92 4.5.3.3 Vorlage Autorisierungsschreiben Schuhputzprojekt S3M3 Adress-Stempel <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> Autorisierungsschreiben Die InhaberInnen dieses Schreibens sind Teilnehmen<strong>de</strong> eines Konfi rmandinnen- und Konfi rman<strong><strong>de</strong>n</strong>-Seminars. In <strong>de</strong>r Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong><strong>de</strong>n</strong> Themen Kin<strong>de</strong>rarbeit, Straßenkin<strong>de</strong>r und Armut haben die Konfi rmandinnen und Konfi rman<strong><strong>de</strong>n</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong> Auftrag bekommen, Schuhe zu putzen. Die <strong>für</strong> das Schuheputzen eingenommenen Gel<strong>de</strong>r kommen einem Straßenkin<strong>de</strong>rprojekt unseres kirchlichen Missionswerkes zu Gute. Wir bedanken uns <strong>für</strong> Ihre Unterstützung. Bei Rückfragen wen<strong><strong>de</strong>n</strong> Sie sich bitte an das örtliche Pfarramt: AnsprechpartnerIn: Adresse: Telefon: Ort, Datum, Unterschrift Siegel <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> Themeneinheit Straßenkin<strong>de</strong>r · Baustein S3
4.5.4 Angedacht Wir sind Waisen und haben keinen Vater „Wir sind Waisen und haben keinen Vater; unsere Mütter sind wie Witwen. Unser eigen Wasser müssen wir um Geld trinken; unser Holz muss man bezahlt bringen lassen. Man treibt uns über Hals, und wenn wir schon mü<strong>de</strong> sind, lässt man uns doch keine Ruhe. Wir haben uns Ägypten und Assur ergeben, auf dass wir doch Brot satt zu essen haben. Unsere Väter haben gesündigt und sind nicht mehr vorhan<strong><strong>de</strong>n</strong>; und wir müssen ihre Missetat entgelten.“ (Klagelie<strong>de</strong>r Jeremias 5,3–7) Dieses Klagelied Jeremias ist eigentlich ein Gebet, also ein Gespräch mit Gott. Es ist das Klagelied eines Volkes, das sich nach lebensschenken<strong>de</strong>r Freiheit sehnt. Es ist das Lied eines Volkes, das ziellos umherschweift: genau wie ein vaterloses Kind. Zu <strong>de</strong>r Zeit Jeremias galt <strong>de</strong>r Vater als eine schützen<strong>de</strong>, liebvolle und <strong>für</strong> sorgliche Person. Ein Kind, das einen Vater verlor, verlor nicht nur eine Leitfi gur, son<strong>de</strong>rn auch seinen Beschützer und Fürsorger. Es verlor damit einen wesentlichen Teil seiner Geborgenheit. Was be<strong>de</strong>utet es heute, wenn man seine Geborgenheit verliert? Was be<strong>de</strong>utet es, ein Opfer ungerechter, sozialer Strukturen zu sein? O<strong>de</strong>r gar selbst ein Opfer von nicht intakten familiären Strukturen zu sein? Was be<strong>de</strong>utet es, wenn das Leben zu Hause so unerträglich wird, dass das Leben auf <strong>de</strong>r Straße eine bessere und verheißungsvollere Alternative zu sein scheint? Machen wir uns einige Gedanken dazu, was dieser Text, das Klagelied Jeremias, mit <strong>de</strong>m Leben auf <strong>de</strong>r Straße zu tun hat. Das Leben auf <strong>de</strong>r Straße ist ein krasses Leben. Je<strong><strong>de</strong>n</strong> Tag muss man sich dort vor <strong><strong>de</strong>n</strong> An<strong>de</strong>ren behaupten. Es ist ein hartes Ringen und Kämpfen um Anerkennung und Überleben, damit man <strong><strong>de</strong>n</strong> nächsten Tag wie<strong>de</strong>r bestreiten kann. Als Kind auf <strong>de</strong>r Straße zu leben ist nicht schön. Alles muss man sich kaufen: Unterkunft, Wasser, Nahrung, Liebe, Freun<strong>de</strong>, Schutz. Damit Straßenkin<strong>de</strong>r sich das, was sie zum Überleben brauchen, kaufen können, brauchen sie Geld. Jobs gibt es kaum <strong>für</strong> sie. Deshalb