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Kinder besser schützen - Verband arbeits- und. berufsbedingt ...

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<strong>Kinder</strong> <strong>besser</strong> <strong>schützen</strong><br />

Wie wirken sich die Chemikalien im Körper von <strong>Kinder</strong>n auf die<br />

Ges<strong>und</strong>heit aus?<br />

<strong>Kinder</strong> leiden zunehmend unter Krankheiten, die auf Chemikalien<br />

zurückgeführt werden. So ist z.B. bei Schädigungen des<br />

Hormonsystems ein Anstieg zu beobachten. Die Entwicklung<br />

des Hormonsystems beinhaltet kompliziert aufeinander abgestimmte<br />

Prozesse, deren Störung lebenslange Folgen für praktisch<br />

jedes Organ <strong>und</strong> jede Zelle des menschlichen Körpers<br />

haben kann. Schadstoffe können auch zu Störungen des Fortpflanzungssystems<br />

führen. Dazu zählen bei Jungen Entwicklungsstörungen<br />

<strong>und</strong> Missbildungen der Fortpflanzungsorgane,<br />

Hodenkrebs <strong>und</strong> eine reduzierte Spermienanzahl. Die Spermienzahl<br />

hat seit den 30er Jahren des letzten Jahrh<strong>und</strong>erts im<br />

Schnitt 1% pro Jahr abgenommen. Das Auftreten von Harnröhrenspalten<br />

als Geburtsdefekte hat sich von 1970-1993 verdoppelt.<br />

Bei weiblichen Jugendlichen mehren sich die Anzeichen<br />

dafür, dass die Pubertät immer früher einsetzt. Auch dies<br />

kann unter anderem mit der Belastung durch hormonell wirksame<br />

Chemikalien in Verbindung stehen, da die sexuelle Entwicklung<br />

hormonell gesteuert wird. Auch Krankheiten wie<br />

Asthma, Heuschnupfen <strong>und</strong> Ekzeme nehmen vor allem bei <strong>Kinder</strong>n<br />

weltweit zu. In Deutschland leiden 17% aller <strong>Kinder</strong> von<br />

3-17 Jahren an einer Allergie, bei 5% wurde schon einmal<br />

Asthma diagnostiziert, bei 13% Neurodermitis <strong>und</strong> bei 11%<br />

Heuschnupfen. Diese zunehmenden Störungen des Immunsystems<br />

können auch den Schutz gegen Infektionskrankheiten<br />

<strong>und</strong> Krebs beeinträchtigen. Das sich entwickelnde Nervensystem<br />

ist gegenüber Störungen durch giftige Chemikalien<br />

wesentlich empfindlicher als das erwachsene Gehirn. Durch<br />

Schadstoffe ausgelöste Störungen im Nervensystem können<br />

vielfältige Ausprägungen haben <strong>und</strong> von reduziertem Wahrnehmungsvermögen<br />

<strong>und</strong> verminderter Intelligenz bis hin zu<br />

Verhaltensstörungen <strong>und</strong> gestörtem Sozialverhalten reichen.<br />

So hat seit 1980 eine 10fache Steigerung beim Auftreten von<br />

Autismus bei US-amerikanischen <strong>Kinder</strong>n stattgef<strong>und</strong>en. Auch<br />

die Rate von Krebserkrankungen bei <strong>Kinder</strong>n ist im Laufe der<br />

letzten 30 Jahren in Europa angestiegen. Viele der Produkte,<br />

die uns im Alltag umgeben, sind mit Krebs erregenden Substanzen<br />

belastet. <strong>Kinder</strong> sind aufgr<strong>und</strong> der höheren Zellteilungsrate<br />

sämtlicher Organsysteme diesen Stoffen gegenüber<br />

besonders empfindlich.<br />

6<br />

Wie kann die Belastung von <strong>Kinder</strong>n mit gefährlichen Chemikalien<br />

verringert werden?<br />

Immer mehr Wissenschaftler sind der Meinung, dass zwischen<br />

den frühen Schadstoffeinwirkungen <strong>und</strong> der zunehmenden<br />

Anzahl von Krankheiten bei <strong>Kinder</strong>n ein Zusammenhang<br />

besteht. Die Anzahl von Chemikalien, die die Entwicklung von<br />

<strong>Kinder</strong>n beeinträchtigen können, nimmt zu. Dieser unhaltbare<br />

Zustand ist nur durch eine gr<strong>und</strong>legende politische Lösung zu<br />

beheben. In Brüssel wird zurzeit eine neue Chemikalienpolitik<br />

diskutiert: die Verordnung zur Registrierung, Evaluierung<br />

(Bewertung) <strong>und</strong> Autorisierung (Zulassung) von Chemikalien,<br />

REACH. Sie soll bis Ende 2006 abgeschlossen sein.<br />

Während der Erarbeitung dieser Studie ist noch offen: Wird<br />

REACH zu einer verpassten Chance, Chemikalien in der EU<br />

sicherer zu machen? Oder wird die Reform ein erster Schritt<br />

sein zu einem <strong>besser</strong>en Schutz unserer <strong>Kinder</strong> vor gefährlichen<br />

Chemikalien? Vor dieser Wahl stehen die europäischen Entscheidungsträger<br />

in den kommenden Monaten. Es liegt in ihren<br />

Händen, in den Verhandlungen um REACH zu beweisen, dass<br />

ihnen auch die Ges<strong>und</strong>heit unserer <strong>Kinder</strong> wichtig ist <strong>und</strong> nicht<br />

nur die kurzfristigen Wirtschaftsinteressen der chemischen<br />

Industrie. Denn der Druck der großen Wirtschafts- <strong>und</strong> Chemieverbände<br />

hat dazu geführt, dass wichtige Elemente der<br />

Reform so stark abgeschwächt wurden, dass REACH die<br />

Ges<strong>und</strong>heit unserer <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> die Umwelt nicht mehr ausreichend<br />

<strong>schützen</strong> kann, wenn nicht wesentliche Elemente nachge<strong>besser</strong>t<br />

werden. Die deutschen <strong>und</strong> europäischen zivilgesellschaftlichen<br />

Verbände (Umwelt- <strong>und</strong> Verbraucherschutzverbände,<br />

Gewerkschaften, kirchliche Gruppen, Ärzte-, Ges<strong>und</strong>heits-<br />

<strong>und</strong> Frauenverbände) haben gemeinsam Forderungen an<br />

eine neue Chemikalienpolitik formuliert (siehe Kasten).<br />

Unsere Gesellschaft wird aus vielen Gründen als kinderfeindlich<br />

beschrieben. Die Chemikalienpolitik ist ein Feld, auf dem<br />

PolitikerInnen beweisen können, dass ihnen der Schutz unserer<br />

<strong>Kinder</strong> am Herzen liegt.

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