ME2BE_01_2013_Sued
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No.1<br />
nendsten Leute und hübschesten Mädchen in<br />
der Theater-AG waren. Damit fing alles an!<br />
Und dort bist du dann richtig auf den Geschmack<br />
gekommen…<br />
Ja, ich hatte ein Riesenglück, das war eine<br />
Spitzentruppe. Da gingen Dynamiken ab, dagegen<br />
ist „Germany’s Next Topmodel“ Steinzeit.<br />
Spätestens, als ich „Peter Pan“ spielen<br />
durfte, hatte ich Blut geleckt. Und das rettete<br />
damals sogar meine Schullaufbahn…<br />
Inwiefern?<br />
Ich sollte eigentlich vom Internat fliegen. Dann<br />
kam der Direktor auf mich zu und sagte: „Wir<br />
wollten Sie eigentlich rausschmeißen, aber Sie<br />
spielen ja die Hauptrolle.“ Da merkte ich, dass<br />
ich da was kann, was offenbar einen gewissen<br />
Wert hat.<br />
Nach der Schule machtest du dich auf die Suche<br />
nach einem Schauspiel-Studienplatz. Wo<br />
setzt man da am besten an?<br />
Wer in Deutschland Schauspieler werden<br />
will, sollte zunächst die Vorsprechtermine<br />
der großen staatlichen Schauspielschulen recherchieren.<br />
In der Regel musst du dafür zwei<br />
klassische und einen modernen Monolog vorbereiten.<br />
Meistens geht das Ganze über drei<br />
Runden – und fühlt sich in etwa so an, als<br />
würde man dich auf die Schlachtbank führen.<br />
Vor allem, wenn du dir dann solche Sprüche<br />
wie „Werden Sie mal besser Schreiner, dass<br />
fängt auch mit S an“ anhören musst…<br />
Du sprichst aus Erfahrung…<br />
Ein bisschen. Ich hatte zuerst in Essen, dann<br />
in Bochum und zum Schluss an der Falckenberg-Schule<br />
in München vorgesprochen. Die<br />
hatten offenbar das Gefühl, dass da irgendetwas<br />
ist, und haben richtig mit mir gearbeitet.<br />
Das war toll. Als dann die Absage kam, tat<br />
das so weh, dass das Thema Schauspielerei<br />
erst einmal für mich gegessen war.<br />
Aber du hast trotzdem nicht aufgegeben…<br />
Ich ging erst einmal nach Berlin, schaute mich<br />
nach freien Schauspieltruppen um und machte<br />
dann ein Praktikum beim Film. Das war eine<br />
Riesen-Produktion, absolut beeindruckend.<br />
Gerade die Schauspieler fand ich unheimlich<br />
faszinierend…<br />
Und wagtest dich dann doch noch einmal ans<br />
Thema Studium heran.<br />
Genau. Danach klapperte ich alle privaten<br />
Schauspielschulen ab. Bei denen muss man<br />
jedoch ziemlich aufpassen. Es gibt neben einigen<br />
sehr guten auch ziemlich viele schwarze<br />
Schafe in der Branche, die für viel Geld viel<br />
versprechen. Und eigentlich nur Schaden anrichten.<br />
Schlussendlich landete ich bei Maria<br />
Körber. Sie ließ mich viermal vorsprechen,<br />
dann kam endlich die Zusage.<br />
Dein Einsatz hat sich letzten Endes also gelohnt.<br />
Was sind denn deine Überlebens-Tipps<br />
fürs Vorsprechen?<br />
Bei zum Teil 1.000 Bewerbern auf zehn Studienplätze<br />
sollte man wirklich nichts dem Zufall<br />
überlassen. Hol dir einen professionellen<br />
Coach für die Aufnahmeprüfung, und bereite<br />
dich extrem gut vor. Einen Rat habe ich noch<br />
von meiner Schauspiellehrerin: Wenn du vorsprichst,<br />
arbeite eine Rolle ruhig auch mal in<br />
deinem Dialekt. Wenn du sprichst, wie du aufgewachsen<br />
bist, bist du schon mal wahrhaftig.<br />
Es gibt deiner Figur etwas Persönliches. Und<br />
