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Kinder besser schützen - Verband arbeits- und. berufsbedingt ...

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cher Chemikalien. Im Gegensatz zu Medikamenten, auf die in<br />

den meisten Fällen noch Einfluss durch bewussten Verzicht<br />

genommen werden kann, sind die Belastungen mit Schadstoffen<br />

das Ergebnis der lebenslangen Belastung der Mutter (World<br />

Health Organization et al., 2006).<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> ist die Belastung der Muttermilch mit Chemikalien<br />

besonders Besorgnis erregend. Dabei enthält Muttermilch<br />

nicht nur einen Anteil der Schadstoffe, die die Mutter<br />

selbst während der Schwangerschaft über die Nahrung aufnimmt.<br />

In ihr befinden sich darüber hinaus Giftstoffe, die sich<br />

über Jahre im Fettgewebe der Mutter angesammelt haben <strong>und</strong><br />

die nun mobilisiert werden (Gulson et al., 2003). Somit nimmt<br />

der gestillte Säugling über die Muttermilch beträchtliche Mengen<br />

an fettlöslichen Fremdstoffen wie PCB, Dioxine (Neubert,<br />

1994) oder auch Methylquecksilber (European Environment<br />

Agency & World Health Organization, 2002) auf. Die Aufnahme<br />

dieser Stoffe während des Stillens kann wesentlich höher<br />

sein als die bei Erwachsenen, dies gilt z.B. für Dioxine (B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Umwelt, Naturschutz <strong>und</strong> Reaktorsicherheit,<br />

2002). Dennoch kann das Stillen auch beim Entgiften<br />

einiger Schadstoffe eine positive Rolle spielen (World Health<br />

Organization et al., 2006), zudem ist der Chemikalienkontakt<br />

im Mutterleib entscheidender als der während des Stillens. Die<br />

Verwendung von industriellen Produkten auf Kuhmilchbasis als<br />

Muttermilchersatz kann die Chemikalieneinwirkung auf den<br />

Säugling nicht verhindern, wenngleich die Dioxinkonzentration<br />

in Kuhmilch wesentlich geringer ist als die in Muttermilch<br />

(Neubert, 1994).<br />

Im Alter von ab einem halben bis zwei Jahren wird die Muttermilch-<br />

<strong>und</strong>/oder Flaschenfütterung in der Regel beendet. Dennoch<br />

unterscheidet sich die Ernährung auch danach noch<br />

immer gr<strong>und</strong>legend von der der Erwachsenen. Gemessen an<br />

ihrem Körpergewicht ist der Konsum von Wasser beispielsweise<br />

siebenmal höher (Intergovernmental Forum on Chemical<br />

Safety, 2003). Zudem nehmen <strong>Kinder</strong> im Alter von ein bis fünf<br />

Jahren – bezogen auf das Körpergewicht – drei- bis viermal so<br />

viele Kalorien auf wie Erwachsene. Auch haben <strong>Kinder</strong> spezifische<br />

Nahrungsvorlieben. So trinkt ein durchschnittlicher Einjähriger<br />

wesentlich mehr Fruchtsaft <strong>und</strong> nimmt bestimmtes<br />

Obst wesentlich häufiger zu sich als der durchschnittliche<br />

Erwachsene. Folglich ist bei <strong>Kinder</strong>n in diesem Alter die Pesti-<br />

zid- oder Schwermetallaufnahme aus Getreide, Gemüse, Obst<br />

oder Säften besonders hoch. Die Hauptquelle der Chemikalienaufnahme<br />

stellt jedoch weiterhin die Kuhmilch dar, da auch sie<br />

von Kleinkindern mehr als von Erwachsenen konsumiert wird<br />

(European Environment Agency & World Health Organization,<br />

2002).<br />

Über die in Milchprodukten enthaltenen tierischen Fette sind<br />

Kleinkinder den fettlöslichen organischen Substanzen stärker<br />

ausgesetzt als Erwachsene. Zudem besteht bei industriell hergestellter<br />

Babynahrung gr<strong>und</strong>sätzlich auch die Gefahr einer<br />

Kontamination durch chemische Verunreinigungen. Auch das<br />

Trinkwasser kann unter anderem Substanzen wie Blei, Kupfer<br />

<strong>und</strong> Pestizide enthalten, die auch in Mengen unterhalb der<br />

zulässigen Grenzwerte für Kleinkinder gefährlich sein können.<br />

Doch die Chemikalienaufnahme über den M<strong>und</strong> ist - auch<br />

unabhängig von der Ernährung bei Kleinkindern - entschieden<br />

höher als bei Erwachsenen. Durch ihr Spielverhalten <strong>und</strong> ihre<br />

geringe Körpergröße halten sich <strong>Kinder</strong> häufig in Bodennähe<br />

auf. Da sich viele Giftstoffe in Bodennähe ablagern <strong>und</strong> sich im<br />

Hausstaub oder in der Erde ansammeln, führt dieses Verhalten<br />

zu besonders starkem Chemikalienkontakt (Intergovernmental<br />

Forum on Chemical Safety, 2003).<br />

Hinzu kommt, dass kleine <strong>Kinder</strong> viele Gegenstände sowie ihre<br />

Hände häufig in den M<strong>und</strong> nehmen. Dadurch nehmen sie deutlich<br />

mehr gefährliche Stoffe auf als dies durch bloßen Hautkontakt<br />

möglich wäre. Dieser M<strong>und</strong>kontakt ist besonders bei<br />

vielen Kunststoffen (z.B. Schnuller oder Spielzeug) gefährlich<br />

(Schneider et al., 2002). Häufig sind darin Weichmacher enthalten,<br />

die für eine Biegsamkeit des Materials sorgen, aber<br />

auch eine das Hormonsystem schädigende Wirkung haben.<br />

Andere Belastungen mit gefährlichen Chemikalien können z.B.<br />

durch den Gebrauch von lindanhaltigen Haarshampoos entstehen,<br />

die zur Behandlung von Kopfläusen <strong>und</strong> Krätze eingesetzt<br />

werden (Knust, 1998). Auch für <strong>Kinder</strong> ungeeignete Farbstifte<br />

können eine Gefahr darstellen, wenn sie beim Spielen in den<br />

M<strong>und</strong> genommen werden, wodurch die Farbstoffe direkt in den<br />

Körper gelangen.<br />

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