ME2BE_01_2013_Sued
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GUT ZU WISSEN<br />
„Im Traum war ich ein<br />
Schmetterling“<br />
Spielraum zum Ausprobieren: Atem, Stimme, Körperhaltung – und dann los improvisieren<br />
Lea, Lioba, Renée, Ayla und Vicco gehören zu „spielRaum“, der Jugendgruppe des Lübecker Theaters Combinale. Was sie dorthin zieht,<br />
ist nicht die Aussicht auf eine Hauptrolle oder den großen Auftritt vor Publikum. „Wir lernen hier ganz viel, was wir auch im Alltag<br />
gebrauchen können. Zum Beispiel, lockerer zu werden und uns auf Unbekanntes einlassen zu können“, sagt Ayla (17).<br />
Wenn sie ein Referat hält, ist sie inzwischen viel weniger aufgeregt,<br />
erzählt Ayla weiter. Und Lioba (19) ergänzt: „Wir können uns ausprobieren,<br />
uns selbst durch die Übungen und auf der Bühne besser<br />
kennen lernen.“ Lioba ist derzeit die Älteste in der Gruppe, 2<strong>01</strong>2<br />
hat sie am Johanneum ihr Abitur gemacht. Nach längerer Überlegung<br />
hat sie sich jetzt entschieden, sich an der Schauspielschule zu<br />
bewerben. Etwa ein Dutzend staatliche Schulen gibt es in Deutschland,<br />
die eine professionelle Ausbildung anbieten. Hinzu kommen<br />
viele private Schulen von unterschiedlicher Qualität.<br />
Für den Fall, dass es mit der Schauspielschule nicht klappt, hat<br />
Lioba einen Plan B: „Dann studiere ich wahrscheinlich Kunst auf<br />
Lehramt.“ Für Theater hat sich die 19-Jährige aber schon immer<br />
interessiert, war am Johanneum in der Schultheater-AG aktiv und<br />
spielt auch im Jugendclub des Stadttheaters in der Beckergrube.<br />
Im Theater Combinale jobbt sie hinter dem Tresen. Auf der Bühne<br />
dort sah sie im vergangenen Sommer die spielRaum-Performance<br />
mit dem Titel „Im Traum war ich ein Schmetterling“. „Es ging dabei<br />
um Fragen der eigenen Identität und die Sehnsucht nach einem<br />
erfüllten, selbst bestimmten Leben“, erklärt der Leiter der Gruppe,<br />
der Schauspieler und Regisseur Ludwig-Christian Glockzin. „Einige<br />
Texte der Szenen und Monologe haben wir aus der dramatischen<br />
Literatur entnommen, andere mit den damals acht Schauspielerinnen<br />
selbst geschrieben und entwickelt.“<br />
Nicht nur Lioba, auch Renée (18) und Vicco (17) spielen zusätzlich<br />
noch in anderen Theatergruppen. Renée leitet sogar die<br />
Musical AG an ihrer Schule, dem Katharineum. Was ihr wie auch<br />
den anderen bei „spielRaum“ besonders gefällt, ist neben der netten<br />
Gruppen-Atmosphäre die Tatsache, dass nicht ständig ein Stück<br />
oder eine geplante Aufführung im Mittelpunkt steht. „Unser Ziel<br />
ist nicht nur das präsente Agieren auf der Bühne, sondern auch die<br />
Erweiterung des individuellen Ausdrucksrepertoires und die Stärkung<br />
des Selbstbewusstseins“, erklärt Ludwig-Christian Glockzin.<br />
Mit anderen Worten: Es geht nicht in erster Linie um Rollen, sondern<br />
um Grundlagen wie Atem, Stimme oder Körperhaltung. Oft<br />
gibt der Lehrer den Jugendlichen eine Idee vor und lässt sie zu<br />
zweit oder in der Gruppe frei improvisieren. „Da gibt es dann kein<br />
Richtig oder Falsch“, sagt Lea (17), „anders als in der Schule, wo<br />
man dauernd kritisiert und bewertet wird. Hier gehe ich immer mit<br />
einem guten Gefühl nach Hause.“<br />
Text Sabine Spatzek | Fotos Olaf Malzahn<br />
A U S B<br />
I L D U N G S<br />
I N F O S<br />
•<br />
I R B<br />
•<br />
B E W<br />
D<br />
•<br />
I C H<br />
Das spielRaum-Ensemble ist offen für<br />
Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren.<br />
Geprobt wird DIENSTAGS VON 16-18 UHR.<br />
Die Teilnahme kostet 35 Euro im Monat. In<br />
den Schulferien findet kein Unterricht statt.<br />
Informieren und anmelden<br />
könnt ihr euch beim:<br />
Theater Combinale<br />
Hüxstr. 115 (im Hinterhof) in Lübeck<br />
Tel. 0451 788-17<br />
www.combinale.de<br />
oder bei Ludwig-Christian Glockzin<br />
Tel. 038828 269-192<br />
Weitere Theatergruppen findet ihr an<br />
eurer Schule, in Lübeck außerdem zum<br />
Beispiel an der Musik- und Kunstschule<br />
(www.mks-luebeck.de), der Schauspielschule<br />
der Gemeinnützigen im Theaterhaus Königstraße<br />
17 (Info über die Lübecker Musikschule,<br />
www.luebecker-musikschule.de) oder<br />
am Stadttheater (www.theaterluebeck.de).<br />
Professionelle Schauspielschulen findet ihr<br />
im Internet. Staatliche Hochschulen für<br />
Musik und Theater in Norddeutschland gibt es<br />
in Hamburg (www.musikhochschule-hamburg.de),<br />
Hannover (www.hmt-hannover.de)<br />
und Rostock (www.hmt-rostock.de).<br />
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