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Material für den Konfirmanden unterricht - mission.de

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2.6 Bildung<br />

Bildung kommt von „Bild“, genauer von „Ebenbild“,<br />

<strong>de</strong>r Mensch als „Ebenbild Gottes“:<br />

In diesem Sinne hat <strong>de</strong>r mittelalterliche Mystiker<br />

Meister Eckhart (1260–1327) <strong><strong>de</strong>n</strong> Begriff vermutlich<br />

erstmals gebraucht. Für ihn war Bildung das mystische<br />

Bestreben, das wahre Bild Gottes, Jesus Christus, in <strong>de</strong>r<br />

eigenen Seele abzubil<strong><strong>de</strong>n</strong>. Sie erfolgt durch das Studium<br />

<strong>de</strong>r Heiligen Schrift, durch Meditation und Gebet und<br />

ist somit ihrem Ursprung nach eine geistliche, spirituelle<br />

Übung. 42<br />

Im Mittelpunkt <strong>de</strong>s reformatorischen Bildungsbegriffs<br />

steht die Erfahrung. Durch eigenes Lesen und Hören<br />

sollte je<strong>de</strong>r Mensch selbst in <strong>de</strong>r Lage sein, die Grundlagen<br />

<strong>de</strong>s Glaubens zu erkennen und auf das eigene<br />

Leben anzuwen<strong><strong>de</strong>n</strong>, wodurch gleichzeitig neue Erfahrungen<br />

eröffnet wer<strong><strong>de</strong>n</strong> sollten. Auch <strong>für</strong> Martin Luther<br />

war das Ziel <strong>de</strong>r Bildung letztendlich die Erkenntnis<br />

Gottes. 43<br />

In Zeiten <strong>de</strong>r Globalisierung und <strong>de</strong>s technologischen<br />

und soziokulturellem Wan<strong>de</strong>ls geht es heute bei <strong>de</strong>r<br />

Bildung oft nur um die Effi zienz, das „Fitmachen“, <strong><strong>de</strong>n</strong><br />

raschen Erwerb verwertbaren Wissens, um vor allem <strong><strong>de</strong>n</strong><br />

berufl ichen Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Leistungs-<br />

und Wissensgesellschaft schnellst möglich genügen zu<br />

können.<br />

Bildung ist aber mehr: Sie ist die Formung eines<br />

Menschen in Hinblick auf seine geistigen, seelischen,<br />

kulturellen und sozialen Fähigkeiten! 44 Während<br />

Erziehung in <strong>de</strong>r Pädagogik primär die Hilfen bezeichnet,<br />

die einem Heranwachsen<strong><strong>de</strong>n</strong> auf seinem Weg zur<br />

Lebenstüchtigkeit und Mündigkeit durch an<strong>de</strong>re (Eltern,<br />

Schule etc.) zuteil wird, wird Bildung als ein lebenslanger<br />

Prozess betrachtet, <strong>de</strong>r nicht mit <strong>de</strong>r Erreichung eines<br />

bestimmten Lebensalters o<strong>de</strong>r einer beson<strong>de</strong>ren<br />

Entwicklungsstufe abgeschlossen ist. 45 Ziel von Bildung<br />

ist es, einen Menschen zu einer autonom <strong><strong>de</strong>n</strong>ken<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

und han<strong>de</strong>ln<strong><strong>de</strong>n</strong> Persönlichkeit zu entwickeln, die in <strong>de</strong>r<br />

Lage ist, selbstständig Probleme zu lösen. 46 Bildung ist<br />

42 Siehe Gäfgen-Track, Kerstin, PISA und <strong>de</strong>r Religions<strong>unterricht</strong><br />

o<strong>de</strong>r neue Chancen <strong>für</strong> einen protestantischen Bildungsbegriff ,<br />

Karl Friedrich Haag zum 60. Geburtstag, rpi Loccum, www.rpiloccum.<strong>de</strong>/pisagae.html<br />

(28.09.2009).<br />

43 Siehe ebenda.<br />

44 Vgl. Meyers Online Lexikon, Artikel Bildung, lexikon.meyers.<br />

<strong>de</strong>/meyers/Bildung (25.7.2008) (Das Lexikonportal Meyers<br />

Lexikon online wur<strong>de</strong> zum 23.3.2009 abgeschaltet.)<br />

45 Vgl. ebenda.<br />

46 Siehe Wilhelm, Theodor, Funktionswan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r Schule. Das<br />

.<strong>de</strong><br />

um Gottes willen – <strong>de</strong>r Welt zuliebe<br />

also mehr als nur die Aneignung von Wissen. Deshalb<br />

ist <strong>für</strong> sie die Entwicklung eigenen Urteilsvermögens,<br />

von Refl exionsfähigkeit sowie einer kritischen Distanz<br />

gegenüber <strong><strong>de</strong>n</strong> Bildungsinhalten unverzichtbar. Bildung<br />

ist die Fähigkeit <strong>de</strong>s Menschen, sich über die Aneignung<br />

<strong>de</strong>r Welt eigenständig zu entfalten.<br />

Bildung ist mehr als Schul- und Ausbildung, <strong>de</strong>ren<br />

gemeinsame Aufgabe es ist, junge Menschen in einem<br />

festgelegten gesellschaftlichen Kontext <strong>für</strong> ihre späte-<br />

Afrikanische Klassenräume sind oft überfüllt.<br />

Foto: Partnerschaftsgruppe<br />

Fundament schulischen Lernens im Zeitalter wachsen<strong>de</strong>r Informationsdichte.<br />

Essen 1984, S. 61:<br />

»Allgemeinbildung setzt voraus,<br />

dass man nicht alles zu wissen braucht, aber ein weiter Gesichtskreis<br />

zur Verfügung steht;<br />

dass dieser Gesichtskreis auch die Zukunft umfasst und dass<br />

man sich <strong>für</strong> diese Zukunft verantwortlich weiß;<br />

dass hochrangige berufl iche Spezialisierung die Empfänglichkeit<br />

<strong>für</strong> an<strong>de</strong>res nicht verschließt;<br />

dass das Bedürfnis, alles immer noch einmal zu über<strong><strong>de</strong>n</strong>ken,<br />

nicht erloschen ist, und dass man sich dazu die nötige Zeit<br />

nimmt;<br />

dass man in <strong>de</strong>r Lage ist, das Einzelne in <strong><strong>de</strong>n</strong> Zusammenhang<br />

<strong>de</strong>s Ganzen zu stellen;<br />

dass man über <strong>de</strong>m Sehen und Hören das Fragen nicht vergisst;<br />

dass man sich nicht geniert, Nichtwissen zuzugeben;<br />

dass man sich nicht zu gut ist, immer wie<strong>de</strong>r zu <strong><strong>de</strong>n</strong> elementaren<br />

Fragen zurückzukehren;<br />

dass man tolerant ist gegenüber <strong>de</strong>r Meinung an<strong>de</strong>rer, daher<br />

auch neugierig, sie zu erfahren;<br />

und dass man sich we<strong>de</strong>r durch intellektuelle Spiegelgefechte<br />

noch durch Vielwisserei (o<strong>de</strong>r alles besser zu wissen) imponieren<br />

lässt.“<br />

Allgemeine Sachinformationen · Bildung<br />

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