müssen sie sich an<strong>de</strong>re Einnahmequellen erschließen. Straßenkin<strong>de</strong>r müssen sich ihr Geld erbetteln o<strong>de</strong>r ihren eigenen Körper verkaufen. In<strong>de</strong>m sie ungewollte sexuelle Tätigkeiten ausführen müssen, wird ihnen häufi g Gewalt angetan. Auch sind sie <strong>de</strong>r Gewalt an<strong>de</strong>rer Straßenkin<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r manchmal sogar <strong>de</strong>r Polizei ausgesetzt. Das Leben auf <strong>de</strong>r Straße zwingt sie, <strong>de</strong>mütige Kompromisse einzugehen, nur .<strong>de</strong> um Gottes willen – <strong>de</strong>r Welt zuliebe damit sie eine Überlebenschance bekommen. Um <strong><strong>de</strong>n</strong> Widrigkeiten <strong>de</strong>r Straße halbwegs entfl iehen zu können, fl üchten sich viele in die Welt <strong>de</strong>r Drogen, was <strong><strong>de</strong>n</strong> Weg in die Kriminalität, aber auch <strong><strong>de</strong>n</strong> körperlichen Verfall nur weiter beschleunigt. Viele Straßenkin<strong>de</strong>r zerbrechen am Leben auf <strong>de</strong>r Straße. Das Gebet Jeremias ist <strong>de</strong>r Schrei eines zerbrochenen Menschen, eines Menschen, <strong>de</strong>r sich in seiner Lage gefangen und verdammt fühlt, <strong>de</strong>r aber auch die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat. In <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r Verzweifl ung gibt es <strong>für</strong> die Israeliten jener Zeit eine Zufl ucht, ja sogar eine sichere Zufl ucht, auf die sie vertrauen: Gott. Der Glaube an Gott ist es, <strong>de</strong>r die Hoffnung auf Rettung aus <strong>de</strong>r Sklaverei und ein Leben in Freiheit am Leben erhält. Auf Gottes Zusagen können wir auch heute noch vertrauen. Wenn wir unsicher sind, verspricht Gott uns Sicherheit, wenn wir beängstigt sind, verspricht Gott uns Trost. Wenn die Lage aussichtslos erscheint, spricht Gott uns Hoffnung zu. Das Gebet drückt aber auch eine Erwartung aus – Gerechtigkeit. Gerechtigkeit <strong>für</strong> alle und nicht nur <strong>für</strong> die Reichen o<strong>de</strong>r die Starken; Gerechtigkeit <strong>für</strong> die, die vielleicht Opfer von Mobbing gewor<strong><strong>de</strong>n</strong> sind, o<strong>de</strong>r auch Gerechtigkeit <strong>für</strong> die, die am Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Gesellschaft stehen, weil sie an<strong>de</strong>rs sind: Auslän<strong>de</strong>r, HIV-Kranke, körperlich Behin<strong>de</strong>rte, Obdachlose o<strong>de</strong>r Straßenkin<strong>de</strong>r. Wo wir Gerechtigkeit üben können, ergeht die Auffor<strong>de</strong>rung an uns, es auch zu tun. Für einan<strong>de</strong>r da sein, damit keiner und keine sich allein und einsam fühlen und um sein Überleben <strong>für</strong>chten muss. Gebet Gott, himmlischer Vater, ich danke Dir, dass ich Dich Vater und Mutter nennen darf. Es tut gut, sich in Deiner Liebe geborgen zu wissen. Ich danke Dir, dass ich so vieles zum Leben habe: Eltern, Haus und Freun<strong>de</strong>. Aber ich weiß nun auch, dass viele Kin<strong>de</strong>r und Erwachsene das nicht haben. Sie leben täglich in großer Not und Verzweifl ung. Sei Du mit ihnen, aber gebe mir auch <strong><strong>de</strong>n</strong> Mut, mich <strong>für</strong> Gerechtigkeit und Frie<strong><strong>de</strong>n</strong> einzusetzen, um so in kleinen Schritten eine gerechte Welt zu gestalten. In Jesu Namen. Amen Liedvorschlag Preis, Lob und Dank sei Gott <strong>de</strong>m Herren (EG 245) Morwaeng Motswasele , Partnerschaftsreferent im ELM Themeneinheit Straßenkin<strong>de</strong>r · Angedacht 93