Kinder besser schützen - Verband arbeits- und. berufsbedingt ...
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<strong>Kinder</strong> <strong>besser</strong> <strong>schützen</strong><br />
men von Schlaganfällen <strong>und</strong> Prostatakrebs bei Arbeitern, die<br />
beruflich mit PFOA in Kontakt kommen, in Zusammenhang<br />
gebracht. Von Perfluoroktansulfonat (PFOS) können einige<br />
Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht aufgenommen<br />
werden. Es führt in Tierversuchen zu Krebs, Geburtsfehlern <strong>und</strong><br />
anderen negativen Effekten auf das Fortpflanzungssystem<br />
(Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit <strong>und</strong> Entwicklung,<br />
2002). Beim Menschen wird ein Zusammenhang mit<br />
Tumoren der männlichen Fortpflanzungsorgane, des Verdauungssystems<br />
sowie der Harn- <strong>und</strong> Gallenblase vermutet (Environmental<br />
Working Group, 2005).<br />
5.6 Schwermetalle<br />
Die schädigende Wirkung von Blei auf das Nervensystem ist<br />
lange bekannt. Deshalb wurden in manchen Bereichen ges<strong>und</strong>heitsfre<strong>und</strong>lichere<br />
Alternativen entwickelt. So wurden z.B.<br />
bleierne Wasserrohre nach <strong>und</strong> nach ausgetauscht <strong>und</strong> das<br />
bleifreie Benzin entwickelt. Lange Zeit wurde Blei über das<br />
Trinkwasser <strong>und</strong> die Atemluft in beachtlichen Konzentrationen<br />
aufgenommen. Im Blut <strong>und</strong> in den Haaren deutscher <strong>Kinder</strong><br />
zwischen 6 <strong>und</strong> 14 Jahren konnte Blei nachgewiesen werden,<br />
in den Haaren durchschnittlich 1,02 Mikrogramm pro gramm<br />
(μg/g), im Blut 32,3 Mikrogramm pro Liter (μg/l) (Schulz &<br />
Becker, 1999). Inzwischen sind die Werte auf unter 15 μg/l<br />
gesunken (Robert-Koch-Institut, 2006). Gelangt Blei ins<br />
menschliche Blut, wird es im ganzen Körper verteilt <strong>und</strong> kann<br />
auch ins Gehirn gelangen <strong>und</strong> dieses schädigen. Langfristig<br />
lagert es sich in den Knochen ab. Blei wirkt schon in winzigen<br />
Dosierungen, auch unter dem von der WHO festgelegten<br />
Grenzwert von 100 Mikrogramm pro Liter Blut, schädigend auf<br />
das Nervensystem (Canfield et al., 2003). Bei 1% der untersuchten<br />
deutschen <strong>Kinder</strong> wurde sogar ein Bleigehalt von100-<br />
150μg/l Blut festgestellt (Schulz & Becker, 1999). Einige Wissenschaftler<br />
vertreten die Meinung, dass es keinen sicheren<br />
Grenzwert für Blei im Blut gibt (Anonym, 2003).<br />
Ähnlich wie beim Blei ist auch vom organischen Quecksilber<br />
(Methylquecksilber) die Nerven schädigende Wirkung allgemein<br />
bekannt. Die größte Quecksilberquelle ist belasteter Seefisch,<br />
der oftmals erhöhte Konzentrationen an Methylquecksilber<br />
enthält (European Environment Agency & World Health<br />
Organisation, 2002). Eine fischreiche Ernährung der Mutter<br />
34<br />
kann so die geistige Entwicklung des Kindes beeinträchtigen.<br />
Die zweitgrößte Quelle sind Amalgam-Zahnfüllungen, die<br />
anorganisches Quecksilber enthalten. Im Urin deutscher <strong>Kinder</strong><br />
ließen sich 1990-1992 0,54μg/l Quecksilber nachweisen. Pro<br />
Zahnfüllung mit Amalgam stiegen die Werte um 35% an<br />
(Schulz & Becker 1999). Inzwischen haben die Werte stark<br />
abgenommen, ebenso wie die Anzahl der Amalgamfüllungen<br />
(Kollossa, Umweltb<strong>und</strong>esamt, mündliche Mitteilung). Insbesondere<br />
ein Kontakt mit dem Stoff im Mutterleib – über das<br />
Blut der Mutter – kann fatale Folgen haben. Die Empfindlichkeit<br />
des Fötus gegenüber Methylquecksilber ist drei- bis viermal<br />
so hoch wie bei Erwachsenen (Wilhelm, 1999). Bei hohen<br />
Konzentrationen im Nabelschnurblut können Lähmungen von<br />
Großhirnpartien oder Epilepsie die Folge sein. Geringere Konzentrationen<br />
können zu neuropsychologischen Defiziten<br />
führen (European Environment Agency & World Health Organisation,<br />
2002).<br />
5.7 Pestizide <strong>und</strong> Biozide<br />
Pestizide werden als Schädlingsbekämpfungsmittel in der<br />
Landwirtschaft eingesetzt, z.B. beim Anbau von Obst <strong>und</strong><br />
Gemüse. Auch Biozide dienen als Schädlingsbekämpfungsmittel,<br />
sie kommen in nicht-landwirtschaftlichen Anwendungen<br />
zum Einsatz, z.B. bei der Verwendung im eigenen Garten, auf<br />
öffentlichen Rasenflächen oder bei der Bekämpfung unerwünschter<br />
„Mitbewohner“ im Innenraum. Pestizide sollen<br />
Nutzpflanzen, Biozide das menschliche Umfeld vor Schädlingsbefall<br />
<strong>schützen</strong> – oft kommen die gleichen Chemikalien zum<br />
Einsatz. In Deutschland sind derzeit r<strong>und</strong> 250 Wirkstoffe <strong>und</strong><br />
1 900 Präparate zugelassen, auf europäischer Ebene sind es<br />
r<strong>und</strong> 800 Wirkstoffe in 20 000 Präparaten. In Deutschland werden<br />
r<strong>und</strong> 100 000 Tonnen Pestizide meist durch einige wenige<br />
Chemiekonzerne produziert.<br />
Menschen werden an erster Stelle über die Nahrung mit Pestiziden<br />
belastet. Heute sind in fast der Hälfte unserer pflanzlichen<br />
Lebensmittel Rückstände von Pestiziden nachweisbar. In<br />
r<strong>und</strong> 30% der untersuchten Proben findet sich sogar mehr als<br />
ein Pestizid-Rückstand (Pestizid-Aktions Netzwerk, 2005b).<br />
Eine besondere Belastungssituation entsteht für <strong>Kinder</strong> in<br />
landwirtschaftlichen Haushalten, da sie entweder von ihren<br />
Eltern mit auf die Felder genommen werden <strong>und</strong> dort direkt in