Kinder besser schützen - Verband arbeits- und. berufsbedingt ...
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4 Belastung von <strong>Kinder</strong>n mit Chemikalien<br />
4.1 Langlebigkeit <strong>und</strong> Anreicherung<br />
Im menschlichen Blut, im Fettgewebe, in der Leber <strong>und</strong> im Urin<br />
lassen sich unzählige synthetische Chemikalien nachweisen. Die<br />
Stoffe werden schon während der Schwangerschaft auf die<br />
Föten übertragen. Auch in der Muttermilch sind bereits über 300<br />
verschiedene synthetische Chemikalien gef<strong>und</strong>en worden. Einige<br />
synthetische Chemikalien werden nur sehr langsam biologisch<br />
abgebaut. Sie entweichen aus den Materialien, in denen sie nur<br />
begrenzt geb<strong>und</strong>en sind, können über die Nahrung, die Haut <strong>und</strong><br />
die Atemluft aufgenommen werden <strong>und</strong> sich im menschlichen<br />
Gewebe anreichern. Die Konzentration gefährlicher Chemikalien<br />
im Körper steigt, je höher ein Lebewesen in der Nahrungskette<br />
steht. Einige Substanzen, insbesondere fettlösliche Chemikalien<br />
<strong>und</strong> Schwermetalle, können in tierischen Geweben Konzentrationen<br />
erreichen, die um mehrere tausendmal höher sind als diejenigen<br />
im Wasser, Boden oder Schlamm. Das bedeutet auch,<br />
dass die Konzentration der Stoffe im menschlichen Körper sehr<br />
schnell höher werden kann als die in der Nahrung. Noch stärker<br />
trifft dies auf den gestillten Säugling zu, der sich von Muttermilch,<br />
also bereits „menschlichen“ Produkten ernährt, <strong>und</strong> somit<br />
an der Spitze der Nahrungskette steht (Abb. 3).<br />
4.2 Ergebnisse verschiedener Untersuchungen<br />
Schadstoffanalysen können in Urin, Blut, Nägeln, Speichel,<br />
Haaren, Zähnen <strong>und</strong> Kot erfolgen. Für Messungen zur Belastung<br />
von Müttern wird außerdem Fruchtwasser <strong>und</strong> Muttermilch<br />
herangezogen. Alle diese Analysen können Aufschluss<br />
über die Belastung von Ungeborenen <strong>und</strong> Neugeborenen<br />
geben. Zur Ermittlung der Belastung im Mutterleib werden<br />
außerdem Messungen im Nabelschnurblut <strong>und</strong> im Kindspech<br />
genutzt, zu der Belastung in frühen Kindheitstagen auch erste<br />
Zähne (World Health Organization et al., 2006). Die Ergebnisse<br />
zeigen deutlich, dass <strong>Kinder</strong> den verschiedensten Stoffen nicht<br />
nur ausgesetzt sind, sondern dass sie tatsächlich einen beachtlichen<br />
Teil der Chemikalien in ihren Körper einbauen.<br />
4.2.1 Nabelschnurblut<br />
Gefährliche Chemikalien sind im Blut von Schwangeren weit<br />
verbreitet <strong>und</strong> werden über die Nabelschnur auf das ungeborene<br />
Kind übertragen. Bei einer Untersuchung in Grönland wurden<br />
im Nabelschnurblut sogar höhere Konzentrationen von<br />
Methylquecksilber als im mütterlichen Blut gef<strong>und</strong>en (Hansen<br />
et al., 1990).<br />
Baby–x?<br />
Frau–x?<br />
Seeforelle–x 2.800.00<br />
Stint–x 835.000<br />
Kleinkrebse–x 45.000<br />
Zooplankton–x 500<br />
Phytoplankton–x 250<br />
Abbildung 3:<br />
Anreicherung<br />
von Schadstoffen<br />
entlang der Nahrungskette.<br />
(nach<br />
Colborn et al.,<br />
1996)<br />
Zwei Studien zum Chemikaliengehalt der Nabelschnur aus dem<br />
Jahr 2005 haben erstmals dafür gesorgt, dass konkrete Messergebnisse<br />
vorliegen. Wenn auch die Ergebnisse aufgr<strong>und</strong> der<br />
geringen Anzahl von Proben nicht statistisch abgesichert sind,<br />
geben sie doch Anhaltspunkte für den Grad der tatsächlichen<br />
Belastung. Die US-amerikanische Studie der Environmental<br />
Working Group (EWG) untersuchte zehn Neugeborene auf insgesamt<br />
413 Schadstoffe. In der von Greenpeace <strong>und</strong> dem<br />
World Wide F<strong>und</strong> for Nature (WWF) in Zusammenarbeit mit<br />
der niederländischen Universitätsklinik Groningen durchgeführten<br />
Untersuchung wurden 27 Nabelschnurblutproben auf<br />
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