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Deutscher Bundestag Zweiter Zwischenbericht - CDU Deutschlands

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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 14. Wahlperiode – 19 – Drucksache 14/7546<br />

vorhergehenden Studien und konnte nur bei jüngeren Patienten<br />

festgestellt werden. Die Autoren folgerten aus diesen<br />

Ergebnissen, dass sowohl die technische Durchführung<br />

als auch der Ort der Transplantation weiter<br />

diskutiert werden müssten. Auch bei der Transplantation<br />

von Stammzellen werden solche Fragen zu klären sein.<br />

Die Frage, ob sich auch aus humanen ES-Zellen in ähnlicher<br />

Weise spezifische Spenderzellen gewinnen lassen<br />

und inwieweit diese nach Transplantation die Funktion<br />

defekter Organe oder Gewebe wiederherstellen können,<br />

lässt sich nur durch Forschungsarbeiten an humanen ES-<br />

Zellen beantworten. Erste Hinweise könnten wahrscheinlich<br />

in Experimenten mit ES-Zellen nicht menschlicher<br />

Primaten gewonnen werden, obwohl auch die Forschung<br />

an nicht menschlichen Primaten naturwissenschaftliche,<br />

ethische und ökonomische Probleme mit sich bringt.<br />

1.1.3.2.2 Zell- und Gewebeersatz aus<br />

Zellkerntransfer (autolog)<br />

Es gibt bisher noch keine Ergebnisse zur Verwendung der<br />

durch Zellkerntransfer erzeugten ES-Zelllinien zur Transplantation.<br />

Noch vollkommen ungeklärt ist bisher, ob es<br />

nach dem „therapeutischen“ Klonen zu Fehlentwicklungen<br />

der entstehenden Zellen und Gewebe kommen kann,<br />

die ihre Verwendung zu Transplantationszwecken beim<br />

Menschen ausschließen. Bei der Verwendung von ES-<br />

Zellen, die durch einen Zellkerntransfer erzeugt wurden,<br />

könnten Fehlentwicklungen entweder schon während der<br />

Differenzierungsprozesse oder erst im Zusammenspiel<br />

mit dem umliegenden Gewebe im Organismus auftreten.<br />

In den Tierexperimenten zum reproduktiven Klonen<br />

zeigte sich eine Vielzahl von Entwicklungsstörungen. 89<br />

1.1.3.2.3 Zell- und Gewebeersatz aus EG-Zellen<br />

Es gibt bisher noch keine detaillierte Untersuchung des<br />

regenerativen Potenzials von EG-Zellen im Vergleich zu<br />

ES-Zellen. Es lässt sich bisher auch noch keine Aussage<br />

darüber machen, ob und inwieweit sich der von ES-Zellen<br />

unterscheidende Imprintingstatus von EG-Zellen auf<br />

die Differenzierungsfähigkeit und das langfristige Verhalten<br />

von aus EG-Zellen abgeleiteten Spenderzellen im Organismus<br />

auswirkt.<br />

1.1.3.2.4 Zell- und Gewebeersatz aus<br />

neonatalen Stammzellen<br />

Erfahrungen mit der Verwendung transdifferenzierter<br />

neonataler Stammzellen gibt es bisher noch nicht. Die<br />

Verwendung mesenchymaler Stammzellen aus Nabelschnurblut<br />

für die Bildung von Knochen und Knorpel ist<br />

in den USA geplant.<br />

Verglichen mit AS-Zellen lassen die Möglichkeiten einer<br />

nicht erkannten vererbbaren Erkrankung, einer intrauterin<br />

erworbenen Infektion oder einer peripartal aufgetretenen<br />

89 Vgl. 1.1.1.2.1 Gewinnung.<br />

bakteriellen Kontamination den Einsatz von Nabelschnurblut<br />

gegenüber allogenen, insbesondere autologen, adulten<br />

Stammzellen möglicherweise problematischer erscheinen.<br />

1.1.3.2.5 Zell- und Gewebeersatz aus AS-Zellen<br />

Die Untersuchungen an AS-Zellen befinden sich derzeit<br />

in einem deutlich weiter fortgeschrittenen Stadium als die<br />

Forschung an ES-Zellen.<br />

Die Identifizierung von Faktoren, welche entweder die<br />

Vermehrung bzw. Differenzierung von AS-Zellen beeinflussen<br />

oder die zur Reprogrammierung nach Zellkerntransfer<br />

führen, könnte dazu genutzt werden, AS-Zellen<br />

außerhalb des Körpers zu behandeln und anschließend wieder<br />

in die Patientin oder den Patienten zu transplantieren.<br />

Denkbar ist jedoch auch die Entwicklung neuartiger Wirkstoffe<br />

und Medikamente, die eine Regeneration geschädigter<br />

Gewebe durch Vermehrung und Differenzierung gewebespezifischer<br />

Stammzellen direkt im Organismus<br />

aktivieren. 90 Krankheiten, die auf einem genetischen Defekt<br />

beruhen, können entweder mit allogenen (heterologen)<br />

AS-Zellen behandelt werden oder mit autologen Zellen, die<br />

vor der Übertragung einer Gentherapie unterzogen werden.<br />

Trifft allerdings die Vermutung zu, dass die Zahl der somatischen<br />

Stammzellen mit dem Alter abnimmt, kann dies die<br />

Einsatzmöglichkeiten patienteneigener Stammzellen für<br />

den autologen Zellersatz erheblich einschränken.<br />

Die Tierexperimente mit AS-Zellen haben sich größtenteils<br />

darauf beschränkt, gewebespezifische Zellen in eine<br />

andere Umgebung zu transplantieren. Aus vielen Untersuchungen<br />

geht deshalb bisher nicht hervor, ob die transdifferenzierten<br />

AS-Zellen auch die Funktion der Gewebe<br />

übernehmen können oder ob sie nur deren Oberflächeneigenschaften<br />

aufweisen.<br />

Es gibt allerdings Studien am Tier, die darauf hinweisen,<br />

dass Zellen, die aus den Stammzellen des Knochenmarks<br />

entstehen, neues Herzgewebe mit Herzmuskelzellen und<br />

Blutgefäßen bilden und die Herzfunktion verbessern können.<br />

91<br />

Aus Vorläuferzellen im Pankreas von Maus und Mensch<br />

konnten insulinproduzierende Zellen gewonnen werden,<br />

die in der Maus eine vorübergehende Insulinunabhängigkeit<br />

erzielen. 92<br />

Neurale Stammzellen können bei Mäusen, die eine bestimmte<br />

Myelinerkrankung 93 aufweisen, zur Bildung<br />

neuer Myelinscheiden führen. 94<br />

Es wurde bisher noch nicht untersucht, ob die therapeutische<br />

Anwendbarkeit von AS-Zellen möglicherweise dadurch<br />

eingeschränkt wird, dass die Stammzellen über ihre Lebensspanne<br />

hinweg bereits DNA-Schäden angehäuft haben.<br />

90 Mündliche Mitteilung PD Dr. Wobus im Rahmen der nicht öffentlichen<br />

Anhörung am 23. April 2001.<br />

91 Kocher et al. 2001; Orlic et al. 2001.<br />

92 Bonner-Weir et al. 2000; Ramiya et al. 2001.<br />

93 Es handelt sich dabei um eine andere Myelinerkrankung als in den<br />

Experimenten von Brüstle et al. 1999.<br />

94 Yandava et al. 1999.

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