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No.1<br />

nendsten Leute und hübschesten Mädchen in<br />

der Theater-AG waren. Damit fing alles an!<br />

Und dort bist du dann richtig auf den Geschmack<br />

gekommen…<br />

Ja, ich hatte ein Riesenglück, das war eine<br />

Spitzentruppe. Da gingen Dynamiken ab, dagegen<br />

ist „Germany’s Next Topmodel“ Steinzeit.<br />

Spätestens, als ich „Peter Pan“ spielen<br />

durfte, hatte ich Blut geleckt. Und das rettete<br />

damals sogar meine Schullaufbahn…<br />

Inwiefern?<br />

Ich sollte eigentlich vom Internat fliegen. Dann<br />

kam der Direktor auf mich zu und sagte: „Wir<br />

wollten Sie eigentlich rausschmeißen, aber Sie<br />

spielen ja die Hauptrolle.“ Da merkte ich, dass<br />

ich da was kann, was offenbar einen gewissen<br />

Wert hat.<br />

Nach der Schule machtest du dich auf die Suche<br />

nach einem Schauspiel-Studienplatz. Wo<br />

setzt man da am besten an?<br />

Wer in Deutschland Schauspieler werden<br />

will, sollte zunächst die Vorsprechtermine<br />

der großen staatlichen Schauspielschulen recherchieren.<br />

In der Regel musst du dafür zwei<br />

klassische und einen modernen Monolog vorbereiten.<br />

Meistens geht das Ganze über drei<br />

Runden – und fühlt sich in etwa so an, als<br />

würde man dich auf die Schlachtbank führen.<br />

Vor allem, wenn du dir dann solche Sprüche<br />

wie „Werden Sie mal besser Schreiner, dass<br />

fängt auch mit S an“ anhören musst…<br />

Du sprichst aus Erfahrung…<br />

Ein bisschen. Ich hatte zuerst in Essen, dann<br />

in Bochum und zum Schluss an der Falckenberg-Schule<br />

in München vorgesprochen. Die<br />

hatten offenbar das Gefühl, dass da irgendetwas<br />

ist, und haben richtig mit mir gearbeitet.<br />

Das war toll. Als dann die Absage kam, tat<br />

das so weh, dass das Thema Schauspielerei<br />

erst einmal für mich gegessen war.<br />

Aber du hast trotzdem nicht aufgegeben…<br />

Ich ging erst einmal nach Berlin, schaute mich<br />

nach freien Schauspieltruppen um und machte<br />

dann ein Praktikum beim Film. Das war eine<br />

Riesen-Produktion, absolut beeindruckend.<br />

Gerade die Schauspieler fand ich unheimlich<br />

faszinierend…<br />

Und wagtest dich dann doch noch einmal ans<br />

Thema Studium heran.<br />

Genau. Danach klapperte ich alle privaten<br />

Schauspielschulen ab. Bei denen muss man<br />

jedoch ziemlich aufpassen. Es gibt neben einigen<br />

sehr guten auch ziemlich viele schwarze<br />

Schafe in der Branche, die für viel Geld viel<br />

versprechen. Und eigentlich nur Schaden anrichten.<br />

Schlussendlich landete ich bei Maria<br />

Körber. Sie ließ mich viermal vorsprechen,<br />

dann kam endlich die Zusage.<br />

Dein Einsatz hat sich letzten Endes also gelohnt.<br />

Was sind denn deine Überlebens-Tipps<br />

fürs Vorsprechen?<br />

Bei zum Teil 1.000 Bewerbern auf zehn Studienplätze<br />

sollte man wirklich nichts dem Zufall<br />

überlassen. Hol dir einen professionellen<br />

Coach für die Aufnahmeprüfung, und bereite<br />

dich extrem gut vor. Einen Rat habe ich noch<br />

von meiner Schauspiellehrerin: Wenn du vorsprichst,<br />

arbeite eine Rolle ruhig auch mal in<br />

deinem Dialekt. Wenn du sprichst, wie du aufgewachsen<br />

bist, bist du schon mal wahrhaftig.<br />

Es gibt deiner Figur etwas Persönliches. Und<br />

