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Kinder besser schützen - Verband arbeits- und. berufsbedingt ...

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<strong>Kinder</strong> <strong>besser</strong> <strong>schützen</strong><br />

tionen vorliegen können (de Zwart et al., 2002). Auch die Bindung<br />

von Stoffen an Eiweißsubstanzen des Körpers ist sehr<br />

entscheidend, da nur ungeb<strong>und</strong>ene Stoffe das Gefäßsystem<br />

verlassen <strong>und</strong> in andere Gewebe eindringen können.<br />

Aus diesen Gründen ist es z.B. völlig unbestritten, dass Medikamente<br />

für <strong>Kinder</strong> anders zusammengesetzt <strong>und</strong> dosiert sein<br />

müssen als für Erwachsene (Reed, 2000).<br />

Viele chemische Stoffe werden im Körper durch bestimmte<br />

Enzyme umgewandelt <strong>und</strong> dabei aktiviert oder entgiftet. Die<br />

Fähigkeiten eines Kindes, Giftstoffe zu zerlegen <strong>und</strong> auszuscheiden,<br />

unterscheiden sich von denen eines Erwachsenen.<br />

Die Aktivität dieser Enzyme ist bei Föten <strong>und</strong> Neugeborenen im<br />

Vergleich zu Erwachsenen sehr vermindert, woraus eine reduzierte<br />

Entgiftungsleistung folgen kann. Sie erreicht aber schon<br />

innerhalb eines Monats die Aktivität von Erwachsenen (Cresteil,<br />

1998). Auch die Nieren sind noch bis zu einem halben<br />

Lebensjahr nicht vollständig ausgereift (Schwartz et al., 1976).<br />

Hieraus resultiert in den ersten sechs bis zwölf Lebensmonaten<br />

eine verlangsamte Abbaurate für bestimmte Stoffe (Nau 1994).<br />

Leber <strong>und</strong> Nieren beginnen erst nach <strong>und</strong> nach ihre Aktivität<br />

<strong>und</strong> erreichen erst im Alter von einem Jahr das Erwachsenenniveau<br />

(Timbrell, 2000). Auch die Stoffausscheidung über die<br />

Galle ist während des ersten Lebensmonats des Säuglings noch<br />

nicht voll entwickelt (de Zwart et al., 2002), was ebenfalls zu<br />

einer Verzögerung der Fremdstoffausscheidung führen kann.<br />

Auch wenn manche Stoffe von <strong>Kinder</strong>n <strong>besser</strong> ausgeschieden<br />

werden, so haben giftige Chemikalien in den meisten Fällen<br />

für <strong>Kinder</strong> viel schwerwiegendere Auswirkungen (Spielberg,<br />

1992; Gray et al., 1991). So sind z.B. die Halbwertszeiten von<br />

Schadstoffen aufgr<strong>und</strong> einer noch niedrigeren Leberfunktion<br />

länger (World Health Organization et al., 2006).<br />

3.1.2 Wachstum<br />

Während der Schwangerschaft, in den ersten drei Lebensjahren<br />

<strong>und</strong> dann noch einmal während der Pubertät wachsen viele<br />

Organsysteme sehr stark. Das gilt vor allem für das Nervensystem,<br />

aber auch für die Lunge, das Immunsystem <strong>und</strong> die Fortpflanzungsorgane.<br />

Während dieser Zeit werden Strukturen<br />

entwickelt <strong>und</strong> lebensnotwendige Verknüpfungen hergestellt.<br />

In diesen für die Organentwicklung so kritischen Prozessen ist<br />

das Zusammenspiel der beteiligten Zellen von großer Bedeu-<br />

18<br />

tung <strong>und</strong> gegenüber Störungen von außerhalb außerordentlich<br />

empfindlich. So müssen die Zellgruppen eine ausreichende<br />

Fähigkeit haben, die für eine korrekte Entwicklung notwendigen<br />

Botschaften zu ganz speziellen Zeiten <strong>und</strong> Orten zu senden,<br />

um andere Zellgruppen entsprechend richtig zu beeinflussen<br />

(World Health Organization et al., 2006).<br />

Aus dem vermehrten Zellwachstum folgt ein höheres Risiko für<br />

Veränderungen am Erbgut, da sich bei jeder Zellteilung auch<br />

der Zellkern mit der gesamten Erbinformation verdoppeln<br />

muss. In dieser Phase sind die Zellen für Chemikalien besonders<br />

anfällig. Die empfindlichen Entwicklungsprozesse können<br />

leicht gestört werden. Auch sind die sich entwickelnden Systeme<br />

nicht darauf ausgerichtet, Beschädigungen zu reparieren,<br />

die von Umweltschadstoffen verursacht worden sind.<br />

Unabhängig davon, dass wachsende Zellen <strong>und</strong> sich entwickelnde<br />

Organe besonders empfindlich sind, bringt das<br />

schnelle Wachstum der <strong>Kinder</strong> noch einen weiteren Nachteil<br />

mit sich. <strong>Kinder</strong> nehmen viele Stoffe auf, um ausreichend an<br />

Größe <strong>und</strong> Gewicht zulegen. Die durch das Wachstum bedingte<br />

höhere Stoffwechselaktivität verschiedener Gewebe kann<br />

folgerichtig auch zu einer verstärkten Aufnahme von Schadstoffen<br />

führen, was insbesondere bei Geweben mit einer hohen<br />

Zellteilungsrate als bedenklich eingestuft werden muss. Da<br />

sich der kindliche Organismus noch im Aufbau befindet, können<br />

sie bestimmte Schadstoffe aufnehmen <strong>und</strong> einlagern, die<br />

Erwachsene ausscheiden. Untersuchungen zu Blei haben<br />

gezeigt, dass Kleinkinder von einer bestimmten Menge 50%<br />

aufnehmen <strong>und</strong> einlagern, während Erwachsene nur 5-15%<br />

aufnehmen (Goyer, 1996; United States Department of Health<br />

and Human Services & Agency for Toxic Substances and Disease<br />

Registry, 2002).<br />

3.2 Empfindlichkeit in verschiedenen Entwicklungsstufen<br />

Die Aufnahmefähigkeit, Verteilung, Umwandlung <strong>und</strong> Ausscheidung<br />

von Chemikalien hängt von der Entwicklungsstufe<br />

des Kindes ab. Daher kann auch die Empfindlichkeit von <strong>Kinder</strong>n<br />

bei Betrachtung desselben Schadstoffes in den verschiedenen<br />

Entwicklungsphasen variieren. Die Ursachen für die<br />

Unterschiede resultieren, neben dem altersbezogenen Verhalten,<br />

vor allem aus altersbedingten körperlichen Empfindlich-

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