ME2BE_01_2013_Sued
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PFLEGEBERUFE – LEBEN IM AUGENBLICK<br />
Sabine Holtorf, Pflegedirektorin am Westküstenklinikum in Heide<br />
Bei Pflegeberufen denken viele Jugendliche erst einmal an<br />
unangenehme Dinge wie Bettpfannen leeren und blutige Verbände<br />
wechseln. Wo liegen tatsächlich die Schwerpunkte in<br />
der Gesundheits- und Krankenpflege oder Altenpflege?<br />
Pflegeberufe erfordern ein hohes Maß an fachlicher, sozialer, personeller<br />
und methodischer Kompetenz, um Menschen in verschiedenen<br />
Pflegesituationen mit unterschiedlichem Pflegebedarf angemessen<br />
begegnen zu können. Das ist anspruchsvoll und vielseitig:<br />
Pflegerisches Handeln ist auf die Unterstützung, Informationen,<br />
Anleitung, Beratung und Begleitung von Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen<br />
und älteren Menschen ausgerichtet. Dabei berücksichtigt<br />
es immer die individuelle Lebenssituation.<br />
Pflege ist eine Kunst wie auch Wissenschaft. Wir wenden unsere erlernten<br />
Kenntnisse und Techniken an aus den Bereichen Naturwissenschaft,<br />
Sozialwissenschaft, Medizin und Biologie. Dazu kommen<br />
ganz spezifische aber auch empathische Fähigkeiten, besonders bei<br />
der Patientenaufnahme. Beides muss bei der Planung der pflegerischen<br />
Versorgung des Patienten unter Berücksichtigung des Behandlungsziels<br />
unter „einen Hut“ gebracht werden.<br />
Pflege findet nicht nur in Krankenhäusern statt, sondern auch in<br />
stationären, teilstationären oder ambulanten Einrichtungen des<br />
Gesundheitswesens.<br />
Das schöne ist, das die Arbeit im Team statt findet: Mit pflegenden<br />
Kollegen und behandelnden Ärzten zum Beispiel, aber auch der Patient<br />
ist gewissermaßen beteiligt.<br />
Körperlich schwere Arbeit, emotional aufreibend – ist das<br />
der Alltag? Wo finden sich die Glücksmomente im Alltag?<br />
Die Gesundung der Patienten zu sehen, führt vor Augen, wofür<br />
wir die oft anstrengende Arbeit machen. Wir freuen uns natürlich,<br />
wenn eine Behandlung erfolgreich beendet wurde. Es gibt auch Patienten,<br />
die regelmäßig zu versorgen sind, zum Beispiel bei der<br />
Dialyse, und zu denen im Laufe der Zeit eine Bindung entsteht, die<br />
freuen sich dann auch „ihren“ Pfleger zu sehen. Patienten die ein<br />
Spenderorgan empfangen haben oder wieder anfangen können zu<br />
leben, das sind auch sehr schöne Momente. Selbst bei der Sterbebegleitung<br />
– die Dankbarkeit der Angehörigen und der Patienten<br />
selbst, geben einem das Gefühl etwas Bedeutsames zu machen.<br />
Glück und Trauer liegen oft nah beieinander – wie<br />
lernen die Azubis damit umzugehen?<br />
Werte sind dabei sehr wichtig und ein wesentlicher Bestandteil<br />
unseres menschlichen Handelns. Entscheidungen für oder gegen<br />
eine Handlung werden oft danach gesteuert. Sie ergeben sich aus<br />
der eigenen Lebenserfahrung, Erlebnissen und moralischen Grundeinstellungen.<br />
Die Sensibilisierung im Umgang mit Werten erfolgt<br />
bereits in der Schule und wird im Ausbildungsalltag vertieft. Die<br />
Schüler werden während ihres Ausbildungsprozesses langsam an<br />
neue Situationen herangeführt, mit schweren Krankheitsbildern<br />
konfrontiert und innerhalb der Teams in schweren Situationen aufgefangen.<br />
Ethik spielt dabei eine nicht unerhebliche Rolle. In der<br />
Pflege bedeutet dies, dass moralische Aspekte des pflegerischen<br />
Handels zu sensibilisieren und gutes, richtiges Handeln in der Pflege<br />
zu begründen.<br />
Schichtdienste sind in Pflegeberufen die Regel, welche<br />
Vorteile bieten sie den Angestellten?<br />
Viele der Kolleginnen und Kollegen haben die Schichtarbeit zu<br />
schätzen gelernt. Sie müssen nicht Tag ein Tag aus morgens früh<br />
aufstehen, der Rhythmus ist planbar und die Lebensgewohnheiten<br />
lassen sich in der Regeln gut anpassen, in manchen Bereichen –<br />
Besorgungen, Arztbesuche und ähnliches - sogar besser als in anderen<br />
Berufen. Die längeren Freizeiten zwischen Schichtwechseln<br />
sind ein kleiner Kurzurlaub.<br />
Ein Krankenhaus hat viele verschiedene Stationen, wie sieht es<br />
mit Spezialisierungsmöglichkeiten und Weiterbildungen aus.<br />
Spezialisierungsmöglichkeiten gibt es viel – zum Beispiel zu Pflegefachkräften<br />
in den Bereichen Anästhesie und Intensivmedizin,<br />
Fachkraft für Dialyse, Wundmanager, Stomatherapeut, Diabetesberaterin,<br />
Fachkraft für Frührehabilitation und Geriatrie/ Psychiatrie/<br />
Onkologie, Hygienefachkraft, verschiedene Studiengänge Pflegewissenschaft,<br />
Pflegepädagogik, Pflegemanagement, Gesundheitswissenschaft,<br />
Gesundheitsökonomie mit Abschlüssen Bachelor und<br />
Master. Ein interessanter Bereich ist auch die Mitarbeiterführung<br />
und die Praxisanleitung.<br />
Wie sieht der Berufsalltag in Pflegeeinrichtungen<br />
aus? Gibt es auch hier die Möglichkeit seinen Neigungen<br />
entsprechende Tätigkeiten zu finden?<br />
Die Abstimmung über die Patientenversorgung erfolgt im Team.<br />
Dazu gehört auch die Teilnahme an Arbeitsgruppen, Projektarbeit,<br />
Struktur- und Prozessanpassungen – eine aktive Beteiligung der<br />
Pflegekräft ist erwünscht und gefordert. Die Mitarbeit in Qualitätszirkeln<br />
wird immer wichtiger.<br />
Süd 21