ME2BE_01_2013_Sued
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FEBRUAR 2<strong>01</strong>3<br />
hat du kaum Zeit, richtig gut zu werden. Die<br />
Szenen müssen sofort sitzen, da wird nicht<br />
endlos wiederholt, bis es wirklich passt. Wenn<br />
du es jedoch schaffst, in einer Soap richtig gut<br />
zu sein, dann qualifiziert dich das meiner Meinung<br />
nach auch für einen 90-Minüter.<br />
Viele Schauspieler können von ihren Rollen<br />
alleine gar nicht leben...<br />
Es herrscht ein absolutes Preisdumping in der<br />
Branche. Kein Witz: Eine Untersuchung der<br />
Schauspielergewerkschaft hat ergeben, dass<br />
mittlerweile schon eine Film-Kuh mehr Gage<br />
als ein Anfänger bekommt. Deswegen ist es<br />
wichtig, auf möglichst vielen Ebenen zu arbeiten.<br />
Berühmt UND reich zu werden gelingt also<br />
nur den wenigsten…<br />
Die Tagesgagen sehen natürlich auf den ersten<br />
Blick erst einmal hoch aus. Doch das relativiert<br />
sich ziemlich schnell. Selbst ein Schauspieler<br />
aus dem Mittelfeld kommt selten über<br />
20 Drehtage im Jahr. Das reicht, um seine Familie<br />
übers Jahr zu bringen – viel bleibt davon<br />
aber nicht übrig.<br />
Wirtschaftliche Unsicherheit ist das eine.<br />
Worauf müssen sich angehende Schauspieler<br />
denn noch einstellen?<br />
Es kann sein, dass es lange dauert, bis du endlich<br />
die Chance bekommst, zu zeigen, was du<br />
kannst. Man muss schon eine ordentliche Portion<br />
Leidenschaft und Ausdauer mitbringen,<br />
um in dieser Zeit seinen Mut nicht zu verlieren.<br />
Dazu sind Schauspieler ständig der Kritik<br />
ausgesetzt. Das geht bestimmt auch an die<br />
Substanz.<br />
In normalen Berufen musst du vielleicht drei<br />
bis vier Mal im Leben Klinken putzen gehen,<br />
als Schauspieler gehören Bewerbungen zum<br />
Tagesgeschäft. Du musst dich immer wieder<br />
neu präsentieren. Gerade für Neulinge ist es<br />
hart. Anfangs nimmst du Kritik immer persönlich.<br />
Wenn du eine Absage bekommst, geht<br />
es verdammt nah – und das bleibt so.<br />
Wie kann man sich da schützen?<br />
In der Schauspielerei kann man sich unheimlich<br />
schnell verlieren. Da ist vor allem Familie<br />
ist wichtig. Wenn Dir deine Frau sagt: „Bring<br />
mal den Müll herunter“, bringt dich das ganz<br />
schnell wieder zurück auf den Boden. Umgib<br />
dich mit engen Freunden und zieh mit denen<br />
um die Häuser. Dampf abzulassen ist unheimlich<br />
wichtig. Oder such dir ein Hobby – irgendetwas,<br />
was nicht ständig bewertet wird. Was<br />
nur dir allein gehört. Und wo es völlig egal ist,<br />
ob das Ergebnis gut oder schlecht ist. Hauptsache,<br />
es macht dir Spaß.<br />
TEXT Katharina McKechnie<br />
FOTO Nadya-Vanessa Gruber<br />
Interview mit Skater Farid<br />
Er skatet seit zehn Jahren und ist einer der<br />
besten Boarder Deutschlands: Farid Ulrich<br />
spricht über sein Erfolgsgeheimnis, seine Ziele<br />
– und warum er sich von verpeilten Typen<br />
lieber fernhält…<br />
Du humpelst ja. Was ist passiert?<br />
Am Wochenende war ich auf einem Contest in<br />
Hannover, ging als Dritter ins Finale - und fünf<br />
Minuten vor Schluss knickte ich um und alles<br />
war vorbei. Dabei war ich so nah dran, den<br />
ersten Platz zu holen! Jetzt bin ich erst einmal<br />
für einen Monat raus und muss mich danach<br />
wieder hoch trainieren. Das nervt mich gerade<br />
ziemlich. Denn ich bin so motiviert, ich will<br />
machen, machen, machen.<br />
Verletzungen gehören zum Berufsrisiko eines<br />
Profi-Skaters: Wie gehst du damit um, dass es<br />
jederzeit mit der Karriere vorbei sein könnte?<br />
Ich habe neulich erst darüber nachgedacht.<br />
Eigentlich habe ich das Gefühl, dass ich mein<br />
Board so unter Kontrolle habe, das ich mich<br />
nicht verletze. Das meiste passiert immer,<br />
wenn man sich nicht richtig konzentriert oder<br />
abgelenkt wird. Also, was lerne ich daraus? Ich<br />
habe es mir ausgesucht, Skateboard zu fahren.<br />
Das bedeutet, dass ich extrem auf mich aufpassen<br />
muss. Deshalb ernähre ich mich gesund,<br />
nehme Vitamine, mache Ausgleichsport und<br />
Muskelaufbau. Denn je trainierter deine Muskeln<br />
sind, desto geringer ist das Risiko, sich<br />
ernsthaft zu verletzen…<br />
Da sprechen lange Jahren der Erfahrung...<br />
Ja, fast zehn Jahre! Mit elf bekam ich mein erstes<br />
Skateboard, fing einfach an und probierte<br />
alles Mögliche aus. Da war sofort diese Faszination.<br />
Damals kam auch das „Tony Hawk<br />
Pro-Skater“-Game mit Videosequenzen auf<br />
FOTO Hendrik Biemer<br />
den Markt, die mich total inspiriert haben. Das<br />
war so cool! Mit meinen Jungs gründeten wir<br />
dann die „Chinchilla“- Crew und skateten Berlin.<br />
Die Crew gibt’s noch heute – aber ich bin<br />
der Einzige, der Profi geworden ist…<br />
Wann stelltest du fest, dass du mehr Talent<br />
hast als die anderen?<br />
Das zeichnete sich erst später ab. Meine Freunde<br />
waren lange Zeit vielseitiger als ich. Meine<br />
begrenzte Fahrweise hatte aber den Vorteil,<br />
dass ich meine Tricks perfektionieren konnte.<br />
Wobei kann dir denn niemand etwas vormachen?<br />
Beim Kick Flip und Front Side Blunt. Die kann<br />
keiner in Deutschland besser (...lacht!).<br />
Was war der bisherige Höhepunkt für dich?<br />
2008 wurde ich Deutscher Amateur-Meister,<br />
da war ich schon sehr stolz. Und dass 2009 „Titus“<br />
auf mich zukam und mich ins Team holte,<br />
war auch ein Meilenstein für mich. Ich bin ja<br />
schließlich mit denen groß geworden, das war<br />
und ist für mich etwas sehr Besonderes.<br />
Wie kam es dazu?<br />
Der Team-Manager war damals gerade nach<br />
Berlin gezogen und suchte nach Nachwuchs. In<br />
der Skate-Halle wurde er auf mich aufmerksam<br />
– und schon war ich im Team.<br />
Mittlerweile wirst du auch noch von „Nike<br />
SB“ und „Playstation Vita“ gesponsort. Das<br />
hat sicher auch viele Vorteile…<br />
Klar, mein Equipment ist so gesichert. „Nike<br />
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