roma, Sinti, Ägypter und Aschkali hierher.<br />

Die beiden Freiwilligen Tasnim und Maria<br />

waren für „Schüler Helfen Leben“<br />

im November 2<strong>01</strong>2 vor Ort, um den<br />

Menschen im Camp Konik gespendete Kleidung<br />

zu überbringen:<br />

„Am 21. November 2<strong>01</strong>2 haben wir Jacken,<br />

Stiefel und Trainingsanzüge an 380 Roma-Kinder<br />

des größten Flüchtlingslagers in<br />

Europa verteilt. Warme Kleidung und winterfeste<br />

Schuhe sind für die Kinder des vom<br />

Feuer zerstörten Camp Konik eine Grundvoraussetzung,<br />

um den Alltag im Winter bestreiten<br />

zu können und weiterhin zur Schule zu<br />

gehen.<br />

Gegen 11 Uhr starteten wir mit der Verteilung<br />

von Kleidern und Stiefeln an Kinder<br />

zwischen vier und 14 Jahren, die entweder<br />

den Kindergarten oder die Schule besuchen.<br />

Schon eine Stunde zuvor versammelte sich<br />

eine Gruppe von Eltern und Kindern, die gespannt<br />

auf die Jacken und Stiefel warteten.<br />

Anders als bei der Essensausgabe, die ein<br />

relativ routinierter Vorgang ist, waren hier<br />

viele Familien zusammengekommen, sodass<br />

ein ganz schönes Gedränge entstand. Verteilt<br />

wurde direkt aus den zwei Transportern des<br />

Großhandels. Da die Verteilung mithilfe der<br />

Zelt/Container-Nummerierung durchgeführt<br />

wurde, verlief die Verteilung trotz der Menge<br />

an Leuten ziemlich geordnet. Innerhalb von<br />

vier Stunden war alles verteilt! Die Kinder<br />

freuten sich über die neuen Sachen sehr. Sie<br />

schlüpften sofort rein, um die Kleidung ihren<br />

Familien vorzuführen. Und natürlich auch<br />

uns.“ (Ein Bericht von Tasnim Hanachi und<br />

Maria Wevers)<br />

SCHÜLER HELFEN LEBEN<br />

„Schüler Helfen Leben“ ist eine Jugendinitiative,<br />

die 1992 von deutschen Schülern<br />

gegründet wurde, um Kindern und Jugendlichen<br />

in Südosteuropa zu helfen. Vor allem<br />

in den Bereichen Bildung, Jugendarbeit und<br />

Demokratiestärkung sehen die Helfer großen<br />

Bedarf. Durch Spendenaktionen wie „Der Soziale<br />

Tag“ sammelt die Organisation Geld für<br />

die Projekte. Die Schüler handeln unter dem<br />

Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ und zeigen den<br />

betroffenen Kindern und Jugendlichen vor<br />

Ort, wie sie auch ohne die Spenden zurechtkommen<br />

können.<br />

Am Rande der montenegrinischen Hauptstadt<br />

Podgorica liegt das größte noch existierende<br />

Flüchtlingslager Europas – Camp Konik. Während<br />

des Kosovokrieges im Jahre 1999 flüchteten<br />

über 4.000 Menschen aus den Krisengebieten<br />

ins benachbarte Montenegro, doch<br />

viele von ihnen blieben auch nach dem Krieg.<br />

So ist die provisorische Unterkunft für rund<br />

1.600 Menschen feste Heimat geworden. Für<br />

das Bleiben gibt es verschiedene Gründe: Viele<br />

haben im Camp eine neue Heimat gefunden,<br />

denn hier kennen sie einander und die<br />

jüngeren Bewohner sind bereits dort geboren.<br />

Zudem haben viele ihre alten Häuser durch<br />

den Krieg verloren, sodass ihnen der Antrieb<br />

für eine Rückkehr in den Kosovo fehlt.<br />

Der Krieg ist nun seit einem knappen Jahrzehnt<br />

vorüber, der Sommer 2<strong>01</strong>2 brachte<br />

jedoch neues Unglück über die Menschen im<br />

Camp Konik: Am 24. Juli brannte ein verheerendes<br />

Feuer nahezu das gesamte Lager nieder.<br />

Wie durch ein Wunder wurde niemand<br />

verletzt. Größere Familien konnten in Notzelten<br />

vorübergehend untergebracht werden.<br />

Nur zwei Monate später beschädigten starke<br />

Regenfälle die Übergangszelte und machten<br />

Hilfsgüter wie Matratzen, Decken und Kleidungsstücke<br />

unbrauchbar.<br />

Generell sind die Lebensbedingungen enorm<br />

schlecht, da überall Müll herumliegt und<br />

kaum sanitäre Anlagen vorhanden sind.<br />

Durch die Überschwemmungen hat sich zudem<br />

das Risiko von Krankheiten wie Hepatitis<br />

und Durchfall drastisch erhöht. Die<br />

Betroffenen sind auf die Versorgung durch<br />

Hilfsorganisationen angewiesen.<br />

Text Helge Albrecht<br />

DER SOZIALE TAG<br />

Beim „Sozialen Tag“ tauschen Schüler einen<br />

Tag lang die Schulbank gegen einen Arbeitsplatz.<br />

Welche Arbeit das ist, entscheidet man<br />

selbst. Ob nun beim Nachbarn Rasen mähen<br />

oder einen Tag lang Radiomoderator spielen:<br />

Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt!<br />

Auch Gruppenaktionen wie Flohmärkte oder<br />

Sponsorenläufe sind gerade für jüngere Schüler<br />

geeignet. Alle Einnahmen und Löhne fließen<br />

in die Projekte für Kinder und Jugendliche<br />

in Südosteuropa – eine tolle Sache!<br />

Interessiert?<br />

Ein Info-Video zum „Sozialen Tag“ gibt’s hier:<br />

www.schueler-helfen-leben.de/de/home/<br />

sozialer_tag.html<br />

Süd 31

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