ME2BE_01_2013_Sued
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PRAKTIKA AUCH IN DEN FERIEN<br />
Bildungsministerin Wara Wende:<br />
So klappt es von der Schule in die Berufswelt<br />
Eine ganz persönliche Frage vorab: Gab es in Ihrer Schulzeit Fächer,<br />
bei denen Sie sich hin und wieder die Haare gerauft haben?<br />
Ich fand meinen Deutschunterricht im Gymnasium zum Haare<br />
raufen, denn mein Deutschlehrer war nicht in der Lage, bei uns<br />
Interesse an der Auseinandersetzung mit Literatur zu wecken.<br />
Es gab Goethe und Schiller bis zum Abwinken und moderne Literatur<br />
war die Ausnahme, und von interessanten kommunikations-,<br />
kultur- oder medienwissenschaftlichen Fragestellungen<br />
war der Unterricht meilenweit entfernt. Das war dann auch der<br />
Grund, warum ich mich entschlossen habe, Deutsch, Soziologie<br />
und Geschichte zu studieren: Ich wollte es ganz anders machen!<br />
Tablets, Smartphones, soziale Netzwerke und Co. bestimmen den<br />
Alltag vieler Jugendlicher. Sollten die Schulen im Unterricht deshalb<br />
mehr auf digitale Medien setzen?<br />
Sicher sollte die Schule die Lebenswirklichkeit der Schülerinnen<br />
und Schüler im Blick haben, also ist eine Einbeziehung digitaler<br />
Medien in den Unterricht vernünftig. Diese Medien bieten auch<br />
Vorteile bei der Erklärung von Sachverhalten. Grundsätzlich ist<br />
bei jedem Medieneinsatz zu klären, welches didaktische Ziel verfolgt<br />
wird. Medien stellen immer nur den Vermittler zwischen<br />
Lehrenden und Lernenden dar. Insgesamt wünsche ich mir den<br />
stärkeren Einsatz digitaler Medien im Unterricht – das Ministerium<br />
fördert entsprechende Projekte und die Lehrerfortbildungen.<br />
Aber Schule muss auch ein Ort bleiben, an dem alle Schülerinnen<br />
und Schüler gemeinsam Erfahrungen in realen Situationen sammeln<br />
und reflektieren. Eine vollständige und ausschließliche<br />
Vermittlung von Inhalten durch digitale Medien ist aus heutiger<br />
Sicht nicht wünschenswert.<br />
Der Übergang von der Schule in die Arbeitswelt fällt Neunt- oder<br />
Zehntklässlern oft nicht leicht. Was raten Sie jungen Leuten, damit<br />
sie ihre Stärken und Schwächen erkennen und die richtige<br />
Berufswahl treffen können?<br />
Berufliche Orientierung und die Wahl des richtigen Ausbildungsberufs<br />
hängen stark vom Kennenlernen der Arbeitswelt ab. Gute<br />
Möglichkeit dazu bieten Praktika, zum Beispiel im Rahmen der<br />
Berufsorientierung an Schulen oder freiwillige Praktika auch in<br />
den Ferien. Auch das Internet bietet Möglichkeiten, sich über<br />
Angebote der Bundesagentur für Arbeit und über Berufe allgemein<br />
zu informieren oder sogar Eignungstests durchzuführen<br />
(www.planet-beruf.de).<br />
Welche Möglichkeiten haben besonders begabte SchülerInnen, die<br />
nach der 10. Klasse eine Berufsausbildung wählen?<br />
In allen Kreisen und kreisfreien Städten besteht das Angebot<br />
zum Erwerb der Fachhochschulreife im Rahmen der Berufsausbildung<br />
oder nach der Ausbildung im Rahmen der Fachoberschule,<br />
Berufsoberschule oder des Beruflichen Gymnasiums. Anschließend<br />
kann man an einer Fachhochschule oder Universität<br />
studieren.<br />
Was können Azubis tun, wenn Ausbildungsbetrieb und Beruf prima<br />
passen, aber es in der Berufsschule nicht gut läuft?<br />
Im Rahmen der Förderung der Bundesagentur für Arbeit gibt es<br />
die „Ausbildungsbegleitenden Hilfen“. Diese Leistung ist für Jugendliche<br />
gedacht, die besonderer Hilfen bedürfen. Etwa durch<br />
Förderung beim Lernen von Fachtheorie, aber auch durch Fachpraxis<br />
und Stützunterricht, der Sprach- und Bildungsschwächen<br />
abbauen soll. Möglich ist auch eine sozialpädagogische Begleitung<br />
und letztlich die Möglichkeit, eine Berufsausbildung aufzunehmen,<br />
fortzusetzen und auch erfolgreich abzuschließen.<br />
Eine Alternative ist die betriebliche Einstiegsqualifizierung.<br />
Diese ganzen Angebote sind geeignet, wenn es in der Berufsschule<br />
nicht gut läuft, und auch, wenn es im Betrieb nicht recht<br />
klappt.<br />
Text Joachim Welding<br />
Süd 9