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Deutscher Bundestag Zweiter Zwischenbericht - CDU Deutschlands

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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 14. Wahlperiode – 11 – Drucksache 14/7546<br />

Differenzierung in der Zellkultur zu einem Gemisch verschiedener<br />

Zelltypen. Die Gewinnung von Zellen eines definierten<br />

Typs ist jedoch eine Voraussetzung für mögliche<br />

therapeutische Anwendungen.<br />

ES-Zellen der Maus konnten in vitro bisher zu Knorpelzellen,<br />

Epithelzellen, Zellen des Nerven- und Blutsystems,<br />

zu insulinbildenden Zellen und zu Herz- und Skelett-<br />

oder Gefäßmuskelzellen differenziert werden. 19 Bei<br />

ES-Zellen nicht menschlicher Primaten wurden spontane<br />

Differenzierungen in Herzmuskelzellen und Neuronen<br />

sowie Zellen des Endoderms und Trophoblastzellen20 beobachtet.<br />

21 Hinsichtlich einer gerichteten Differenzierung<br />

und der Wirkung verschiedener Faktoren auf ES-Zellen<br />

nicht menschlicher Primaten und menschliche ES-Zellen<br />

steht die Forschung erst am Anfang.<br />

1.1.1.2 Zellkerntransfer zur Gewinnung<br />

embryonaler Stammzellen<br />

(ES-Zellen)<br />

1.1.1.2.1 Gewinnung<br />

Die Übertragung eines diploiden Zellkerns in eine entkernte,<br />

unbefruchtete Eizelle ermöglicht auch bei Säugern<br />

eine ungeschlechtliche Vermehrung. Am Beispiel des<br />

Klonschafs „Dolly“ wurde zuerst gezeigt, dass dieser Zellkern<br />

auch aus adulten Körperzellen stammen kann. Mittlerweile<br />

wurden auch bei Rindern, Ziegen, Mäusen und<br />

Schweinen Nachkommen durch dieses Verfahren des reproduktiven<br />

Klonens erzeugt. 22 Die Umgebung in der Eizelle<br />

ermöglicht es, Kerne von differenzierten Körperzellen<br />

so zu reprogrammieren, dass eine totipotente Zelle<br />

entsteht.<br />

Bei Klonierungsversuchen bei Tieren kommt es häufig zu<br />

Problemen während der Trächtigkeiten (Störungen bei der<br />

Plazentaentwicklung, erhöhte Abortrate, fetales Riesenwachstum)<br />

oder zu schweren gesundheitlichen Schädigungen<br />

der neugeborenen Tiere. 23 Als eine der Ursachen<br />

wird eine unvollständige oder fehlerhafte Reprogrammierung<br />

der Zellkerne vermutet, die zu einer fehlerhaften Aktivierung<br />

entwicklungsrelevanter Gene führt. Nur in 1 %<br />

bis 5 % der Experimente scheint es zur richtigen Reprogrammierung<br />

zu kommen. 24 Möglicherweise führt die<br />

Beschleunigung der Reprogrammierung, die bei der Bildung<br />

von Ei- und Spermazellen im tierischen oder<br />

menschlichen Organismus innerhalb von Monaten oder<br />

Jahren erfolgt, auf wenige Minuten oder Stunden in vitro<br />

19 Fuchs/Segre 2000; Odorico et al. 2001.<br />

20 Die Möglichkeit zur Entwicklung zu Trophoblastzellen unterscheidet<br />

Primaten-Zellen von denen der Maus und wird von einigen als<br />

Hinweis darauf interpretiert, dass die Zellen der Primaten anders als<br />

die der Maus totipotent sind.<br />

21 Thomson/Marshall 1998.<br />

22 Wilmut et al. 1997; Wakayama et al. 1999; Betthauser et al. 2000;<br />

Polejaeva et al. 2000.<br />

23 Das Klonschaf „Dolly“ war das einzige Tier, das nach 277 Zellkerntransfers<br />

geboren wurde (Wilmut et al. 1997).<br />

24 Rideout et al. 2001.<br />

Abbildung 2 25<br />

zur unvollständigen Reprogrammierung, welche die genannten<br />

Schäden zur Folge haben kann. 26<br />

Durch den Zellkerntransfer werden Individuen erzeugt,<br />

deren Kerngenom identisch mit der Ursprungszelle ist,<br />

die aber darüber hinaus die mitochondriale DNA aus dem<br />

Zellplasma der Eizelle besitzen.<br />

Durch einen Zellkerntransfer hergestellte totipotente Zellen<br />

können nach ihrer Entwicklung zur Blastozyste in vitro<br />

auch als Grundlage zur Etablierung von ES-Zelllinien dienen.<br />

Allerdings ist wie bei der Erzeugung geklonter Tiere<br />

auch in den Zelllinien mit einer Vielzahl genetischer und<br />

epigenetischer Fehler zu rechnen. Unklar ist deshalb, inwieweit<br />

diese Zelllinien für den Zell- und Gewebeersatz<br />

verwendet werden können. Die Etablierung von ES-Zelllinien<br />

ist wegen der geringen Effizienz des Zellkerntransfers<br />

aufwändiger als bei der Verwendung „normaler“ Mausembryonen.<br />

Das Verfahren wurde im Gegensatz zum reproduktiven Klonen<br />

als „therapeutisches“ Klonen bekannt, weil man hofft,<br />

durch die Anwendung des Verfahrens beim Menschen aus<br />

einer Körperzelle einer Patientin oder eines Patienten und<br />

einer entkernten Eizelle embryonale Stammzellen mit dem<br />

Erbgut der Patientin oder des Patienten zu therapeutischen<br />

Zwecken gewinnen zu können (autologe Zellen).<br />

25 Die hier dargestellte Methode erfordert den Einsatz einer Vielzahl<br />

von Eizellen.<br />

26 Mündliche Mitteilung PD Dr. Wobus im Rahmen der nicht öffentlichen<br />

Anhörung am 23. April 2001.

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