mit viel Glück beginnen dann für dich drei<br />

Jahre Kindergeburtstag…<br />

Kindergeburtstag?<br />

Es gibt einfach nichts Geileres, als auf eine<br />

Schauspielschule zu gehen. Du wirst noch mal<br />

richtig zum Kind, kannst alles ausprobieren.<br />

Du lernst tanzen, singen, atmen, sprechen. Du<br />

macht Improvisationsübungen, wirst nach und<br />

nach in das Rollenstudium eingeführt, setzt<br />

dich mit Weltliteratur auseinander, knackst<br />

Goethe! Das hat rein gar nichts mehr mit dem<br />

trockenen Stoff aus dem Deutsch-Unterricht zu<br />

tun. Auf der Schauspielschule werden Klassiker<br />

entstaubt und du hast plötzlich keine Angst<br />

mehr vor großen Namen. Ich hab’ das alles so<br />

genossen.<br />

Und was passiert am Ende der Ausbildung?<br />

Wie kommen die Absolventen an die ersten<br />

Jobs?<br />

Bei den großen staatlichen Schulen gibt es das<br />

so genannte I-Vorsprechen. Da kommen alle<br />

wichtigen Intendanten Deutschlands zu großen<br />

Fleisch-Beschau – da kommt der Arbeitgeber.<br />

Was geschieht denn mit denjenigen, die<br />

nicht gleich ein Engagement kriegen?<br />

Auf jeden Fall sollte sich jeder Absolvent, der<br />

zum Film will, sofort um eine gute Agentur<br />

kümmern, die ihn vertritt und vermittelt. Das<br />

Ticket hierfür sind drei gute Fotos und ein<br />

sehr gutes, aussagekräftiges Demoband. Gerade<br />

in Deutschland läuft rein gar nichts ohne.<br />

Der klassische Weg zum Theater besteht dann<br />

darin, herauszufinden, wo in der nächsten<br />

Spielzeit Stellen frei werden und sich dort zu<br />

bewerben. Wenn man Glück hat, darf man zum<br />

Vorsprechen anreisen ...<br />

Was genau muss man beim Demoband beachten?<br />

Es ist deine Visitenkarte und sollte schauspielerisches<br />

Spektrum und Persönlichkeit widerspiegeln.<br />

Also sammele soviel Material dafür<br />

wie nur möglich. Nimm dafür am besten jeden<br />

Studentenfilm mit, den du kriegen kannst. Und<br />

sorg dafür, dass du eine gute Kopie bekommst.<br />

Dazu kannst du auch ein mit einer guten Kamera<br />

gedrehtes Interview einbauen. Lerne von<br />

den Besten: Recherchiere die Agentur deines<br />

Lieblingsschauspielers und schau dir im Netz<br />

an, wie er sich auf Demoband und Fotos präsentiert.<br />

Dann kriegst du ein besseres Gefühl<br />

dafür.<br />

Was empfiehlst du jungen Schauspielern in<br />

Sachen Karriere-Planung?<br />

Sie sollten auf jeden Fall versuchen, auch<br />

auf die Bühne zu kommen. Das ist gerade in<br />

Deutschland sehr wichtig. Wenn es dann mal<br />

läuft, gibt es neben Theater, TV und Kino noch<br />

viele andere Möglichkeiten für Schauspieler:<br />

Du kannst Hörbücher sprechen, Werbung machen<br />

und als Synchronsprecher arbeiten oder<br />

auf Lesereise gehen, etc. etc. etc.<br />

Und wovon kannst du jedem nur abraten?<br />

Statist zu werden und zu hoffen, dass man entdeckt<br />

wird, ist glaube ich eine Sackgasse. Wobei<br />

es überhaupt nicht schadet, mal am Set gestanden<br />

zu haben, um zu sehen, was da abgeht.<br />

Was tun, wenn plötzlich eine Rolle in einer<br />

Daily-Soap winkt? Absagen?<br />

Wenn du nichts anderes hast, dann tu es. Dort<br />

wird so hart geackert, und jeder in der Branche<br />

weiß: Der oder die hat gelernt, was dieser Job<br />

bedeutet. Das Problem ist: Als Soap-Darsteller<br />

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