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PFLEGEBERUFE – LEBEN IM AUGENBLICK<br />

Sabine Holtorf, Pflegedirektorin am Westküstenklinikum in Heide<br />

Bei Pflegeberufen denken viele Jugendliche erst einmal an<br />

unangenehme Dinge wie Bettpfannen leeren und blutige Verbände<br />

wechseln. Wo liegen tatsächlich die Schwerpunkte in<br />

der Gesundheits- und Krankenpflege oder Altenpflege?<br />

Pflegeberufe erfordern ein hohes Maß an fachlicher, sozialer, personeller<br />

und methodischer Kompetenz, um Menschen in verschiedenen<br />

Pflegesituationen mit unterschiedlichem Pflegebedarf angemessen<br />

begegnen zu können. Das ist anspruchsvoll und vielseitig:<br />

Pflegerisches Handeln ist auf die Unterstützung, Informationen,<br />

Anleitung, Beratung und Begleitung von Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen<br />

und älteren Menschen ausgerichtet. Dabei berücksichtigt<br />

es immer die individuelle Lebenssituation.<br />

Pflege ist eine Kunst wie auch Wissenschaft. Wir wenden unsere erlernten<br />

Kenntnisse und Techniken an aus den Bereichen Naturwissenschaft,<br />

Sozialwissenschaft, Medizin und Biologie. Dazu kommen<br />

ganz spezifische aber auch empathische Fähigkeiten, besonders bei<br />

der Patientenaufnahme. Beides muss bei der Planung der pflegerischen<br />

Versorgung des Patienten unter Berücksichtigung des Behandlungsziels<br />

unter „einen Hut“ gebracht werden.<br />

Pflege findet nicht nur in Krankenhäusern statt, sondern auch in<br />

stationären, teilstationären oder ambulanten Einrichtungen des<br />

Gesundheitswesens.<br />

Das schöne ist, das die Arbeit im Team statt findet: Mit pflegenden<br />

Kollegen und behandelnden Ärzten zum Beispiel, aber auch der Patient<br />

ist gewissermaßen beteiligt.<br />

Körperlich schwere Arbeit, emotional aufreibend – ist das<br />

der Alltag? Wo finden sich die Glücksmomente im Alltag?<br />

Die Gesundung der Patienten zu sehen, führt vor Augen, wofür<br />

wir die oft anstrengende Arbeit machen. Wir freuen uns natürlich,<br />

wenn eine Behandlung erfolgreich beendet wurde. Es gibt auch Patienten,<br />

die regelmäßig zu versorgen sind, zum Beispiel bei der<br />

Dialyse, und zu denen im Laufe der Zeit eine Bindung entsteht, die<br />

freuen sich dann auch „ihren“ Pfleger zu sehen. Patienten die ein<br />

Spenderorgan empfangen haben oder wieder anfangen können zu<br />

leben, das sind auch sehr schöne Momente. Selbst bei der Sterbebegleitung<br />

– die Dankbarkeit der Angehörigen und der Patienten<br />

selbst, geben einem das Gefühl etwas Bedeutsames zu machen.<br />

Glück und Trauer liegen oft nah beieinander – wie<br />

lernen die Azubis damit umzugehen?<br />

Werte sind dabei sehr wichtig und ein wesentlicher Bestandteil<br />

unseres menschlichen Handelns. Entscheidungen für oder gegen<br />

eine Handlung werden oft danach gesteuert. Sie ergeben sich aus<br />

der eigenen Lebenserfahrung, Erlebnissen und moralischen Grundeinstellungen.<br />

Die Sensibilisierung im Umgang mit Werten erfolgt<br />

bereits in der Schule und wird im Ausbildungsalltag vertieft. Die<br />

Schüler werden während ihres Ausbildungsprozesses langsam an<br />

neue Situationen herangeführt, mit schweren Krankheitsbildern<br />

konfrontiert und innerhalb der Teams in schweren Situationen aufgefangen.<br />

Ethik spielt dabei eine nicht unerhebliche Rolle. In der<br />

Pflege bedeutet dies, dass moralische Aspekte des pflegerischen<br />

Handels zu sensibilisieren und gutes, richtiges Handeln in der Pflege<br />

zu begründen.<br />

Schichtdienste sind in Pflegeberufen die Regel, welche<br />

Vorteile bieten sie den Angestellten?<br />

Viele der Kolleginnen und Kollegen haben die Schichtarbeit zu<br />

schätzen gelernt. Sie müssen nicht Tag ein Tag aus morgens früh<br />

aufstehen, der Rhythmus ist planbar und die Lebensgewohnheiten<br />

lassen sich in der Regeln gut anpassen, in manchen Bereichen –<br />

Besorgungen, Arztbesuche und ähnliches - sogar besser als in anderen<br />

Berufen. Die längeren Freizeiten zwischen Schichtwechseln<br />

sind ein kleiner Kurzurlaub.<br />

Ein Krankenhaus hat viele verschiedene Stationen, wie sieht es<br />

mit Spezialisierungsmöglichkeiten und Weiterbildungen aus.<br />

Spezialisierungsmöglichkeiten gibt es viel – zum Beispiel zu Pflegefachkräften<br />

in den Bereichen Anästhesie und Intensivmedizin,<br />

Fachkraft für Dialyse, Wundmanager, Stomatherapeut, Diabetesberaterin,<br />

Fachkraft für Frührehabilitation und Geriatrie/ Psychiatrie/<br />

Onkologie, Hygienefachkraft, verschiedene Studiengänge Pflegewissenschaft,<br />

Pflegepädagogik, Pflegemanagement, Gesundheitswissenschaft,<br />

Gesundheitsökonomie mit Abschlüssen Bachelor und<br />

Master. Ein interessanter Bereich ist auch die Mitarbeiterführung<br />

und die Praxisanleitung.<br />

Wie sieht der Berufsalltag in Pflegeeinrichtungen<br />

aus? Gibt es auch hier die Möglichkeit seinen Neigungen<br />

entsprechende Tätigkeiten zu finden?<br />

Die Abstimmung über die Patientenversorgung erfolgt im Team.<br />

Dazu gehört auch die Teilnahme an Arbeitsgruppen, Projektarbeit,<br />

Struktur- und Prozessanpassungen – eine aktive Beteiligung der<br />

Pflegekräft ist erwünscht und gefordert. Die Mitarbeit in Qualitätszirkeln<br />

wird immer wichtiger.<br />

Süd 21

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