mit viel Glück beginnen dann für dich drei<br />
Jahre Kindergeburtstag…<br />
Kindergeburtstag?<br />
Es gibt einfach nichts Geileres, als auf eine<br />
Schauspielschule zu gehen. Du wirst noch mal<br />
richtig zum Kind, kannst alles ausprobieren.<br />
Du lernst tanzen, singen, atmen, sprechen. Du<br />
macht Improvisationsübungen, wirst nach und<br />
nach in das Rollenstudium eingeführt, setzt<br />
dich mit Weltliteratur auseinander, knackst<br />
Goethe! Das hat rein gar nichts mehr mit dem<br />
trockenen Stoff aus dem Deutsch-Unterricht zu<br />
tun. Auf der Schauspielschule werden Klassiker<br />
entstaubt und du hast plötzlich keine Angst<br />
mehr vor großen Namen. Ich hab’ das alles so<br />
genossen.<br />
Und was passiert am Ende der Ausbildung?<br />
Wie kommen die Absolventen an die ersten<br />
Jobs?<br />
Bei den großen staatlichen Schulen gibt es das<br />
so genannte I-Vorsprechen. Da kommen alle<br />
wichtigen Intendanten Deutschlands zu großen<br />
Fleisch-Beschau – da kommt der Arbeitgeber.<br />
Was geschieht denn mit denjenigen, die<br />
nicht gleich ein Engagement kriegen?<br />
Auf jeden Fall sollte sich jeder Absolvent, der<br />
zum Film will, sofort um eine gute Agentur<br />
kümmern, die ihn vertritt und vermittelt. Das<br />
Ticket hierfür sind drei gute Fotos und ein<br />
sehr gutes, aussagekräftiges Demoband. Gerade<br />
in Deutschland läuft rein gar nichts ohne.<br />
Der klassische Weg zum Theater besteht dann<br />
darin, herauszufinden, wo in der nächsten<br />
Spielzeit Stellen frei werden und sich dort zu<br />
bewerben. Wenn man Glück hat, darf man zum<br />
Vorsprechen anreisen ...<br />
Was genau muss man beim Demoband beachten?<br />
Es ist deine Visitenkarte und sollte schauspielerisches<br />
Spektrum und Persönlichkeit widerspiegeln.<br />
Also sammele soviel Material dafür<br />
wie nur möglich. Nimm dafür am besten jeden<br />
Studentenfilm mit, den du kriegen kannst. Und<br />
sorg dafür, dass du eine gute Kopie bekommst.<br />
Dazu kannst du auch ein mit einer guten Kamera<br />
gedrehtes Interview einbauen. Lerne von<br />
den Besten: Recherchiere die Agentur deines<br />
Lieblingsschauspielers und schau dir im Netz<br />
an, wie er sich auf Demoband und Fotos präsentiert.<br />
Dann kriegst du ein besseres Gefühl<br />
dafür.<br />
Was empfiehlst du jungen Schauspielern in<br />
Sachen Karriere-Planung?<br />
Sie sollten auf jeden Fall versuchen, auch<br />
auf die Bühne zu kommen. Das ist gerade in<br />
Deutschland sehr wichtig. Wenn es dann mal<br />
läuft, gibt es neben Theater, TV und Kino noch<br />
viele andere Möglichkeiten für Schauspieler:<br />
Du kannst Hörbücher sprechen, Werbung machen<br />
und als Synchronsprecher arbeiten oder<br />
auf Lesereise gehen, etc. etc. etc.<br />
Und wovon kannst du jedem nur abraten?<br />
Statist zu werden und zu hoffen, dass man entdeckt<br />
wird, ist glaube ich eine Sackgasse. Wobei<br />
es überhaupt nicht schadet, mal am Set gestanden<br />
zu haben, um zu sehen, was da abgeht.<br />
Was tun, wenn plötzlich eine Rolle in einer<br />
Daily-Soap winkt? Absagen?<br />
Wenn du nichts anderes hast, dann tu es. Dort<br />
wird so hart geackert, und jeder in der Branche<br />
weiß: Der oder die hat gelernt, was dieser Job<br />
bedeutet. Das Problem ist: Als Soap-Darsteller<br />
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