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Kinder besser schützen - Verband arbeits- und. berufsbedingt ...

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ne 67/548/EWG seit 2002 als fortpflanzungsschädlich eingestuft<br />

ist, muss jede Chemikalien-Mischung, in der mehr als<br />

0,5% DEHP enthalten sind, mit dem Totenkopfsymbol als „giftig“<br />

gekennzeichnet werden. Für industrielle Anwender muss<br />

auch der Satz „Kann die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen“<br />

(R60) <strong>und</strong> „Kann das Kind im Mutterleib schädigen“ (R61)<br />

auf der Verpackung stehen. Dennoch kann dieser Stoff in Endprodukten<br />

50% des Gewichtes ausmachen, ohne dass irgendein<br />

Gesetz vorschreiben würde, dies zu deklarieren. Denn die<br />

Kennzeichnungspflicht gilt nur für chemische Zubereitungen,<br />

nicht aber für Endprodukte.<br />

5.3.2 Bisphenol A<br />

Bisphenol A (BPA) ist eine hormonell aktive Substanz, die seit<br />

etwa 40 Jahren im großtechnischen Maßstab hergestellt wird.<br />

Die Substanz wird z.B. in Zahnfüllungen <strong>und</strong> Thermopapier<br />

benutzt, sowie in CDs, Auto-Armaturen <strong>und</strong> transparenten Plastikflaschen.<br />

Auch Nahrungsmittel- <strong>und</strong> Getränkedosen werden<br />

innen häufig mit einem weißen, BPA-haltigen Epoxidharz<br />

überzogen, wobei sich das Bisphenol A dann später z.B. in den<br />

Erbsen nachweisen ließ (Brotons et al., 1995). Die für die<br />

Ges<strong>und</strong>heit von <strong>Kinder</strong>n sicherlich problematischste Anwendung<br />

ist diejenige für Babyfläschchen, aus denen BPA insbesondere<br />

durch das Einfüllen warmer Milch oder die Erhitzung<br />

in der Mikrowelle in verstärktem Maße entweicht <strong>und</strong> von den<br />

Kleinkindern zusammen mit der Flüssigkeit aufgenommen<br />

wird.<br />

Der jährliche Einsatz von BPA in Deutschland wird auf 410 000<br />

Tonnen pro Jahr geschätzt. Weltweit beträgt das jährliche Produktionsvolumen<br />

2,9 Millionen Tonnen (Vom Saal & Hughes,<br />

2005). Da Bisphenol A chemisch nicht fest geb<strong>und</strong>en ist <strong>und</strong><br />

sich aus den Produkten herauslösen kann, lässt sich mittlerweile<br />

eine weitreichende Belastung des Menschen nachweisen.<br />

Durch Wärme, Säuren <strong>und</strong> Laugen wird die Freisetzung beschleunigt.<br />

Der mittlere BPA-Gehalt in menschlichem Blut <strong>und</strong> Gewebe<br />

einschließlich Nabelschnurblut <strong>und</strong> fötalem Blut ist mittlerweile<br />

höher als die Konzentration, bei der bei Mäusen eine<br />

Beeinträchtigung der Sexualentwicklung beobachtet werden<br />

konnte (Vom Saal & Hughes, 2005).<br />

Die östrogene Wirkung von Bisphenol A kann eine vergrößerte<br />

Prostata, geringere Spermienkonzentration oder eine verfrühte<br />

Pubertät zur Folge haben. Im Tierversuch mit Mäusen störte der<br />

Stoff aber nicht nur die Sexualentwicklung, sondern auch die<br />

Gehirnentwicklung (Vom Saal & Hughes, 2005). Neueste Untersuchungen<br />

kommen zu dem Schluss, dass der Stoff das Hormonsystem<br />

schon in viel kleineren Mengen, den so genannten<br />

Niedrigdosen, beeinträchtigen kann als bisher angenommen.<br />

Eine Auswertung der bisherigen Untersuchungen zu Niedrigdosen<br />

unter 50 Mikrogramm BPA pro Kilogramm (μg/kg) Körpergewicht<br />

pro Tag ergab signifikante Effekte. Schon bei einer Menge<br />

von 0,23 ppt (parts per trillion = Teile pro Billion) konnte in<br />

Experimenten an einzelnen Zellen die östrogene Wirkung des<br />

BPA nachgewiesen werden, die sich in einer Störung der Zellfunktionen<br />

manifestierte (Vom Saal & Hughes, 2005).<br />

5.4 Moschusverbindungen<br />

Künstliche Moschusverbindungen werden als Duftstoffe in<br />

zahlreichen Produkten eingesetzt, z.B. in Waschmitteln, Cremes,<br />

Lufterfrischern oder Parfüms. Früher wurden sie aus den<br />

Drüsen des asiatischen Moschushirsches gewonnen, heute<br />

aber werden sie in ca. 1000 verschiedenen Verbindungen synthetisch<br />

nachgebildet. Allerdings sind nur 30 davon wirtschaftlich<br />

relevant. Die wirtschaftlich wichtigsten stellen die<br />

polyzyklischen Moschusverbindungen sowie die Gruppe der<br />

Nitromoschusverbindungen (Moschusxylol <strong>und</strong> Moschusketon)<br />

dar.<br />

Diese Stoffe werden hauptsächlich über die Haut aufgenommen.<br />

Sie sind langlebig <strong>und</strong> reichern sich in den Geweben an.<br />

Bis heute sind die Langzeitwirkungen noch wenig erforscht.<br />

Polyzyklische- <strong>und</strong> Nitromoschusverbindungen sollen die<br />

Fähigkeit besitzen, Transportmechanismen zum Entfernen<br />

anderer gefährlicher Schadstoffe langfristig zu hemmen.<br />

Dadurch können verschiedene Chemikalien ungehindert in die<br />

Zelle eindringen <strong>und</strong> den Zellstoffwechsel empfindlich stören<br />

(Luckenbach & Epel, 2005). Viele künstliche Moschusverbindungen<br />

sind zudem langlebig <strong>und</strong> bioakkumulierbar. Beide<br />

Verbindungen können möglicherweise Entwicklungsstörungen<br />

durch Exposition über die Haut hervorrufen (EU-Kommission,<br />

2001a; 2001b). Moschusxylol führte in hohen Konzentrationenzudem<br />

im Tierversuch bei Mäusen zu Krebs (EU Scientific Com-<br />

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